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Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Das Mädchen mit den Teufelsaugen

Titel: Das Mädchen mit den Teufelsaugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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ganzen Leib auf den Boden, noch ehe das Amen erreicht war.
    «So reiß dich doch zusammen», donnerte der Priester, und Rosamund glaubte, die Glocken von Jericho schlügen in ihrem Kopf.
    Danach zog sie ihr Kleid über, mühte sich in ihre Schuhe,musste Hochwürden zum Dank die Hand küssen, dann schleppte sie sich die Kellertreppe hinauf, ertastete sich ihren Weg durch den nächtlichen November, indem sie sich an den Hauswänden hielt. Jeder Schritt tat ihr weh. Ewigkeiten schien es Rosamund, bis sie das kurze Stück von der Cyriakuskirche bis in die Weißbindergasse gelaufen war.
    Mit letzter Kraft schlug sie den Messingklopfer, dann brach sie auf der Schwelle zusammen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    «Um Gottes willen, Liebste! Was ist passiert?»
    Matteo hatte das Klopfen gehört, war auf bloßen Füßen die Treppe hinabgerannt und hatte Rosamund auf der Schwelle gefunden.
    Er hob sie auf, bettete sie auf seinen Armen, presste ihren zitternden Körper fest an sich, trug sie ins Bett, legte sich daneben, wärmte ihre Haut mit seiner. Mit einer Hand strich er über ihr bleiches Gesicht, mit der anderen fuhr er über ihren Rücken. «Was ist bloß geschehen, meine Liebste? Wer hat das mit dir gemacht?»
    Einmal schlug Rosamund die Augen auf. «Wasser», bat sie. «Bitte bringe mir einen Schluck Wasser.»
    Nur ungern ließ Matteo sein Weib aus seinen Armen, eilte in die Küche, brachte, was sie wünschte. Er hielt ihr den Becher an die Lippen. Sie trank, seufzte und ließ sich zurück ins Kissen fallen. Er deckte das Bettzeug über sie, da stöhnte sie auf.
    Behutsam löste Matteo das Mieder, immer wieder unterbrochen durch Rosamunds Wimmern. Als er ihr das Kleid abstreifte, war er es, der leise aufschrie.
    Ihr Körper war bedeckt von blutigen Striemen, die Fleischränder aufgerissen wie Krater mit wulstigen Rändern.Dort, wo ihr Brustfleisch nicht zerrissen war, leuchteten Flecke in tiefem Violett und Blau.
    «Mein Gott, wer hat dir das nur angetan?», wollte er wissen.
    «Die Teufel», flüsterte sie mit rauer Kehle. «Sie mussten ausgetrieben werden. Fast ist es geschafft. Einmal noch muss   … muss   …»
    Ihre Rede brach ab.
    «Du warst bei einem Exorzisten?», fragte Matteo fassungslos, strich dabei so zart er konnte über ihr Gesicht.
    «Ja.» Rosamunds Stimme war nur noch ein Hauch. «Das Kind. Wir wollen doch so gern ein Kind. Deshalb.»
    Matteos Hand hielt inne, schmiegte sich an Rosamunds Wange. «Du warst bei einem Exorzisten, damit wir endlich ein Kind bekommen?»
    «Ja.»
    Matteo musste das Wort von Rosamunds Lippen lesen, denn sie war so entkräftet, dass sie nicht mehr sprechen konnte.
    Er beugte sich über sie, presste seine Lippen auf ihre heiße Stirn.
    «Wei   … weinst du?», flüsterte Rosamund nach einer Weile.
    «Ich kann nicht anders», raunte Matteo zurück. «Deine Wunden. Sie sind schrecklich. Und ich, was bin ich für ein eigensüchtiger Gatte! Was hast du gelitten, nur, damit wir ein Kind bekommen. Es tut mir so leid, Rosamund. So unendlich leid. Ich möchte jede einzelne deiner Wunden gesund küssen.»
    «Es   … es ist nicht deine Schuld», brachte Rosamund mühsam hervor.
    «Aber ich habe geschworen, dir ein guter Ehemann zu sein, dich zu lieben, dich zu schützen. Oh, wie ich versagt habe! Und dabei liebe ich dich doch so sehr.»
    «Ich liebe dich auch», stöhnte Rosamund, dann sank sie endlich in einen erlösenden Schlaf.
    Matteo wachte die ganze Nacht an ihrem Bett, holte Tücher, die er mit Essigwasser getränkt hatte, wischte damit über Rosamunds Stirn.
    Als die ersten Hähne schrien, der neue Tag als schmaler Streifen am Horizont sichtbar wurde, erwachte das Haus aus der nächtlichen Ruhe. Ulla rumorte in der Küche. Matteo hörte, wie sie die Holzscheite in den Herd warf, mit Wassereimern klapperte, Geschirr auf den Tisch stellte.
    Er richtete sich auf. Rosamund schlief endlich ruhig. Anfangs hatte sie sich herumgeworfen, hatte Gebete gemurmelt, unzählige Rosenkränze gesprochen, doch jetzt schlief sie auf der Seite, den Daumen der rechten Hand an die Unterlippe gedrückt. Ihre Augen zuckten nicht mehr hinter den Lidern, ihre Nasenflügel bebten nicht mehr, die Stirn hatte sich geglättet.
    «Ich lasse dich kurz allein, meine Liebste», flüsterte Matteo. «Gleich komme ich wieder zu dir.»
    Er eilte in die Küche, warf sich ein paar Hände voll kaltes Wasser ins Gesicht, dann bat er die Magd, eine kräftige Hühnerbrühe aufzusetzen und während diese kochte, den

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