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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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Mitteilungen, Gedanken und Bilder, gesandt aus dem in einem kurzen Menschenleben nicht zu bezwingenden Raum, werden uns früher oder später erreichen, und immer fernere Welten werden sich uns erschließen. Unser Wissen bereichert sich immer mehr, und ununterbrochen geht diese Arbeit weiter.«
    Nisa hörte aufmerksam zu.
    »Stellen Sie sich die ersten interstellaren Flüge vor. Kleine Schiffe, die weder über hohe Geschwindigkeiten noch über ausreichende Schutzvorrichtungen verfügten. Ja, und unsere Ahnen lebten nur halb so lange wie wir, doch sie opferten ihr ganzes Leben solch einem Flug. Das ist wahre menschliche Größe!«
    Nisa warf den Kopf zurück, wie immer, wenn sie jemand widersprach.
    »Später, wenn man Mittel und Wege gefunden hat, den Raum auf andere Weise zu bezwingen, sagt man vielleicht von Ihnen allen — das waren Helden, die mit so unzulänglichen Mitteln den Kosmos erobert haben!«
    Der Expeditionsleiter schmunzelte und streckte dem Mädchen die Hand entgegen. »Und auch von Ihnen, Nisa!«
    Sie errötete.
    »Es macht mich stolz, daß ich mit Ihnen zusammen hier sein kann. Alles würde ich hingeben, um immer wieder im Kosmos zu sein.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Erg Noor nachdenklich. »Doch nicht alle sind dazu bereit.«
    Mit weiblichem Feingefühl erriet Nisa die Gedanken des Expeditionsleiters. In seiner Kajüte hingen zwei Stereofotos von der schönen Weda Kong, Historikerin für die alte Welt. Auf dem einen blickte sie mit ihren tiefblauen Augen unter langen, geschwungenen Brauen auf den Betrachter. Mit strahlendem Lächeln hielt sie ihre sonnengebräunten Hände an das lange aschblonde Haar. Das andere Foto zeigte sie lachend auf einer bronzenen Schiffskanone — einem Denkmal des grauen Altertums.
    Erg Noor nahm Nisa gegenüber Platz.
    »Wenn Sie wüßten, Nisa, wie roh das Schicksal der Sirda meinen Traum zerstört hat!« sagte er plötzlich dumpf und legte vorsichtig die Finger auf den Anlasser der Anamesontriebwerke, als wolle er den rasenden Flug des Sternschiffes auf das Äußerste beschleunigen.
    »Wenn die Sirda nicht ausgestorben wäre und wir dort Treibstoff erhalten hätten«, setzte er als Antwort auf ihre stumme Frage fort, »hätte ich die Expedition unbesorgt weitergeführt. So war es mit dem Rat vereinbart. Die Sirda hätte alles Erforderliche mitgeteilt, und die ›Tantra‹ wäre weitergeflogen — mit denen, die sich bereit erklärthätten. Die ›Algrab‹ wäre dann zur Sirda gerufen worden und hätte die übrigen an Bord genommen.«
    »Wer wäre denn schon auf der Sirda zurückgeblieben!« rief das Mädchen erregt. »Etwa Pur Hiss? Aber auch er ist doch ein großer Wissenschaftler! Hätte nicht auch ihn das Neue gereizt?«
    »Und Sie, Nisa? Wären Sie mitgekommen?«
    »Ich? Selbstverständlich!«
    »Aber wohin?« fragte Erg Noor plötzlich hart und sah das Mädchen unverwandt an.
    »Wohin Sie wollen, sogar . . .« Sie wies auf den schwarzen Abgrund zwischen zwei Zweigen der Milchstraßenspirale.
    »Oh, nicht soweit! Sie wissen, Nisa, vor ungefähr fünfundachtzig Jahren startete die vierunddreißigste Sternenexpedition, die sogenannte Stufenexpedition. Drei Sternschiffe flogen in Richtung des Sternbilds der Leier davon. Die zwei, die keine Forscher an Bord hatten, gaben nacheinander ihr Anameson an das dritte ab und kehrten zurück. Ähnlich bezwangen Bergsteiger in früheren Zeiten die Gipfel der höchsten Berge. Das dritte Schiff, die ›Parus‹ . . .«
    ». . . kehrte nicht zurück!« flüsterte Nisa erregt.
    »Ja, die ›Parus‹ kam nicht zurück. Aber aus ihrem letzten Funkspruch ging hervor, daß sie ihr Ziel, das große Planetensystem der blauen Wega, erreicht hatte. Wie viele Menschen erfreuen sich seit unzähligen Generationen an diesem hellen Gestirn des nördlichen Sternhimmels! Der Abstand der Wega von der Erde beträgt acht Parsek oder einunddreißig Lichtjahre, und für gewöhnlich entfernen sich die Menschen nicht so weit von unserer Sonne. Wie dem auch sei, die ›Parus‹ erreichte ihr Ziel. Man weiß nicht, weshalb sie verschollen ist, ob ein Meteorit oder eine beträchtliche Funktionsstörung die Ursache war. Durchaus möglich, daß sie jetzt noch durch den Raum jagt, daß die Wagemutigen, die wir für tot halten, noch am Leben sind.«
    »Wie entsetzlich!«
    »Das ist das Schicksal jedes Sternschiffes, das nicht mehr mit annähernder Lichtgeschwindigkeit fliegen kann. Sofort entsteht zwischen ihm und seinem Heimatplaneten eine Entfernung von

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