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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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Reisekisten und Truhen, ihren Jüngsten auf dem Schoß, und hielt Ulrichs Nachricht in den zitternden Händen. Gottfroh sei er, schrieb er darin mit unverhohlener Genugtuung, dass sie endlich zur Vernunft gefunden habe und in die Residenz zurückkehre, und so mache er sich leichten Herzens auf eine kleine Reise nach Ulm, um sich dort mit dem Kaiser auszusprechen. Sie solle nur bei seiner Nürtinger Tante verweilen, dort sei sie gut aufgehoben. Er selbst werde sie und die Kinder bei seiner Rückreise abholen.
    Sabina sah zu ihrer Schwester, die vor dem flackernden Kaminfeuer mit der kleinen Anna spielte. Auch Susannas Kiste war fertig gepackt.
    «Ist denn der Kaiser nicht in deine Flucht eingeweiht?», fragte Susanna, als Sabina ihr das Schreiben vorgelesen hatte.
    «Ich denke schon. Aber er wird Ulrich nichts verraten, gewiss nicht. Was mir viel größere Sorge macht: Was, wenn nun Ulrich vor Dietrich hier eintrifft? Dann bin ich verloren.»
    Susanna schüttelte den Kopf. «Denk nicht so was. Der Ritter ist doch der treueste Freund, den man sich vorstellen kann. Der wird schon rechtzeitig kommen.» Sie lächelte verträumt. «Der könnte mir viel besser gefallen als mein blöder Kasimir.»
    In diesem Moment hörten sie von draußen einen Tumult.
    «O Gott!» Sabina presste ihren Jungen an die Brust und sprang auf. «Wenn das der Herzog ist.»
    Susanna war zum Fenster gelaufen, das zum Burgtor hinausging.
    «Das ist nicht der Herzog, das ist ein Bauernmädchen. Wahrscheinlich eine Bettlerin.»
    Jetzt sah es auch Sabina. Im Licht der Abendsonne erkannte sie ein zierliches Mädchen, eingehüllt in einen zerlumpten Umhang, das sich mit Händen und Füßen gegen die beiden Wächter wehrte. Da schlug einer der Männer ihr hart ins Gesicht.
    Empört öffnete Sabina einen Fensterflügel. Hier wie überall war Brauch, dass man einer armen Frau, die ans Burgtor klopfte, zumindest einen Becher Wein brachte, bevor man sie weiterschickte.
    «Habt ihr den Verstand verloren?», schrie sie in den Hof hinunter. Verblüfft hielten die Männer inne, und das Mädchenschob sich die Kapuze vom Kopf. In das blasse Gesicht fielen Locken vom schönsten Goldblond, und trotz der Entfernung nahm Sabina die Angst in den Augen des Mädchens wahr.
    «Ich fleh Euch an, Euer Fürstlich Gnaden, lasst mich herein. Ich brauch Euren Schutz und Beistand!»
    «Wartet. Ich komme hinunter.»
    Sie drückte ihrer Schwester den weinenden Christoph in die Arme und eilte, so rasch sie konnte, die Treppen hinunter, hinaus in den kalten Abend. Der Schlosshof war leer, bis auf einen der beiden Torwärter.
    «Wo ist sie?»
    «Wir haben sie in den Torturm gesperrt, Euer Gnaden. Das ist eine Verrückte. Und eine Diebin wohl obendrein.»
    «Wie das?»
    «Das hier», er hielt ihr seine offene Hand hin, «hatte sie bei sich. Sie sagte, sie wolle es Euch zurückgeben.»
    Überrascht betrachtete Sabina die kleine silberne Gewandnadel. Sie erinnerte sich nicht, so etwas verloren zu haben. Andererseits besaß sie viele ähnliche Nadeln. Dann sah sie den Wächter an.
    «Ihr seid ein Dummkopf. Wenn sie es zurückgeben wollte, ist sie ja wohl keine Diebin.»
    «Aber – sie hat – wie soll so ein lumpiges Weib», stotterte er und brach dann ab.
    «Was wollte sie von mir? Das Mädchen war doch völlig außer sich.»
    «Ich sag doch, Euer Gnaden, das ist eine Verrückte. Wie die an der Pforte randaliert und nur dummes Zeug gefaselt hat. Der Herzog sei hinter ihr her, und die Herzogin müsse ihr Schutz geben, sonst werde man sie töten und solchen Unfug.»
    Sabina war verwirrt. An irgendetwas fühlte sie sich erinnert, aber sie kam beim besten Willen nicht darauf, woran.
    «Führt mich zu ihr.»
    «Sehr wohl, Euer Gnaden.»
    Doch da öffnete sich mit lautem Kettengerassel das große Tor, und fünf Reiter kamen hereingeprescht, allen voran Dietrich.
    «Dem Himmel sei Dank! Ihr seid es!»
    Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, als er vom Pferd glitt.
    «Seid Ihr bereit?», fragte er atemlos.
    Sie nickte. «Die Kisten und Truhen stehen fertig gepackt. Wir können morgen in aller Frühe aufbrechen.»
    «Nein, meine Fürstin.» Er nahm ihre Hand. «Gleich jetzt.»
    «Jetzt? Es ist fast Nacht!»
    «Ich weiß. Aber Ulrich ist bereits auf dem Weg hierher, jede Minute zählt. Ich wollte noch auf meine Kompanie Reiter warten, die von Stuttgart her unterwegs ist, aber dazu ist es nun zu spät. Traut Ihr Euch zu, bis zur Landesgrenze zu reiten? Dort wartet dann eine Abordnung Eures

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