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Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman

Titel: Das Mädchen, der Koch und der Drache - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Benzingeruch wahrzunehmen. Der Geruch ist jedoch so leicht, dass sie ihrer Nase nicht wirklich traut. Ihr Blick fällt auf ein sauberes Tischtuch, das neben dem Regal auf dem Boden liegt. Der Abdruck eines Turnschuhs ist darauf zu erkennen. Ihr Blick geht nach oben. Als sie sieht, dass der Reserve-Wäschekorb mit sauberen Tischtüchern beinahe leer ist, wird sie misstrauisch. Hat jemand die Tücher mit Benzin übergossen und sie als Zündstoff verwendet? Hatte er zu viel auf dem Arm, und ist ihm deshalb dabei ein Tuch zu Boden gefallen?
    Und wer könnte der Täter gewesen sein? Tubai? Der Koch Lin? Ein Fremder? Wilde Gedanken schießen ihr durch den Kopf. Da die Kammer kein Feuer gefangenhat, hat sich die Polizei nicht dafür interessiert. Soll sie die Beamten auf die Spur hinweisen? Nein. Solange Tubai mit dem Restaurant in Verbindung steht, will sie lieber Abstand zur Polizei halten. Sie legt das Tuch, den Schuhabdruck nach unten gedreht, zurück in den Korb, als wollte sie nur aufräumen.
    Nach einem langen Verhör darf Mendy gehen. Sie fährt in die Charité. Als sie von einer Krankenschwester erfährt, dass Yeye eine Fehlgeburt erlitten hat, hält sie vor Schreck die Hand vor den Mund und beginnt am ganzen Körper zu zittern. Dann geht sie ins Krankenzimmer.
    Yeye hält das Gesicht zur Wand gekehrt und will die Stieftochter nicht sehen. Sie beauftragt sie lediglich, sich um Michael zu kümmern, ihren zehnjährigen Halbbruder. Der sei gestern Nacht nicht zu Hause gewesen, weil er bei einem Freund übernachtet habe. Dort solle Mendy ihn abholen.
    Mit Tränen in den Augen verspricht Mendy der Stiefmutter, sich um den Jungen zu kümmern. Kaum sind ihre Worte verklungen, erhält sie einen Anruf von ihrer Bank. Ihre zukünftige Chefin ist am Apparat. Mendy denkt an den versprochenen Arbeitsvertrag und glaubt, die Chefin wolle einen Termin für die Unterschriftsleistung vereinbaren. Aber die Chefin will etwas anderes. Sie sagt, wegen einer internen Umstrukturierung, die noch andauere, solle ihre Einstellung um einen Monat verschoben werden. Es wäre möglich, dass Mendy dann in eine andere Abteilung kommt.
    Schon nach ein, zwei Sätzen wird Mendy klar, wasdahintersteckt. Während ihres Praktikums bei der Bank war sie einem hohen Manager aufgefallen, der sie gern »für das China-Geschäft einsetzen« wollte. Mendy würde eigentlich lieber in Berlin bleiben; denn sie ahnt, dass sie als Assistentin des Managers zwar gute Chancen hätte, Karriere zu machen, aber nicht allzu viel lernen würde. Sie hütet sich jedoch, das zu sagen. Ob sie sich vorstellen könne, auch in China zu arbeiten, will die Chefin von ihr wissen. Mendy zeigt großes Interesse, beteuert aber, dass sie genauso gern in Berlin bleiben würde. Die Chefin gibt sich mit dieser Antwort zufrieden. Sobald eine Entscheidung gefallen sei, würde sie informiert. Dann ist das Gespräch beendet.
    Mendy drückt die Fäuste auf die Augen, damit ihr das Chaos in ihrem Kopf nicht den Schädel sprengt. Was bedeutet der Anruf konkret? Im April hat sie also noch keine Arbeit. Und ob sie überhaupt einen Vertrag bekommt, ist plötzlich auch nicht mehr sicher. Die beiden Chefs, die sich jetzt um sie streiten, könnten ihrer bald überdrüssig werden, obwohl sie gar nichts dafürkann. Innerlich sieht sie die Bank schon wie eine Insel mit imposanten Bauten davonschwimmen.
    Wieso ist ihr so schwindlig? Befindet sie sich auf hoher See? Wütende Wellen schleudern ihr hölzernes Schiff hin und her. Und wo kommt dieses Feuer her, das sie umgibt? Ihre Kopfhaut beginnt zu brennen, dann wird ihr schwarz vor Augen, und sie bricht auf dem Flur des Krankenhauses zusammen.
    Drei Stunden später entdeckt sie Tubai auf einemSpielplatz in der Nähe des Restaurants. Erleichterung strömt wie eine warme Welle durch ihren Körper und mildert das innere Zittern. Inzwischen ist es früher Nachmittag, und es beginnt schon zu dämmern. Auf dem Spielplatz ist kein einziges Kind zu sehen. Tubai kauert auf einer Schaukel und hält den Kopf tief auf die Brust gesenkt. Man könnte meinen, er schläft.
    Leise geht sie auf ihn zu. »Wieso sitzt du hier in der Kälte herum? Du hast noch nicht mal deine Jacke an.«
    Tubai zuckt zusammen, als hätte er jetzt erst die Kälte gespürt. »Ich … ich hätte besser auf das Restaurant aufpassen müssen«, stammelt er. »Ich kann mir nicht erklären, warum ich wie … wie ein Toter geschlafen habe. Der Teufel! Der Schnapsteufel muss mich betäubt haben.« Qual

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