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Das Mädchen und die Herzogin

Das Mädchen und die Herzogin

Titel: Das Mädchen und die Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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besser?»
    «Kaum. Dieser elende Husten ist nicht wegzukurieren. Aber die gute Luft in Zwiefalten wird sicher helfen.»
    «Danke, dass Ihr trotzdem all dies auf Euch genommen habt.»
    Sie betraten die dunkle, niedrige Schankstube, in der es noch nach den Ausdünstungen des Vorabends stank. Bis auf eine Ecke, in der drei Kaufleute saßen, waren Tische und Bänke leer. Neugierig starrten die Männer herüber, als sie eintraten, und murmelten einen Gruß. Sabina war noch nie in einem solch einfachen Gasthaus gewesen, und schlagartig wurde ihr klar, dass ihr Erscheinen nahezu unerhört war. Da näherte sich auch schon mit tiefen Bücklingen der Wirt.
    «Welch hoher Besuch! Welche Ehre und Freude! Was darf ich den Edelleuten anbieten?»
    «Das Beste, was Ihr habt», antwortete Reinhard Speth. «Und wehe Euch, etwas davon ist ungenießbar.»
    Bald darauf brachte der Mann eine dampfende Morgensuppe mit grünem Kraut und Bratwurst, dazu eine Platte mit Scheiben kalten Spanferkels. Die Männer zogen ihre Speisemesser heraus, Dietrich reichte Sabina seines.
    «Esst Ihr zuerst.»
    Während die Ritter kräftig zulangten, brachte Sabina kaum einen Bissen herunter. Dabei schmeckte das Fleisch nicht einmal schlecht.
    «Meine Brüder werden gleich nach dem Essen zurückreiten, um die Lage in Nürtingen zu klären und unseren Reitertrupp abzufangen», sagte Dietrich. «Falls Ulrich noch nicht eingetroffen ist und das Wetter nicht umschlägt, werden sie eine Kutsche fertig machen und die beiden Kinder wegbringen. Dann seid Ihr in München bald wieder vereint mit ihnen.»
    «Gott stehe ihnen bei», murmelte sie und gab Dietrich das Messer zurück. «Esst Ihr weiter, ich habe keinen Appetit.»
    Wie um sie abzulenken, fragte Dietrich: «Was war das eigentlich für ein Mädchen, von dem der Torwächter sprach?»
    Sabina erzählte ihm, was vorgefallen war.
    «Sie sah so verzweifelt aus», schloss sie. «Und ich habe sie nicht einmal angehört.»
    «Vielleicht war sie wirklich blöden Verstandes.»
    Sabina schüttelte heftig den Kopf. «Nein. Sie wirkte wie von Todesangst geplagt. Fast war mir, als hätte ich in einen Spiegel geschaut.»
    Da, ganz plötzlich, fiel es ihr ein: ein blondes Bauernmädchen! Ulrich hatte von einem blonden Mädchen gesprochen, in jener schrecklichen Nacht in Urach, als er sie mit Stiefel und Sporen traktiert hatte. Die Bauernmetze, das blondlockige Kind, das er finden müsse. Mein Gott, wenn das Mädchen nun tatsächlich in Gefahr war? Sie gab sich einen Ruck. Ach was, es würde ihr schon nichts geschehen. Und schließlich hatte sie jetzt andere Sorgen.
     
    Am Nachmittag erreichten sie Ehingen. Sabina spürte jeden Knochen, als sie vor einem prächtigen Steinhaus in der Oberen Stadt vom Pferd stieg.
    Im Saal war bereits alles für ein Willkommensessen gerichtet. Der kaiserliche Rat selbst war abwesend, doch seine Tochter, die mit einem Vetter Dietrichs verheiratet war, begrüßte sie aufs Herzlichste. Sie schien in alles eingeweiht, und nicht zum ersten Mal empfand Sabina tiefe Scham. Wer alles wusste noch von ihrer Flucht und ihrer Notlage?
    Sie entschuldigte sich und bat, sich zurückziehen zu dürfen, da sie Kopfschmerzen habe.
    «Ich bringe Euch hinauf», sagte Dietrich und, an Renners Tochter gewandt: «Ist es die Stube mit dem Erker?»
    «Ja, gewiss. Das ist unser schönstes Zimmer, Euer Fürstlich Gnaden, und doch noch zu gering für Euch. Ich hoffe, Ihr fühlt Euch dennoch wohl. Läutet einfach nach der Kammerfrau, wenn Ihr etwas braucht.»
    Sabina schaffte es kaum noch die Treppen hinauf. Erschöpft ließ sie sich in dem hübschen, lichten Raum auf die Bettkante sinken. Dietrich zog den schweren Brokatvorhang zu und wollte sich schon mit einer leichten Verbeugung verabschieden, da rief sie ihn zurück.
    «Wartet, ich möchte Euch noch etwas sagen.»
    Er trat ans Bett und blieb verlegen vor ihr stehen.
    Sie suchte nach Worten. «Ich weiß sehr wohl, was Ihr für mich getan habt. Welche Gefahr Ihr auf Euch genommen gehabt. Wie soll ich Euch das jemals vergelten?»
    «Ihr müsst nichts vergelten. Ihr seid meine Fürstin und ich bin Euer Diener. Nur aus Ulrichs Diensten habe ich mich losgesagt, nicht aus Euren.»
    Sie betrachtete ihn. Auch ihm stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben, aber in seinen tiefblauen Augen las sie noch etwas anderes, etwas wie Sorge und Zuneigung.
    «Wisst Ihr, wen mein Bruder zu meiner Begleitung schickt?»
    «Den Markgrafen Kasimir von Brandenburg.»
    Sabina unterdrückte

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