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Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Das Mädchen von San Marco (German Edition)

Titel: Das Mädchen von San Marco (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Hickman
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wieder zu schließen, doch Carew war schneller. »Ich pfeife auf jeden einzelnen Eurer Erzbischöfe«, sagte er, zog blitzschnell eines seiner Messer heraus und blockierte mit dem Griff die Luke. Mit Befriedigung hörte er, dass die Nonne auf seine blasphemische Äußerung hin entsetzt keuchte. »Öffnet die Tür! Wenn es sein muss, zerlege ich sie mit meinen bloßen Händen!«
    Auf der anderen Seite war es jetzt still. Durch die winzige Öffnung in der Luke sah Carew, dass die Nonne mit gesenktem Kopf dastand.
    »Hört zu, ich will Euch nicht in Schwierigkeiten bringen, suora « , fuhr er in versöhnlicherem Ton fort, »und wenn Ihr wollt, bitte ich bei Eurer Äbtissin um Erlaubnis.«
    »Unsere selige Suor Bonifacia ist tot, mein Herr. Sie ist vor vier Tagen gestorben, und ihre Dienerin auch.« Die hohe, dünne Kinderstimme der Pförtnerin bebte. »Und Suor Purificacion ist todkrank, obwohl wir dachten, nicht einmal der Teufel persönlich würde sich mit ihr anlegen. Die meisten alten Nonnen auch, die discrete  …« Ihre Stimme verklang. »Alles ging so schnell! Auch die educande, sie sind alle fort, nach Hause geschickt worden. Geht, mein Herr. Ihr wollt das Kloster gar nicht betreten.«
    Carew überlegte. Trotz seiner Drohungen, die Tür kurz und klein zu schlagen, würde er ohne die Hilfe der Pförtnerin nicht durch das Haupttor gelangen. Vielleicht konnte er durch Suor Veronicas Eingang einbrechen oder im Garten – dort, wo er einst seinen Schuh verloren hatte –, eine Linde hochklettern und über die Mauer steigen, doch irgendwie war ihm die Lust auf solche Abenteuer vergangen.
    Er atmete tief durch. » Suora, es tut mir leid, wenn ich Euch erschreckt habe.« Es fiel Carew nicht leicht, sich in Geduld zu üben, doch seine Beharrlichkeit wurde mit einem leisen Schniefen hinter der Luke belohnt.
    »Wie heißt Ihr?«
    »Eufemia, Signor.«
    »Hört mir zu, Eufemia. Es ist sehr wichtig.« Er zwang sich, langsam und ruhig zu sprechen. »Ich habe mit einer der suore etwas Dringendes zu besprechen. Glaubt Ihr, Ihr könntet mir helfen? Ihr Name ist Annetta.«
    »Suor Annetta?« Er hörte einen Funken Interesse in ihrer Stimme.
    »Ja, Suor Annetta, gewiss.«
    Lieber Gott, wie hatte ihm so etwas passieren können? Er lehnte die Stirn gegen die hölzerne Tür. »Es ist wichtig – könnt Ihr sie herholen, die suora? Bitte.«
    Lange geschah nichts, dann hörte er plötzlich, dass der Riegel polternd zurückgezogen wurde.
    Kaum hatten sich die großen Türflügel einen Spalt breit geöffnet, da klemmte Carew schon seinen Stiefel dazwischen. Als sie aufschwangen, bot sich ihm ein seltsamer Anblick. Vor ihm auf der Schwelle des Pförtnerhauses stand eine sehr kleine Nonne, nicht älter als zwölf oder dreizehn.
    Sie trug ein schlechtsitzendes Habit aus speckigem schwarzem Gewebe, das aussah, als habe es schon viele Nonnengenerationen erlebt. Ihre Füße steckten in groben Holzpantinen.
    Rechts und links im Flur lagen zwei rauchende Strohhaufen – der wenig erfolgversprechende Versuch, die Waren oder Kleidungsstücke, die in das Kloster hinein – oder aus ihm hinausbefördert wurden, von Krankheitskeimen zu befreien.
    »Ihr wollt Suor Annetta sprechen?«, fragte Eufemia.
    »Ja«, antwortete Carew.
    »Ah, dann seid Ihr derjenige, welcher«, sagte sie, neugierig zu ihm aufblickend.
    »Derjenige, welcher?«
    »Der, dem ich in Prospero Mendozas Werkstatt das Blatt Papier geben sollte.« Sie schaute ihn mit unschuldigen Kinderaugen an. »Derjenige, um den sie in den letzten Tagen weint.«
    Carew fixierte sie einen Moment lang schweigend. »Derjenige, um den sie weint?«
    Um Gottes willen, was war los mit ihm? Carew hätte sich selbst ohrfeigen können. Musste er wie ein Bauerntölpel alles nachplappern, was dieses Mädchen von sich gab? Doch in seinen Ärger über sich selbst mischten sich einige der seltsamsten Empfindungen, die er je gehabt hatte, Gefühle, die er nicht benennen konnte, eine wilde, verrückte Euphorie, als brause ein Sturm durch seine Seele. Sie weint um mich? , wollte er jubeln, die Nonne in die Arme nehmen und sie hochheben und noch einmal die wunderbaren Worte wiederholen, so laut er konnte: Sie weint um mich? Nur damit die Kleine sie auch noch einmal wiederholte und er sie noch einmal hören konnte, vielleicht sogar mehr als einmal, und sicher sein konnte, vollkommen sicher, dass er sich nicht verhört hatte und dass tatsächlich er gemeint war. Doch er tat es nicht, weil er fürchtete, die Stimme

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