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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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anderen prä-kolumbianischen Kulturen stammten davon ab: die späteren Maya, die Tolteken, die Azteken und so fort. Wenn der Mann wirklich ein Angehöriger der alten Maya war, so wies er doch nicht den bei diesem Volk bevorzugten künstlich abgeflachten Kopf und den schielenden Blick auf, der als besonders vornehm gegolten hatte. Aber nach kurzem Nachdenken fiel de Marbot ein, daß die Ethiker solche Dinge natürlich korrigiert haben würden.
    »Mit deinem Leibesumfang bist du hier eine ziemliche Seltenheit«, sagte de Marbot. »Wir führen auf der Nicht vermietbar ein ziemlich aktives Dasein und haben weder Platz für Faule noch für Vielfraße. Außerdem erwarten wir, daß jeder Kandidat eine Fähigkeit besitzt, die ihn qualifiziert.«
    Mit seiner hohen Stimme, die allerdings weniger schrill war als die des Chinesen, erwiderte Ah Qaaq: »Eine fette Katze mag zwar weich aussehen, aber dennoch ist sie schnell und stark. Ich will es Ihnen zeigen.«
    Er packte den Griff seiner mit einer Feuersteinschneide versehenen Axt. Obwohl der Eichengriff beinahe fünfunddreißig Zentimeter lang war und fast fünf dick, handhabte er die Waffe wie einen Lollipop. Er drückte de Marbot die Schneide in die Hand und ließ ihr Gewicht von ihm schätzen.
    »Etwa zehn Pfund, würde ich sagen«, meinte der Franzose.
    »Passen Sie auf!« Ah Qaaq nahm die Axt und warf sie wie einen Tennisball durch die Luft. Mit aufgerissenen Augen verfolgte de Marbot ihren Flug, bis sie endlich ins Gras fiel.
    »Mon Diéu! Außer Joe Miller hat bisher niemand eine Axt dermaßen weit geworfen! Ich gratuliere Ihnen, Sinjoro! Hier, nehmen Sie das.«
    »Ich bin außerdem ein ausgezeichneter Bogenschütze und Axtkämpfer«, sagte Ah Qaaq ruhig. »Sie werden es nicht bereuen, wenn Sie mich mitnehmen.«
    Der Mann, der hinter dem Olmeken stand, hatte genau die gleiche Größe. Er war von einer kantigen, herkulischen Gestalt. Mit seiner Adlernase und dem runden, gekerbten Kinn sah er Ah Qaaq nicht unähnlich. Er hatte allerdings keine Unze Fett am Leib und war, obwohl tiefgebräunt, kein Indianer. Sein Name, sagte er, sei Gilgamesch.
    »Ah Qaaq und ich haben unsere Kräfte gemessen«, sagte er. »Keiner von uns kann den anderen besiegen. Auch ich bin ein großer Axtkämpfer und Bogenschütze.«
    »Ausgezeichnet! Nun, mein Kapitän wird Ihre Berichte über die Sumerer zu schätzen wissen. Ich bin sicher, daß Sie eine Menge davon auf Lager haben. Auch wird er sich darüber freuen, einen König und Gott an Bord zu haben. Er hat zwar schon Könige kennen gelernt, aber mit den meisten ist er nicht sonderlich glücklich gewesen. Was Götter angeht – nun, das ist eine andere Geschichte. Einen Gott hat er jedenfalls noch nie zuvor getroffen. Hier. Nimm das!«
    De Marbot ging weiter, und als er sich außer Hör- und Sichtweite des Sumerers befand – vorausgesetzt, der Mann war überhaupt einer –, lachte er, bis er umfiel. Eine Weile später stand er wieder auf, wischte sich die Lachtränen aus den Augen und fuhr mit der Vorauswahl fort.
    Die vier Männer wurden – zusammen mit sechs anderen – angeheuert. Als sie über die Gangway auf das Kesseldeck gingen, sahen sie den Extraterrestrier Monat an der Reling stehen. Er musterte sie mit einem prüfenden Blick. Die Neuen waren natürlich verwundert, aber de Marbot forderte sie zum Weitergehen auf. Er würde sie später über dieses seltsame Geschöpf ins Bild setzen.
    Der Plan, die neuen Rekruten mit Monat zusammenzubringen, fiel jedoch an diesem Abend ins Wasser. Zwei Frauen gerieten sich wegen eines Mannes in die Haare und fingen an, aufeinander zu schießen. Bevor jemand den Streit schlichten konnte, war eine der Frauen schwer verwundet und die andere mitsamt ihrem Gralzylinder und ein paar Habseligkeiten über Bord gesprungen. Der Mann, um den es gegangen war, entschied sich ebenfalls fürs Gehen, da er der Frau, die die andere angeschossen hatte, mehr Gefühle entgegenbrachte. Man hielt das Schiff an und ließ ihn von Bord gehen. Sam regte sich darüber dermaßen auf, daß er die für den Abend im Großen Salon geplante Vorstellung der Neuen absagte und auf den nächsten Tag verschob.
    Irgendwann in dieser Nacht verschwand Monat Grrautut.
    Niemand hatte einen Schrei gehört. Niemand hatte etwas Verdächtiges gesehen. Alles, was man fand, war ein Blutfleck an der Reling der A-Deck-Promenade, aber der konnte vom Reinigungskommando nach der letzten Schlacht um die Gralsteine der linken Uferseite auch übersehen

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