Das Mädchen mit den Teufelsaugen
die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. So steht es in Johannes 8,44.»
«Wollt Ihr hier den Teufel austreiben?», fragte Rosamund bang.
Der Priester nickte. «Niemand hört dich, wenn du schreist. Und du wirst schreien, wenn die Dämonen aus dir herausfahren. In den Sprüchen 20,30 steht geschrieben: Man muss dem Bösen wehren mit harter Strafe und mit ernsten Schlägen, die man fühlt.»
Rosamund spürte, wie die Angst in ihr hochkroch. Man hatte schon von Leuten gehört, die beim Exorzismus gestorben waren, weil die Teufel im Herzen gehockt hatten. Ihr Herz klopfte, und sie fröstelte so, dass sie die Arme um sich schlang.
«Ist dir kalt?», fragte der Priester.
Rosamund nickte.
«Das ist gut so. Die Teufel vertragen die Kälte nicht. Deshalb ist es in der Hölle auch so heiß. Du musst dich ausziehen, Kind. Nackt bis auf die Haut ausziehen, dann wirkt es am besten.»
Der Priester schwang ein Weihrauchfässchen. Vor sich, auf einem Pult, lag eine Bibel, daneben eine neunschwänzige Peitsche.
«Was werdet Ihr mit mir machen?», fragte Rosamund bang und löste die Bänder an ihrem Mieder.
«Nichts, was ich nicht schon an anderen Besessenen ausprobiert habe. Vertraue mir, Kind. Ich bin schließlich der Diener des Herrn.»
Rosamund löste mit klammen Fingern und mittlerweile vor Kälte schlotternd ihr Kleid, stand sogleich bloß, wie der Herr sie geschaffen hatte, vor dem Priester.
Der kniff die Augen zusammen und schwenkte das Weihrauchfass noch stärker. «Ich kann sie sehen, die Teufel in dir», raunte er. Er trat einen Schritt auf Rosamund zu, legte eine Hand auf ihre Brust, genau über das Herz. «Ich höre sie die Trommeln schlagen», keuchte er und kniff Rosamund so heftig in die Brustwarze, dass sie aufschrie. Die Kälte im Keller ließ sie am ganzen Leibe bibbern.
Jetzt begann der Priester, ein lateinisches Gebet zu sprechen. Dabei glitten seine Augen wie giftige Schlangen über Rosamunds Körper.
Sie verstand nur einige Worte, wusste nicht, wen der Priester da zu welchem Zwecke anrief. Er kam näher, berührte mit dem Kreuz ihren Kopf, ihre linke und ihre rechte Schulter. Dann war das Gebet vorüber.
«Spürst du schon was?», fragte der Geistliche.
«Nei … hein», bibberte Rosamund. Sie schlug den linken Arm vor ihre Brust, bedeckte mit der rechten Hand ihre Scham.
«Was tust du da?», sprach der Priester so laut, dass es in dem leeren Keller gespenstisch hallte. «Nimm die Hände weg! Oder willst du die Teufel schützen?»
Rosamund tat erschrocken, was der Priester verlangte.
Der trat näher an sie heran. So nahe, dass sie seinen weinsauren Atem spüren konnte.
«Was habt Ihr als Nächstes vor?», fragte Rosamund schüchtern.
«Ich muss deinen Leib befühlen, deinen dreckigen, teuflischen. Es ist mir Graus, aber ich muss es tun, muss genau erspüren, an welcher Stelle die Teufel sich festgesetzt haben.» Er seufzte tief. «Kannst du dir denken, wie es mich graust, dich, ein teuflisches Weib, zu berühren? Weißt du, wie ich mich überwinden muss dafür?»
Rosamund nickte und schluckte. «Ja, Hochwürden. Ich bin Euch auch sehr dankbar, dass Ihr es tun wollt. Wenn Ihr es wünscht, so werde ich, wenn es Gott gefällt, meinen ersten Sohn nach Euch benennen.»
«Was nützt es mir, wenn dein Sohn meinen Namen trägt? Was habe ich davon? Den Mund musst du halten über alles, was hier geschieht. Ein Priester, der seine Hände an einem Weiberleib beschmutzt! Und doch muss ich es tun, muss sorgen für die, die der Herr mir anvertraut hat.»
Er war mittlerweile so dicht an Rosamund herangetreten,dass sie den Stoff seiner Soutane auf ihrer Haut spüren konnte.
«Ich bitte Euch sehr, Hochwürden, überwindet Eure Abscheu. Helft mir armem Menschenkind, ein gottgefälliges Leben zu führen.»
Der Priester seufzte. «Nun, da du so sehr darum bittest, muss ich es wohl tun!»
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, und Rosamund schloss die Augen. Sie spürte, wie die heißen, trockenen Priesterhände über ihren Hals schabten, sich den Brüsten näherten. Mit festen Daumen strich er über ihre Brustwarzen, kniff hin und wieder in das zarte Fleisch, dass Rosamund zusammenzuckte.
«Spürst du schon etwas?», fragte er.
Rosamund schüttelte den Kopf. «Nein, Hochwürden. Nur kalt ist mir. Mit jeder Minute mehr. Ich meine gar, meine Knochen wären schon zu Eis erstarrt.»
«Die Teufel halten sich
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