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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sie habe offenbar unterder Bühne gesteckt und sich durch den übermäßigen Stromverbrauch während des Konzerts überhitzt. Wahrscheinlich habe sie unbemerkt angefangen zu brennen und später den Brand ausgelöst.
    Aber die Polizei will auch Brandstiftung nicht ausschließen und fragt, ob die Besitzer Feinde gehabt hätten, was Mendy verneint. Doch damit geben sich die Beamten durchaus nicht zufrieden. Sie wollen unbedingt den Mann verhören, der in der Brandnacht im Restaurant übernachtet hat. Die bescheidene Unterkunft und Kleidungsstücke im Büro belegen ihrer Ansicht nach eindeutig, dass sich dort jemand häuslich eingerichtet hat. Mendy erklärt, sie habe alle Mitarbeiter befragt und niemanden gefunden, der in der Brandnacht über dem Büro geschlafen habe. Aber die Polizei lässt nicht locker und will einen Namen hören. Mendy gibt nach und sagt, die Beamten könnten ja den Kellner Bogo fragen. Von Tubais Existenz erwähnt sie weiterhin kein Wort.
    Die Polizei bestellt den Kellner zum Verhör aufs Revier, findet aber nichts Verdächtiges an ihm und lässt ihn wieder ziehen. Ein paar Tage später erklärt die Polizei den vermeintlichen Kabelbrand zur alleinigen Ursache des Feuers und stellt die Ermittlungen ein.
    Daraufhin will die Versicherung gar nicht mehr für den Schaden aufkommen. In ihrem Bericht hat die Polizei festgestellt, schon einen Tag vor dem Konzert, während einer Probe, habe es im Restaurant einen Kurzschluss gegeben. Mitarbeiter hätten einen brenzligen Geruch wahrgenommen, die Quelle aber nicht finden können. Die Versicherung unterstellt grobeFahrlässigkeit seitens des Restaurantbesitzers und erklärt die Entschädigungspflicht für erloschen. Als Mendy das erfährt, sieht sie schwarze Sterne vor den Augen flimmern. Zu diesem Zeitpunkt hat sie bereits einige Tausend Euro in die Renovierung gesteckt, und um sie zu Ende zu führen, wird sie weiter Geld leihen müssen. Sie ist nicht nur ein Habenichts, sondern sitzt schon in einem tiefen Schuldenloch.
    Aus dem Krankenhaus entlassen, wirkt Yeye gealtert, zerbrechlich und kraftlos. Sie ist zwar gerade erst vierzig, aber man könnte meinen, sie hätte die sechzig schon überschritten. Stundenlang bleibt sie im Bett liegen und trauert dem verlorenen Kind nach. An ihrem Sohn Michael zeigt sie kaum noch Interesse und benimmt sich, als wäre dieser ein Fremder. Holt Mendy die Stiefmutter morgens aus dem Bett, sinkt sie in einen Sessel und bleibt dort den ganzen Tag sitzen, bis sie abends zum Esstisch geholt wird. Ihre Augen sind glasig, als wäre die Seele fortgegangen. Für Mendy, der sie früher freundlich und gütig begegnet ist, hat sie kein Wort mehr.
    Mendy fragt ihre Freundin Yulin um Rat. Diese meint, Yeye leide offenbar unter Depressionen, weil sie ihr Baby verloren habe, sie brauche jetzt Zuwendung und Nähe. Als Mendy fragt, ob ihre Stiefmutter sie wegen des Unfalls hassen könnte, sagt die junge Ärztin nur: »Sei immer gut zu ihr. Hilf ihr, die Schmerzen zu überwinden. Dann wird alles wieder wie früher.«
    Mendy ist froh, dass sie Tubai nicht hat gehen lassen. Die verräucherten Tapeten in den vorderen Zimmern der Stiefmutter hat Tubai bereits ersetzt und auch die Fensterrahmen und Türstöcke frisch gestrichen, als sie noch im Krankenhaus war. Nun bittet ihn Mendy, sich auch um Yeye selbst und ihren Sohn zu kümmern.
    Mendy schlägt sich mit Elektrikern, Klempnern, Parkettlegern und Dekorateuren herum, um die Renovierung zügig voranzutreiben. Aber kaum sind noch drei neue Fenster eingesetzt, geht ihr das Geld auf dem Bankkonto des Restaurants aus. Auch ihr eigenes Konto ist längst leer geräumt.
    Sie bittet Freunde und sogar einen ihrer Dozenten um Hilfe und schildert ihnen die Notlage. Hier und da kann sie sich etwas borgen, aber viel ist es nie. Bei Yulin bekommt sie nicht weniger als dreitausend Euro und umarmt ihre Eisenschwester vor Dankbarkeit. Yulin entschuldigt sich sogar noch, dass sie Mendy nicht mehr geben könne, da ihre bevorstehende Hochzeit ihr keinen großen Spielraum erlaube. Dann rät sie Mendy, chinesische Arbeitskräfte anzuheuern, nicht nur um die Kosten zu senken, sondern auch um die typische Einrichtung des Lokals richtig hinzubekommen. Sie kennt einen Landsmann, der als preisgünstiger und zuverlässiger Maurer und Maler einen guten Ruf genießt.
    Aber die Renovierung verlangt weit mehr Geld, als Mendy borgen kann. Sie muss es bei Geschäftsleuten versuchen. Die erste Person, die ihr in den Sinn kommt, ist

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