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Das Mädchen aus dem All

Das Mädchen aus dem All

Titel: Das Mädchen aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Jefremow
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hatte sich eingeschaltet, das die »Tantra« auf Kurs hielt. Die starken Anamesontriebwerke schwiegen. Wie im Schlaf glitt das Sternschiff durch die Stille der Nacht, als drohe ihm und seiner Besatzung keine Gefahr. Gleich würden im Empfänger die lang ersehnten Rufzeichen ertönen, die beiden Sternschiffe würden ihre ungeheure Geschwindigkeit verringern, sich einander auf parallelen Kreisen nähern und sich nach Angleichung ihrer Geschwindigkeit Bord an Bord legen. Ein geräumiger röhrenförmiger Korridor würde die beiden Raumschiffwelten verbinden, und die »Tantra« würde wieder gigantische Kräfte entfalten können.
    Nisa war im Grunde ihres Herzens ruhig; sie glaubte an Erg Noor. Die fünf Jahre unterwegs waren weder lang noch bedrückend gewesen, besonders nachdem Nisa sich ihres Gefühls immer sicherer geworden war. Außerdem aber konnte man durch die interessanten Beobachtungen, durch Elektronenaufzeichnungen von Büchern, Musik und Filmen sein Wissen ständig ergänzen. Nisas Gefährten waren Menschen mit außerordentlichen Kenntnissen, und wenn die Nerven von den Eindrücken oder der langen, angespannten Arbeit ermüdeten . . . was tat es! In einem langen, durch hypnotische Schwingungen aufrechterhaltenen Schlaf versanken große Zeiträume im Nichts und flogen wie ein Augenblick vorüber. Neben dem Geliebten war Nisa glücklich. Doch bedrückte sie die schwierige Situation der anderen und besonders die seine. Wenn sie nur helfen könnte! Was ist jedoch ein so unwissendes Mädchen neben solchem Menschen! Aber vielleicht halfen ihm Zärtlichkeit, ihr ständiger guter Wille, der Wunsch, ihm die mühevolle Arbeit zu erleichtern.
    Der Expeditionsleiter erwachte und hob den vom Schlaf schweren Kopf. Noch immer summten gleichmäßig die Geräte, hin und wieder von den Schlägen des Hilfstriebwerkes unterbrochen. Wie zuvor versah Nisa ihren Dienst an den Geräten, den Rücken leicht gekrümmt, das junge Gesicht von Müdigkeit überschattet. Erg Noor warf einen Blick auf die kosmische Uhr und war mit einem Satz auf den Beinen.
    »Vierzehn Stunden habe ich geschlafen! Und Sie haben mich nicht geweckt! Das ist . . .« Er stockte, als er ihr frohes Lächeln bemerkte. »Sie ruhen sich sofort aus!«
    »Vielleicht kann ich hier schlafen . . . wie Sie«, sagte das Mädchen bittend. Nachdem Erg Noor zugestimmt hatte, ging sie essen, wusch sich und machte es sich im Sessel bequem. Heimlich beobachtete sie Erg Noor, als er, von einer Wellendusche erfrischt und vom Essen gestärkt, seinen Platz an den Instrumenten einnahm. Nachdem er ihre Angaben überprüft hatte, begann er mit schnellen Schritten auf und ab zu gehen.
    »Warum schlafen Sie nicht?« fragte er streng.
    Nisa schüttelte ihre kurzgeschnittenen roten Locken; die Frauen trugen bei außerirdischen Expeditionen kein langes Haar.
    »Ich denke nach«, begann sie zögernd, »und empfinde Ehrfurcht vor der Macht und Größe des Menschen, der so weit in die unermeßlichen Tiefen des Raumes vorgedrungen ist! Für Sie ist hier vieles selbstverständlich, aber ich bin zum erstenmal im Kosmos. Wenn ich nur daran denke: Aneiner so grandiosen Reise zu neuen Welten darf ich teilnehmen!«
    Erg Noor lächelte und strich sich über die Stirn.
    »Ich muß Sie enttäuschen oder, besser gesagt, Ihnen die wirkliche Größe unserer Macht zeigen. Hier.« Er machte sich am Projektor zu schaffen, und an der hinteren Kabinenwand flammte die leuchtende Spirale der Milchstraße auf.
    Erg Noor zeigte auf den inmitten der finsteren Umgebung kaum erkennbaren ausgefransten äußeren Zweig der Spirale, der aus spärlich verstreuten Sternen bestand, mattleuchtendem Staub gleich.
    »Das ist das Wüstengebiet der Galaxis, wo sich unser Sonnensystem und wir uns gegenwärtig befinden. Eine an Licht und Leben arme Peripherie. Dieser Zweig der Milchstraße erstreckt sich, wie Sie sehen, vom Schwan bis zum Schiff, ist weit von den zentralen Regionen entfernt und enthält außerdem einen Dunkelnebel. Hier. Um an diesem Zweig entlangzufliegen, würde unsere ›Tantra‹ ungefähr vierzigtausend Erdenjahre benötigen. Den leeren Raum, der uns vom nächsten System der Galaxis trennt, würden wir in viertausend Jahren überqueren. Sie sehen, unsere Flüge in die unermeßlichen Tiefen des Raumes sind vorläufig noch ein Herumtreten auf einem winzigen Fleck, der einen Durchmesser von einem halben Hundert Lichtjahren hat! Wie wenig wüßten wir von der Welt, gäbe es nicht den Großen Ring.

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