Das magische Buch
müssen ihn daran hindern!‹
›Niemand kann Scroom aufhalten‹, antwortete Nasshan entschieden. ›Er verfügt über eine mächtige, unbesiegbare Armee.‹
›Dann müssen wir uns also damit abfinden, in Unwissenheit zu leben?‹, fragte Hanna.
›Tut mir leid, aber ich kann nichts für euch tun. Niemand kann euch helfen. Nur eine noch mächtigere Armee könnte Scroom aufhalten.‹
›Aber es würde Monate dauern, eine Armee aufzustellen, die ihm die Stirn bieten könnte … So viel Zeit haben wir nicht!‹
›Ich habe den Bären mit Pfeil und Bogen erlegt. Wilde Tiere kann man nur mit etwas Wirklichem besiegen, nicht mit Fantasie. Man muss stark sein, um sie zu bezwingen‹, erklärte Nasshan. ›Am besten, ihr kehrt in euer Schloss zurück und bereitet euch darauf vor, dass Scroom euch angreifen wird. Früher oder später wird er das nämlich tun.‹
›Nein!‹, rief Hanna. ›Bald ist Vollmond, und dann werden Tausende von Büchern in den Vulkan Hutlan geworfen, auch das unsichtbare Buch … Die Zeit drängt. Wir müssen etwas unternehmen!‹
Als Nasshan sah, dass Hanna zu allem entschlossen war, schwieg er. Er nahm sein Jagdmesser aus dem Gürtel und näherte sich dem Bären.
›Aber jetzt müssen wir erst mal etwas essen‹, sagte er. ›Sucht Brennholz und macht Feuer, ich habe Hunger.‹
›Dann willst du uns also helfen?‹, fragte die Prinzessin hoffnungsvoll.
›Meine Hilfe wird euch nichts nützen‹, erwiderte der Jäger. ›Aber ich will euch zu der Insel der Leser bringen. Dann werde ich euch wieder verlassen.‹
›Was kann ich tun, um dich umzustimmen?‹, fragte Hanna. ›Mein Vater würde dich reich belohnen …‹
›Nein. Nicht alles Gold der Welt könnte mich dazu bewegen. Ich tue, wozu ich Lust habe, und bin niemandem Rechenschaft schuldig. Ich lebe unter freiem Himmel, der Wald ist mein Zuhause. Ich bin frei wie der Wind und lasse mich auf kein Abenteuer ein.‹
›Abenteuer? Falls Scroom es schafft, die Kultur zu vernichten, wird er uns alle versklaven. Niemand wird vor ihm sicher sein‹, antwortete Hanna, schon etwas ärgerlich.
›Vielleicht hast du recht, aber Scroom ist zu mächtig, ich will mich nicht mit ihm anlegen … Und jetzt werden wir das beste Fleisch der Welt essen.‹
Hanna und Sigfrido sahen sich verzweifelt an. Die Worte des Einsiedlers hatten all ihre Hoffnungen zunichtegemacht. «
»Nasshan will ihnen also nicht helfen«, stelle ich enttäuscht fest. »Schade!«
»Ja, jetzt fängt es an, richtig schwierig zu werden«, sagt Lucía. »Nasshan will seine Unabhängigkeit nicht verlieren.«
»Und warum will er frei sein in einer Welt, die von Scroom beherrscht wird?«, frage ich.
»Erwachsenensachen. Sachen, die schwer zu verstehen sind«, antwortet Lucía. »Auf jeden Fall müssen Hanna und Sigfrido sich jetzt ganz alleine der Armee des Barbaren entgegenstellen.«
»Was sollen denn zwei Kinder gegen eine gut gerüstete Armee ausrichten?«
»Weiß ich nicht, das muss ich erst noch herausfinden … Wir müssen uns etwas überlegen.«
»Was meinst du damit? Ich verstehe nicht, wie …«
»Na ja, wir müssen uns überlegen, wie die beiden Scroom von seinem Vorhaben abbringen können«, antwortet sie ausweichend.
Bei mir läuten die Alarmglocken. Irgendetwas stimmt da nicht. Lucías Worte klingen sehr geheimnisvoll.
»Aber das ist doch die Arbeit meines Vaters! Er ist der Autor, er muss bestimmen, wie es weitergeht.«
»Dein Vater ist krank, er kann nicht schreiben. Er muss sich ausruhen …«
Mein Verdacht bestätigt sich. Jetzt habe ich wirklich allen Grund, mir Sorgen zu machen.
»Moment mal!«, rufe ich. »Wer hat das geschrieben, was du mir gerade vorgelesen hast?«
»Nun ja, es beruht auf den Notizen deines Vaters«, antwortet sie ganz selbstverständlich.
»Wer hat es geschrieben?«, wiederhole ich.
»Ich! Ich habe es geschrieben, aber ich habe mich an die Notizen deines Vaters gehalten, okay?«
Sie spinnt! Ich hab’s ja immer geahnt.
»Du kannst doch nicht für meinen Vater das Buch zu Ende schreiben! Das geht doch nicht!«
»Sollen wir zusehen, wie die Zeit vergeht, während dein Vater im Krankenhaus liegt und Das magische Buch nicht weitergeschrieben wird? Willst du das? Wir haben nicht mehr viel Zeit!«
»Wieso haben wir nicht mehr viel Zeit?«
»Gestern Abend habe ich unter den Notizen diesen Brief gefunden. Er ist von seinem Verleger. Wenn du willst, lese ich ihn dir vor«, schlägt sie vor.
»Ja, bitte! Dann verstehe ich
Weitere Kostenlose Bücher