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Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie spöttisch. »Wo bleiben deine Liebe und dein Verständnis?«
    Hermann holte tief Luft und sagte: »Na schön. Nimm das Ding mit.« Er ging weiter.
    Chopilotl fragte: »Willst du mir nicht ziehen helfen?«
    Hermann hielt inne und wandte sich um. »Und dich bei deinem verwerflichen Tun auch noch unterstützen?«
    »Das hast du schon getan, als du sagtest, ich könne sie mitnehmen.«
    Dumm war sie nicht – ausgenommen in diesem einen Fall, und der basierte auf ihren Gefühlen. Lächelnd nahm er seinen Weg wieder auf. Als er das Floß erreicht hatte, erzählte er den anderen, was auf sie zukam.
    »Warum erlaubst du das, Bruder?« sagte Fleiskaz. Er war ein großer, rothaariger Mann, der früher ein primitives Germanisch gesprochen hatte. Diese Sprache war während des zweiten Jahrtausends vor Christus in Mitteleuropa verbreitet gewesen. Die Sprachen, die man im zwanzigsten Jahrhundert in Norwegen, Schweden, Dänemark, Island, Deutschland, Holland und England gesprochen hatte, stammten von ihr ab. Sein Spitzname war Wulfaz, der Wolf, gewesen, denn man hatte ihn zu seinen irdischen Lebzeiten als furchterregenden Krieger gekannt.
    Nach seinem Übertritt zur Kirche der Zweiten Chance hatte er sich jedoch wieder Fleiskaz genannt. Dieser Name bedeutete >Fleischfetzen<. Niemand wußte, wie er darauf gekommen war, aber vielleicht betrachtete er sich selbst als ein Stückchen guten Fleisches von einem schlechten Körper. Dieses Stück, von seinem alten Leib abgetrennt, besaß das Potential, in einen völlig neuen, durch und durch guten Körper hineinzuwachsen.
    »Wir werden es ertragen müssen«, sagte Hermann zu Fleiskaz. »Aber ich glaube, daß wir die Sache klären können, bevor wir auch nur mehr als fünfzig Meter vom Ufer entfernt sind.«
    Rauchend und plaudernd setzten sie sich hin und beobachteten Chopilotl, die den Schlitten mit seiner steinernen Last hinter sich her zog. Als sie die weite Ebene überquert hatte, war ihr Gesicht gerötet, und sie schwitzte und keuchte. Sie verfluchte Hermann nicht nur, sondern gab ihm auch zu verstehen, daß er von nun an eine geraume Zeit würde allein schlafen müssen.
    »Diese Frau gibt kein gutes Beispiel ab, Bruder«, sagte Fleiskaz.
    »Habe Geduld, Bruder«, sagte Hermann ruhig.
    Das Floß schwamm auf dem Wasser. Ein Anker sorgte dafür, daß es nicht abtrieb. Er bestand aus einem kleinen, an Fischlederstreifen befestigten Stein. Chopilotl bat die bereits an Bord befindlichen Männer, ihr beim Verladen der Fracht behilflich zu sein. Sie lächelten, bewegten sich jedoch nicht. Einen Fluch zwischen den Zähnen zerbeißend, schleppte sie den Götzen selbst an Bord. Zur allgemeinen Überraschung der anderen half Hermann ihr dabei, die Statue umzulegen und in die Floßmitte zu rollen.
    Schließlich lichteten sie den Anker und setzten sich in Bewegung. Sie winkten der Menge zu, die sich am Ufer versammelt hatte, um ihnen eine gute Reise zu wünschen. Ein Mast wurde aufgerichtet. Das Vierecksegel wurde gesetzt und gebraßt, um das Floß in die Flußmitte zu steuern. Dort angekommen, packte die Strömung das Floß, und der Wind blähte das Segel. Eine steife Brise schob sie voran. Bruder Fleiskaz saß am Ruder.
    Chopilotl zog sich in das Zelt zurück, das neben dem Mast stand. Sie hatte schlechte Laune.
    Hermann rollte den Götzen geräuschlos an die Steuerbordseite des Floßes. Die anderen sahen ihn fragend an. Er legte grinsend einen Finger an die Lippen. Chopilotl hatte keine Ahnung, was gerade vor sich ging, aber als der Götze auf dem Floßrand lag, ließ sein Gewicht das Gefährt leicht wippen. Die Tatsache, daß sich das Floß leicht zur Seite neigte, blieb ihr natürlich nicht verborgen. Sie steckte den Kopf aus dem Zelt und stieß einen Schrei aus.
    Hermann hatte die Statue gerade aufrecht hingestellt.
    »Ich tue das für dich und zum Wohl der Kirche!« rief er ihr zu.
    Als Chopilotl kreischend auf ihn zurannte, versetzte er der monströsen Statue einen Stoß gegen den Kopf. Der Götze plumpste ins Wasser und versank.
    Später erzählten ihm seine Kameraden, daß sie ihn mit ihrem Gral auf den Kopf geschlagen hatte.
    Hermann war jedoch nicht so betäubt, als daß er nicht hätte sehen können, wie sie, den Gral als Boje benutzend, an das Ufer zurückschwamm. Bessa, Fleiskaz’ Frau, schwamm hinter Hermanns Gral her, den Chopilotl über Bord geworfen hatte.
    »Gewalt erzeugt Gegengewalt«, sagte sie, als sie ihm den Metallzylinder zurückgab.
    »Danke, daß du ihn geborgen

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