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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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wusste, dass sie Briefe enthielt und dass seine Mutter sie manchmal las und dann weinte, und bei diesen Gelegenheiten erzählte sie ihm dann von seinem Vater. Will vermutete also, dass die Männer hinter der Mappe her waren, und er wusste, dass er etwas unternehmen musste.
    Er beschloss, zuerst einen Ort zu suchen, an dem seine Mutter sicher war. Er dachte lange nach, aber sie hatten keine Freunde, die er hätte fragen können, und die Nachbarn waren bereits misstrauisch geworden. Die einzige Person, der er vertrauen konnte, war Mrs. Cooper. Sobald seine Mutter dort in Sicherheit war, wollte er die grüne Mappe suchen und nach  sehen, was sie enthielt. Dann würde er nach Oxford gehen, um dort Antworten auf einige seiner Fragen zu bekommen.
    Doch die Männer waren zu früh zurückgekehrt. Und jetzt hatte er einen von ihnen umgebracht.
    Auch die Polizei würde nun also hinter ihm her sein.
    Wenigstens verstand er sich darauf, nicht aufzufallen. Er musste jetzt stärker als je zuvor versuchen, unbemerkt zu bleiben, und das so lange wie möglich durchhalten, bis entweder er seinen Vater fand oder die Männer ihn. Und wenn sie ihn zuerst fanden, war es ihm ganz egal, wie viele von ihnen er noch umbrachte.
     
     
    Sehr viel später am selben Tag, es war schon fast Mitternacht, verließ Will zu Fuß das rund sechzig Kilometer entfernte Oxford. Er war zum Umfallen müde. Zuerst war er per Anhalter gefahren, dann mit zwei Bussen, danach war er zu Fuß weitermarschiert und gegen sechs Uhr abends in Oxford angekommen, zu spät, um zu tun, was er tun musste. Er hatte einen Hamburger gegessen und war dann in ein Kino gegangen, um sich zu verstecken (den Film hatte er vergessen, noch während er zusah), und jetzt ging er auf einer endlosen Straße durch verschiedene Vororte in Richtung Norden.
    Bisher war er niemandem aufgefallen. Allerdings musste er allmählich einen Platz zum Schlafen finden, denn je später es wurde, desto mehr Aufmerksamkeit würde er erregen. Das Problem war nur, dass man sich in den Gärten der stattlichen Häuser entlang der Straße nirgends verstecken konnte und er das offene Land noch nicht erreicht hatte.
    Er kam an einen großen Kreisverkehr, an dem die nordwärts führende Straße die von West nach Ost verlaufende Ringstraße kreuzte. Um diese Zeit war wenig Verkehr, und in der Straße, an der er stand, war alles ruhig; sie war auf beiden Seiten von hinter großen Rasenflächen zurückgesetzten Villen gesäumt. Entlang der Straße, zwischen Rasen und Straßenrand, standen in zwei Reihen Hainbuchen, seltsame Bäume mit voll  kommen symmetrischen, dichtbelaubten Kronen, die eher aussahen wie Kinderzeichnungen als wie wirkliche Bäume. Die Straßenlaternen tauchten die Szenerie in unwirkliches Licht, so dass sie wie eine Kulisse wirkte. Will war vor Erschöpfung ganz benommen. Vielleicht wäre er nach Norden weitergegangen, oder er hätte sich ins Gras unter einen der Bäume gelegt und geschlafen, doch als er gerade dastand und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, sah er eine Katze.
    Sie war getigert wie Moxie und kam aus einem Garten auf der der Stadt zugewandten Seite der Straße, an der auch Will stand. Will stellte seine Tasche hin und streckte die Hand aus, und die Katze kam und rieb den Kopf an seinen Fingerknöcheln, wie Moxie es immer tat. Natürlich taten alle Katzen das, aber Will hatte trotzdem plötzlich eine solche Sehnsucht, nach Hause zurückzukehren, dass seine Augen auf einmal voller Tränen standen.
    Nach einer Weile wandte die Katze sich ab. Schließlich war es Nacht und sie musste ihr Revier beaufsichtigen und Mäuse jagen. Sie lief über die Straße und auf die Büsche unmittelbar hinter den Hainbuchen zu. Dort blieb sie stehen.
    Will, der ihr mit den Augen gefolgt war, sah, dass sie sich merkwürdig benahm.
    Sie streckte eine Pfote aus, um irgendetwas in der Luft zu berühren, etwas für Will Unsichtbares. Dann machte sie mit gekrümmtem Rücken und gesträubtem Fell einen Satz zu  rück, den Schwanz flach ausgestreckt. Will wusste, wie Katzen sich verhalten. Aufmerksam geworden, beobachtete er, wie die Katze sich derselben Stelle, einem Stück Gras zwischen den Bäumen und den Büschen, erneut näherte und erneut die Pfote ausstreckte.
    Wieder sprang sie zurück, doch diesmal weniger weit und weniger erschrocken. Nach einigen weiteren Sekunden des Schnüffelns und Tastens mit zuckenden Schnurrbarthaaren gewann die Neugier vor der Vorsicht.
    Die Katze machte einen Schritt

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