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Das Maedchen mit dem Stahlkorsett

Titel: Das Maedchen mit dem Stahlkorsett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kady Cross
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Auftritte lagen ihm einfach nicht. Seine Stärke war nicht die Einschüchterung, sondern er baute auf Klugheit und Selbstvertrauen. Und auf die Tatsache, dass die meisten Leute ohnehin wussten, wer er war.
    Er hatte nicht einmal angeklopft, denn er hatte es für besser gehalten, sein Kommen nicht anzukündigen. Je weniger Zeit ihr blieb, sich auf ihn einzustellen, desto besser. Als er im Zimmer stand, konnte er gerade noch einem Kerzenständer ausweichen. Er sauste an seinem Kopf vorbei und blieb hinter ihm in der Wand stecken.
    »Oh«, schnaufte er und wandte sich an den Wildfang. »Benimmt man sich so, wenn man in einem Haus zu Gast ist?«
    »Gast? Wohl eher eine Gefangene«, knurrte sie.
    Das Mädchen stand mitten auf dem großen Himmelbett. Sie trug ein Nachthemd und einen Morgenmantel, die Cordelia großzügig, wenngleich ohne ihr Wissen, zur Verfügung gestellt hatte. Emilys Sachen wären zu klein und zu eng gewesen. Das honigblonde Haar des Mädchens fiel ihm in wirren Wellen auf die Schultern, und die Augen, normalerweise von ähnlicher Farbe, waren jetzt fast schwarz, da sich die Pupillen vor Wut unnatürlich geweitet hatten.
    Angst. Das Gefühl ging in großen Wogen von ihr aus und umgab sie als schimmernde rote Aura, die nur Griff im Äther wahrnehmen konnte. Sie fürchtete sich vor ihnen und reagierte wie ein gefangenes wildes Tier, indem sie sich dem Kampf stellte, statt zu fliehen. Interessant.
    Auf jeden Fall bot sie einen beeindruckenden Anblick. Sie war sowieso ziemlich hübsch, aber jetzt war sie …
    Verdammt, sie war prachtvoll . Genau das war sie. Abgesehen von dem Blut natürlich. Die Wunde auf der Stirn war aufgeplatzt, und jetzt rann das Blut auf die Nase herab.
    »Was habt ihr mit mir gemacht?« Sie zeigte ihm die blutigen Hände. Es klang keineswegs flehend, sondern eher anklagend. »Warum habe ich das Gefühl, unter meiner Haut kröchen Maden herum?«
    »Die Organellen«, flüsterte Griffin Emily zu, die inzwischen links neben ihm stand.»Ist es möglich, dass sie die Dinger spürt?«
    »Weiß ich nicht«, hauchte Emily, die das Mädchen auf dem Bett keine Sekunde aus den Augen ließ.
    »Organellen?«, fauchte das Mädchen und betrachtete ihre klebrigen roten Finger. »Meint ihr diesen Dreck, den ihr mir auf die Haut geschmiert habt?«
    Hatte sie es gehört? Griff legte den Kopf schief und dachte nach. Sie war also nicht nur schnell und stark, sondern verfügte auch über ein unglaublich gutes Gehör. Er fragte sich, ob alle ihre Sinne so scharf waren.
    »Die sollten dir bei der Heilung helfen«, erklärte er ihr sanft. »Leider hast du es jetzt wieder verschlimmert.«
    Spöttisch legte sie ebenfalls den Kopf schief und ahmte seine Haltung nach. Dann richtete sie sich auf und tat einen raschen Schritt. Sie war wie eine Katze, die sich einer Maus nähert und nicht einmal versucht, es zu verbergen.
    Auf einmal ging alles sehr schnell. Sam schob sich zwischen Griffin und das, was er als Bedrohung betrachtete. Hielt er Griff denn für einen Schwächling, der nicht auf sich selbst aufpassen konnte?
    Das Mädchen setzte wieder sein schiefes Lächeln auf und sprang. Sie stemmte Sam die Hände auf den Kopf, hüpfte im Bocksprung über ihn hinweg und landete vor Griff.
    Die anderen, besonders Sam, gingen sofort in Kampfstellung. Mit erhobenen Fäusten fuhr er herum. Die tapfere kleine Emily hatte von irgendwoher einen böse aussehenden Dolch gezogen.
    Griff hob eine Hand. »Immer mit der Ruhe. Alle.«
    Sie gehorchten, aber nur so weit, dass sie nicht sofort eingriffen. Würde das Mädchen auch nur niesen, wäre es auf der Stelle tot.
    »Dann bist du also der Anführer dieser Bande, du reicher Knabe?« Höhnisch betrachtete sie einen nach dem anderen und war offenbar nicht gerade beeindruckt. »So vornehm siehst du gar nicht aus.«
    »Du suchst an der falschen Stelle«, erwiderte er mit der Andeutung eines Lächelns. »Sieh mir in die Augen.«
    Sie tat es. Sie taten es immer. Niemand kam auf die Idee, dass man in so einer Situation alles tun sollte – außer ihm in die Augen zu blicken. Er senkte die Sperren und ließ sich ein Stückchen tiefer ins Reich des Äthers hineintreiben. Die Aura des Mädchens umfing ihn, und er packte sie, allerdings nicht mit den Händen, sondern mit jenem Teil in sich, der fähig war, diese seltsame Energie nach seinem Willen zu formen. So beherrschte er ihre Aura und zwang sie, von Zorn zu einer friedlicheren Stimmung und schließlich zu entspannter Gelassenheit zu

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