Das Magdalena-Evangelium: Roman
Ich sonne mich im Licht dieses Wissens, in der glorreichen Erinnerung daran, wie Isa uns Weltkinder lehrte, dass wir Gottes Kinder sind.
Das Evangelium von Arques nach Maria Magdalena
Das Buch der Dunklen Zeit
Nach der Kreuzigung war Isas Familie in Israel nicht mehr sicher. Josef von Arimathäa sorgte dafür, dass die hochschwangere Maria Magdalena und einige der treuesten Jünger sicher nach Alexandria gelangten, einer Stadt, die damals ein Zentrum der Gelehrsamkeit war, ein Hort des Intellekts und der Spiritualität. Josef war Zinnhändler und ein außergewöhnlich reicher Mann seiner Zeit. Er hatte die Möglichkeit, seine gefährdete menschliche Fracht auf einem seiner Handelsschiffe rasch aus der Gefahrenzone zu bringen. Und so ist es kein Zufall, dass die berühmtesten gnostischen Schriften in Ägypten entdeckt wurden.
Das Erbe Maria Magdalenas ist an vielen Orten Südfrankreichs zu finden. Im 13. Jahrhundert wurde nachweislich ein Sarkophag mit ihren Überresten in der Provence im Städtchen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume gefunden. Zwar stehen als Namenspatron der Stadt mehrere Kandidaten zur Wahl – darunter auch ein Trierer Bischof aus dem 14. Jahrhundert –, doch eine berühmte Legende nennt einen frühen Anhänger Magdalenas, der sie nach Frankreich begleitete: Maximinus. In der mittelalterlichen Legenda aurea lässt der Autor Jakobus de Voraigne einen gewissen Maximinus um Bestattung neben dieser Frau bitten, seiner spirituellen Lehrerin. Wenn man tief genug gräbt, stößt man in Bildnissen des Mittelalters und der Renaissance sogar auf Maximinus und Magdalena! Mein persönliches Lieblingsbild ist ein Fresko aus dem 14. Jahrhundert, das in einer ganz besonderen Kirche in Florenz verborgen ist – einbeziehungsreicher Ort, der in meinem nächsten Buch eine Rolle spielen wird.
Eine bedeutende frühchristliche Legende in Frankreich rankt sich um Sarah die Ägypterin, auch genannt »Sarah die Zigeunerkönigin«. Diese Sarah ist die Namenspatronin der Roma (»Zigeuner«) und wird in dem Städtchen verehrt, in dem ihre Reliquien aufbewahrt werden: in Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camargue. Jedes Jahr Ende Mai findet an diesem Ort der französischen Mittelmeerküste eine Wallfahrt statt. Roma aus aller Welt finden sich zusammen, um die geheimnisvolle Sarah zu feiern, der außergewöhnliche Heilkräfte nachgesagt werden. Zwar sind vor Kurzem Vermutungen angestellt worden, dass Sarah die Tochter Isas und Magdalenas gewesen sein könnte, doch man muss bedenken, dass es mehrere Frauen ähnlichen Namens gab – zum Beispiel Sarai, die ägyptische Priesterin und Hebamme, und sogar Salome, die als Prinzessin angesehen wurde und als »Sarah« in der Erinnerung fortleben könnte. Leider ist die Verwechslung oder Vermischung von Legenden aufgrund gleicher Namen in der Erforschung biblischer Schriften sehr verbreitet, und so ist es schwierig, die vielen Marias, Johannes und Sarahs in unserer Geschichte auseinanderzuhalten.
Auf der Party in Das Magdalena-Evangelium tritt Tammy als Sarah in ihrer ägyptisch-zigeunerischen Rolle auf.
I n Alexandria brachte uns Josef in das sichere Heim eines mächtigen Mannes, eines Römers mit Namen Maximinus. Mein Zutrauen zu Josef war so stark, dass ich auch diesem Manne vertraute, obwohl ich nicht wusste, wie treu er zu Rom stand. Josef kannte ihn jedoch seit Jahren durch den Zinnhandel und vertraute ihm vorbehaltlos.
Zerlumpt trafen wir an seiner Tür ein, erschöpft und elend von der Reise. Maximinus jedoch begrüßte uns mit großer Wärmeund Freundlichkeit, und nach dem ersten Blick in seine Augen war ich gewiss, dass wir bei diesem Manne gut aufgehoben sein würden. Es war das zweite Mal, dass mir ein Römer mit blauen Augen zu Hilfe kam, und ich war überzeugt, dass dahinter eine Botschaft Gottes steckte.
Maximinus war Römer durch Namen und Geburt, jedoch nicht im Geiste. Es stand in Diensten der Ägypter und hatte viele ihrer mystischen Lehren angenommen. So hatten wir vieles zu bereden, denn auch in der Lehre des Rechten Weges gibt es viele Elemente, die aus diesem reichen Land zu uns gelangt sind.
Am Anfang unseres Aufenthaltes galt Maximinus’ einzige Sorge meiner sicheren Entbindung. Später erfuhr ich in Gesprächen während der langen, dunklen Nächte, dass er Frau und Kind durch das Kindbettfieber verloren hatte. Viele Dinge gab es, die uns verbanden, doch kein Band war stärker als die Trauer um unsere Liebsten.
Tatsächlich sorgte Maximinus dafür,
Weitere Kostenlose Bücher