Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Magische Labyrinth

Das Magische Labyrinth

Titel: Das Magische Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hast«, sagte Hermann. Er setzte sich wieder hin, um seinen schmerzenden Kopf und sein nagendes Gewissen zu beruhigen. Was ihre Bemerkung besagen sollte, war offensichtlich. Die Versenkung des Götzen war eine Gewalttat gewesen. Er hatte kein Recht gehabt, Chopilotl ihrer Statue zu berauben. Und selbst wenn er es gehabt hätte, hätte er sich anders verhalten sollen.
    Er hätte ihr geduldig ihren Irrtum klarmachen und sie so lange mit Beispielen bearbeiten sollen, bis sie selbst darauf gekommen wäre. Statt dessen hatte er nichts anderes getan, als sie zu provozieren, bis sie sich zu einem Gewaltakt hatte hinreißen lassen. Möglicherweise würde sie nun nach jemandem suchen, der ihr einen anderen Götzen machte.
    Sein Einstieg als Missionar war keinesfalls überragend gewesen.
    Dies brachte ihn zu einigen anderen Gedanken über Chopilotl. Warum hatte er sie überhaupt umworben? Sie war hübsch und hatte ihn sexuell angezogen. Aber sie war eine Indianerin, und er hatte eine gewisse Abneigung dagegen empfunden, sich mit einer Farbigen zu paaren. Hatte er sie zu seiner Frau gemacht, um sich selbst zu beweisen, daß er keine Vorurteile gegen Farbige hatte? Hatte ihn ein solch schändliches Motiv zu seinem Verhalten getrieben?
    Hätte er je auch nur in Erwägung gezogen, sich mit ihr zusammenzutun, wenn sie eine kraushaarige, dicklippige Afrikanerin gewesen wäre? Um ehrlich zu sein, nein. Und jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel ihm ein, daß er auch nach einer Jüdin Ausschau gehalten hatte. Aber in dieser Gegend gab es, soweit er wußte, nur zwei, und die waren nicht mehr ungebunden. Abgesehen davon entstammten sie dem Zeitalter von Ahab und Augustus und waren so dunkelhäutig wie jemenitische Araber, fett, langnasig, abergläubisch und tendierten zur Gewalttätigkeit. Jedenfalls waren sie keine Chancisten. Abergläubisch und gewalttätig war Chopilotl allerdings auch gewesen.
    Ihre Kirchenzugehörigkeit deutete allerdings darauf hin, daß sie ein gewisses Potential für eine geistige Weiterentwicklung besaß.
    Er konzentrierte sein Bewußtsein auf etwas, dem es zu entgehen versuchte.
    Er hatte nach einer jüdischen Frau gesucht und hatte um seines Gewissenheils willen eine Indianerin genommen. Er hatte dies getan, um sich selbst zu beweisen, daß er sich geistig weiterentwickelt hatte.
    Hatte er Fortschritte gemacht? Nun, er hatte sie zwar nicht geliebt, aber er war dennoch in sie vernarrt gewesen. Nachdem er das Gefühl der Abneigung bei körperlichen Kontakten überwunden hatte, hatte er während des Liebesaktes nichts anderes als Zuneigung für sie empfunden.
    Andererseits hatte er während heftiger Auseinandersetzungen durchaus hin und wieder das Verlangen verspürt, ihr rassistische Beschimpfungen an den Kopf zu werfen.
    Der wirkliche Fortschritt, die echte Liebe würde sich erst dann einstellen, wenn er nicht mehr das Gefühl hatte, bei einer Auseinandersetzung derartige Beleidigungen ausstoßen zu müssen. Und erst wenn er nicht mehr an solche Gemeinheiten dachte, würde er ganz davon frei werden.
    Du hast noch einen langen Weg vor dir, Hermann, sagte er sich. Aber wenn das stimmte, wieso hatte der Bischof ihn dann überhaupt als Missionar akzeptiert? Es gab keinen Zweifel: Ch’agii mußte wissen, daß er noch weit von seinem Ziel entfernt war.
     
    19
     
    Viele Jahre später, als Göring sich dem Staat Parolando näherte, befand sich kein Mitglied der Originalbesatzung mehr bei ihm. Sie waren entweder umgebracht worden oder waren in bestimmten Gebieten von Bord gegangen, um als Missionare zu wirken. Als Göring noch mehrere tausend Kilometer von Parolando entfernt war, hörte er die ersten Gerüchte über den großen, gefallenen Stern, den Meteoriten, der irgendwo flußabwärts niedergegangen war. Es hieß, der Aufprall habe direkt und indirekt Hunderte oder Tausende von Menschen getötet und das Tal auf beiden Seiten des Flusses auf einer Strecke von mehr als hundert Kilometern verwüstet. Nachdem man sich davon überzeugt hatte, daß das Gebiet wieder sicher war, hatten sich viele Gruppen auf den Weg dorthin gemacht, denn jedermann wollte sich an dem Nickeleisen des Meteoriten bereichern. Nach einem heftigen Kampf hatten zwei dieser Gruppen den Sieg davongetragen. Sie hatten sich zusammengeschlossen und bezeichneten die Fundstelle als ihr Eigentum.
    Unter anderem sprach man auch davon, daß man den Meteoriten inzwischen ausgegraben habe und das gewonnene Metall zum Bau eines gewaltigen Schiffes

Weitere Kostenlose Bücher