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Das Magdalena-Evangelium: Roman

Das Magdalena-Evangelium: Roman

Titel: Das Magdalena-Evangelium: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen McGowan
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Missverstandenen. Ihre Geschichte fand ihre Wiederholung dem Wesen, wenn auch nicht der Form nach in den Geschichten der anderen Frauen, für die Maureen in ihrem Buch HER story ein Plädoyer ablegte. Aber es war essenziell für Maureen, das Magdalena-Kapitel so nah wie möglich an den wissenschaftlich belegbaren Fakten zu orientieren. Jeder Hinweis auf eine esoterische Theorie oder andere unbegründete Hypothesen, was Marias Beziehung zu Jesus betraf, hätte den Rest ihrer Arbeit entwertet und ihrer Glaubwürdigkeit geschadet. Maureen war ein viel zu vorsichtiger Mensch, als dass sie ein solches Risiko eingegangen wäre. Trotz ihrer Instinkte hatte Maureen alle alternativen Theorien zu Maria Magdalena verworfen und beschlossen, sich ausschließlich an die unbestreitbaren Tatsachen zu halten.
    Kurz nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, hatten die Träume erst richtig angefangen.

    Ihre rechte Hand verkrampfte sich, und ihrem Gesicht drohte Gefahr, von dem ununterbrochenen Lächeln zu platzen, doch Maureen machte weiter. Ihr Auftritt in der Buchhandlung war auf zwei Stunden angesetzt gewesen, einschließlich einer zwanzigminütigen Pause. Inzwischen war sie jedoch schon in der dritten Stunde, und eine Pause hatte es auch nicht gegeben. Maureen war fest entschlossen, mit dem Signieren weiterzumachen, bis auch der letzte Kunde zufrieden war. Sie würde nie einen potenziellen Leser abweisen. Nie würde sie die Käufer vergraulen, die ihren Traum zur Wirklichkeit hatten werden lassen.
    Maureen stellte zufrieden fest, dass heute auch ein paar Männer gekommen waren. Das Thema ihres Buches bedingte zwar eine vorwiegend weibliche Leserschaft, aber sie hoffte, es auf eine Art und Weise verfasst zu haben, die jeden mit einem offenen Geist und gesundem Menschenverstand ansprach. Auch wenn es ihr Hauptziel gewesen war, das Unrecht wieder gutzumachen, das mächtigen Frauen durch männliche Historiker widerfahren war, so hatten ihre Forschungen doch ergeben, dass es vor allem das politische und religiöse Klima einer Epoche gewesen war, was die Menschen dazu bewogen hatte, etwas derart selektiv zu Papier zu bringen. Das Geschlecht war da nur ein untergeordneter Faktor.
    Maureen hatte das vor kurzem auch in einer Fernsehshow erklärt und dabei Marie Antoinette als vielleicht deutlichstes Beispiel angeführt; denn, wie sie damals wörtlich sagte: »Die Berichte über die Französische Revolution sind vornehmlich von Revolutionären geschrieben worden.« Während die bedrängte Königin für die Auswüchse der französischen Monarchie verantwortlich gemacht wurde, so hatte sie doch nichts mit der Entstehung solcher Traditionen zu tun. Tatsächlich hatte Marie Antoinette die Praktiken der französischen Aristokratie erst übernommen, nachdem sie aus Österreich dorthingekommen war, um den jungen Dauphin, den späteren König Ludwig XVI. , zu heiraten. Zwar war sie die Tochter der Kaiserin Maria Theresia, doch diese hatte sich nie irgendwelcher königlicher Exzesse schuldig gemacht. In der Tat konnte man Maria Theresia eher als ungewöhnlich nüchtern und sparsam für eine Frau in ihrer Position bezeichnen, und sie hatte ohnehin genug damit zu tun gehabt, ihre vielen Töchter mit strenger Hand zu erziehen – einschließlich der kleinen Marie Antoinette. Die junge Kronprinzessin in einem fremden Land war später schlicht gezwungen gewesen, so rasch wie möglich die französischen Sitten anzunehmen, wenn sie überleben wollte.
    Das Schloss von Versailles, dieses große Monument französischer Extravaganz, hatte schon Jahrzehnte gestanden, bevor Marie Antoinette überhaupt geboren worden war, und doch wurde es zum Symbol ihrer Gier. Ihre berühmte Antwort auf »Die Bauern hungern – sie haben kein Brot« hatte man ursprünglich einer königlichen Kurtisane zugeschrieben, die schon lange vor Marie Antoinettes Ankunft in Frankreich gestorben war. Doch bis heute kennt man »Sollen sie doch Kuchen essen!« als einen der Schlachtrufe der Revolution. Mit diesem einen Zitat war die Herrschaft des Terrors gerechtfertigt worden, all das Blutvergießen und all die Gewalt, die von der Bastille ausgingen.
    Und die auf tragische Weise dem Untergang geweihte Marie Antoinette hat diesen verdammten Satz nie gesagt.
    Maureen empfand eine außergewöhnliche Sympathie für die unglückliche Königin von Frankreich. Vom Tag ihrer Ankunft an als Ausländerin gehasst, war Marie Antoinette das Opfer einer bösartigen und pointierten

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