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Das Maedchen mit den Schmetterlingen

Titel: Das Maedchen mit den Schmetterlingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Coffey
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überlegte, ob er behaupten sollte, er hätte Seán dort gesehen und aus Loyalität gegenüber seinem Sohn bisher den Mund gehalten. Seán war mittlerweile tot, und er selbst würde im schlimmsten Fall als Mitwisser für einige Zeit hinter Gitter wandern.
    Er ließ sich auf die schmale Pritsche sinken und lächelte. In gewisser Weise war dies die gerechte Strafe dafür, dass er Maura verlassen hatte, als sie ihn gebraucht hätte. Nicht, dass es ihm leidgetan hätte, er wollte sich nichts vormachen. Er war ein charakterloser Feigling und würde heute wieder ganz genauso handeln wie damals. Er lachte laut, was ihm ein wütendes Knurren aus der Nachbarzelle eintrug.
    Ein einziges Mal in all den Jahren war er nach Árd Glen zurückgekehrt, um endlich einmal das Richtige zu tun, um das zu tun, was er am besten konnte: Leute einschüchtern. An jenem Abend versteckte er sein Auto außerhalb des Ortes irgendwo in der Nähe des Sees und legte den Rest des Weges zu Fuß zurück. Nur der Mond zeigte ihm den Weg. Es war ein milder Sommerabend, doch als ein leichter Nieselregen einsetzte, suchte er Schutz in dem mittlerweile verlassenen alten Haus der Kellys. Die Eingangstür war vermodert, und im Flur der ärmlichen Kate konnte er die Tauben in ihren Nestern unter dem Dach hören. Vor der Tür des Zimmers, das einst Maura gehört hatte, kam er sich vor wie ein Riese. Er zog den Kopf ein und betrat das winzige Kämmerchen. Eine Weile lauschte er in das Rauschen des Regens hinaus, in der Hoffnung, dass er bald nachließ. Erinnerungen an den Mann, der er früher gewesen war, stiegen auf, aber sie schienen nicht zu dem Menschen zu passen, der jetzt hier im Zimmer stand, in dem
Zimmer, wo sie sich zum ersten Mal geliebt hatten, wo er Seán gezeugt hatte, und es kam ihm vor wie ein Zeichen. Erinnerungen an ein anderes Leben wurden wach, Erinnerungen daran, wie er Maura über die Wiesen gejagt hatte, an ihr Lachen, ihr Lächeln. Mein Gott, wie schön sie gewesen war! Aber er hatte seine eigene Zukunft über sie und die Kinder gestellt. Er wusste, dass Maura bei Byrne geblieben war, um ihrem gemeinsamen Sohn eine Zukunft zu sichern, und in gewisser Weise hoffte er, dass er, indem er an diesen Ort zurückkehrte und Byrne Angst einjagte, Seán für das entschädigen konnte, was er Maura angetan hatte. Aber jetzt war sein Sohn tot, und alles war vergeblich gewesen. Maura hätte sich wahrscheinlich ins Fäustchen gelacht, und er lächelte voller Selbstmitleid.
    Als der Regen nachließ und schließlich ganz aufhörte, wehte eine leichte Brise aus dem Tal herauf, und Éamonn verließ die Hütte. Ohne sich noch einmal umzusehen schlug er den Weg zur Straße ein, die am Ufer entlangführte. Er wusste, dass Byrne früher oder später betrunken hier vorbeitorkeln würde und er sich ihm unbeobachtet nähern konnte. Keine Zeugen, keine Beweise. Éamonn kauerte sich ins nasse Gras und wartete.
    Nach beinahe vier langen kalten Stunden hörte er Schritte und duckte sich noch etwas tiefer in das nasse Gras. Er konnte Byrne zwar nicht sehen, hörte ihn aber fluchen und die Böschung zum See hinunterrollen. Dann vernahm er die Schritte einer zweiten Person, und Éamonn duckte sich wieder. Er wollte nicht gesehen werden und lieber auf eine günstigere Gelegenheit warten. Am Himmel zeigten sich helle, silberne Streifen, während die Sonne sich langsam dem Horizont näherte. McCracken hatte eigentlich gehofft, schon vor Tagesanbruch wieder auf dem Heimweg zu sein, und befürchtete, dass jemand sein Auto entdecken könnte. Aber noch einmal hierherzukommen
war zu riskant, und so blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten. Byrnes Verfolger schien jetzt direkt in McCrackens Richtung zu laufen, weshalb er aufstand, um sich so schnell und so leise wie möglich aus dem Staub zu machen. Dabei schätzte er jedoch den Untergrund falsch ein und stürzte einen steilen Abhang hinunter. Er suchte Halt auf dem steinigen Untergrund, stöhnte leise auf, versteckte sich im hohen Schilf und versuchte, das Blut von den Abschürfungen abzuwischen. Da hörte er Byrnes Fluchen, gefolgt von etlichen dumpfen Schlägen. Irgendjemand nahm ihn gerade heftig in die Mangel. Éamonn stand auf und machte sich in die entgegengesetzte Richtung davon, als die Schritte erneut durch das nasse Gras auf ihn zukamen. Er kroch wieder ins Schilf, heilfroh, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war und er immer noch unerkannt verschwinden konnte. Der Angreifer war offenbar gestolpert, Éamonn

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