Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
solche Dinge zu achten? Er sollte an – Gwenafra denken.
    Sam fühlte sich beschämt. Seit Beginn der Kämpfe hatte er nicht mehr einen Gedanken an Gwenafra verschwendet. Wo mochte sie jetzt sein? Warum hatte er nicht an sie gedacht? Schließlich liebte er sie doch wirklich.
    »Was ist mit diesem Joe?« fragte die Frau.
    »Er ist ein Titanthrop, ein Affenmensch. Ein behaarter Riese mit einer ungeheuer langen Nase. Er ist dort draußen irgendwo, ziemlich in der Nähe. Rettet ihn!«
    Die Frau stand auf und sagte etwas in Esperanto. Ein hinter ihr stehender Mann, der eine Fackel trug, starrte in die Dunkelheit hinein. Obwohl die meisten der Retter mit Fackeln ausgerüstet waren, half das Licht ihnen nicht viel. Der Himmel fing nun an, sich rasch zu bewölken. Allmählich verblaßte das Sternenlicht.
    Sam sah sich in der näheren Umgebung um. Er saß in einem Langschiff. Rechts und links von ihm, etwas tiefer, erkannte er ein Dutzend Ruderer.
    »Da treibt irgend etwas herum«, sagte der Mann mit der Fackel. »Sieht ziemlich groß aus. Vielleicht ist es dieser Titanthrop.«
    Der Mann wandte Sam den Rücken zu. Er trug ein weißes Eskimogewand, das ihn vom Kopf bis zu den Füßen bedeckte. Obwohl er nicht ausgesprochen groß war, hatte er doch ziemlich breite Schultern. Seine Stimme kam Sam irgendwie bekannt vor. Irgendwo – vor langer Zeit – hatte er diese Stimme schon einmal gehört.
    Der Mann rief einige andere Schiffe an und sagte ihnen, wonach sie Ausschau halten sollten. Plötzlich erklang von irgendwoher ein Ruf. Sam schaute auf. Auf einem der anderen Langschiffe bemühten sich einige Männer, etwas Großes aus dem Wasser zu ziehen.
    »Joe!« krächzte er.
    Der Mann in der weißen Kleidung wandte sich um. Er hielt die brennende Fackel nun so, daß sie sein Gesicht voll beleuchtete.
    Nun konnte Sam die Züge seines Gegenübers genau erkennen. Er sah ein breites, nicht unschönes Gesicht, dichte rötliche Augenbrauen, ein viereckiges, festes Kinn und weiße Zähne. Das Grinsen des Mannes verhieß nichts Gutes.
    »Blutaxt!«
    »Ja«, sagte der Mann. »Eirikr Blodøx.« Und dann, auf esperanto: »Ich habe lange auf dich gewartet, Sam Clemens.«
    Mit einem Aufschrei fuhr Sam hoch und sprang über Bord. Das kalte, dunkle Wasser schlug über ihm zusammen. Er tauchte tiefer und tiefer hinab, dann reckte er sich und fing an zu schwimmen. Wie lange würde er es aushalten, bis er wieder zum Luftschnappen an die Oberfläche zurückkehren mußte? Ob es ihm gelang, Blutaxt so lange zu entgehen, bis er es schaffte, von einem anderen Schiff aufgenommen zu werden? Die Bewohner Virolandos würden doch nicht etwa zulassen, daß Erik ihn umbrachte? Das wäre gegen ihre Prinzipien. Aber Erik würde warten, bis sich ihm eine Chance bot – und dann zuschlagen.
    Joe! Joe würde ihn beschützen! Joe würde noch mehr tun als nur das. Er würde den Norweger töten.
    Keuchend und spuckend durchbrach Sams Kopf den Wasserspiegel. Vor ihm lag ein Schiff, auf dem sich zahlreiche Menschen befanden. Im Licht der Fackeln konnte er ihre Gesichter deutlich erkennen. Sie hielten nach ihm Ausschau.
    Hinter sich hörte er die Geräusche eines Schwimmers.
    Sam wandte sich um. Erik war direkt hinter ihm.
    Sam schrie auf und tauchte erneut. Wenn es ihm gelang, auf der anderen Seite des Schiffes wieder aufzutauchen, wenn er es schaffte, an Bord zu kommen, bevor…
    Eine Hand packte seinen Unterschenkel.
    Sam drehte sich um und kämpfte, aber der Norweger war nicht nur größer als er, sondern auch weitaus stärker. Sam war hilflos. Wenn Erik ihn nun ersäufte, konnte ihm niemand etwas nachweisen. Er brauchte nur zu behaupten, er habe den armen, durchgedrehten Teufel retten wollen, aber leider…
    Von hinten legte sich ein Arm um Sams Hals. Sam strampelte wie ein Fisch im Netz. Ihm wurde klar, daß nun alles vorbei war. Aber nach all diesen Jahren, nach all den Gefahren, denen er um Haaresbreite entronnen war, auf eine solche Art sterben zu müssen…
    Er erwachte hustend und röchelnd an Bord des Langschiffes. Wasser lief ihm aus Mund und Nase. Zwei starke Arme hielten ihn fest.
    Sam schaute auf. Erik Blutaxt hielt ihn immer noch gepackt.
    »Laß mich leben!« sagte Sam.
    Erik war naß und splitternackt. Im Schein der Fackeln glitzerten auf seiner Haut zahlreiche Wassertröpfchen. Das Licht fiel auch auf einen weißen Gegenstand, der an einer Kordel um Eriks Hals hing.
    Es war der Spiralknochen eines Hornfisches, ein Symbol, das nur die Mitglieder der

Weitere Kostenlose Bücher