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Das Magische Messer

Das Magische Messer

Titel: Das Magische Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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einfach nicht. Aber was immer du wolltest, dass ich tue, ich werde es tun, das verspreche, das schwöre ich dir. Ich werde kämpfen, ich werde ein Krieger sein. Das werde ich. Und dieses Messer, ich werde es Lord Asriel bringen, wo immer er ist, und ihm helfen, gegen diesen Feind zu kämpfen. Ich werde es tun. Ruh dich jetzt aus. Alles ist gut. Schlaf jetzt.«
    Neben dem Toten lagen noch sein Rucksack aus Hirschleder, das Öltuch, die Laterne und die kleine Dose aus Horn mit der Salbe aus Blutmoos. Will sammelte die Dinge ein und bemerkte dann den federgesäumten Mantel seines Vaters, der sich hinter dessen Leiche auf dem Boden ausgebreitet hatte, schwer und durchnässt, aber warm. Sein Vater konnte ihn nicht mehr gebrauchen, und Will klapperte vor Kälte mit den Zähnen. Er löste die bronzene Schnalle am Hals des Toten, schwang sich den Rucksack auf die Schulter und wickelte dann den Mantel um sich herum.
    Er blies die Lampe aus, sah noch einmal zu der dunklen Gestalt seines Vaters zurück, dann zu der Hexe und noch ein  mal zu seinem Vater, schließlich machte er sich auf den Weg bergab.
     
     
    Die stürmische Nacht war erfüllt von Wispern und Raunen, und über den Windstößen hörte Will andere Geräusche wie das wirre Echo von Schreien und wilden Gesängen, das Klirren von Metall auf Metall und schwere Flügelschläge, die im einen Moment so nah schienen, als kämen sie aus seinem Kopf, im nächsten so fern, als kämen sie von einem anderen Planeten. Die Steine unter seinen Füßen waren schlüpfrig und lose und der Weg hinunter viel anstrengender als der he  rauf, doch er schritt unverzagt aus.
    Er kletterte die letzte Wasserrinne vor dem Felsüberhang, den sie als Schlafplatz gewählt hatten, hinunter und hielt abrupt an. Vor ihm standen wie wartend im Dunkeln zwei Männer. Will griff nach dem Messer.
    Da sprach einer der beiden Männer.
    »Bist du der Junge mit dem Messer?« Seine Stimme hatte den seltsamen Klang jener Flügelschläge. Wer immer er sein mochte, ein Mensch war er nicht.
    »Wer seid ihr?«, fragte Will. »Menschen oder –«
    »Nicht Menschen, nein, wir sind Beobachter, bene elim. In deiner Sprache Engel.«
    Will schwieg.
    »Es gibt verschiedene Engel mit verschiedenen Aufgaben und Kräften«, fuhr der Sprecher fort. »Unsere Aufgabe ist einfach: Wir brauchen dich. Wir sind dem Schamanen bis hier  her gefolgt, in der Hoffnung, er würde uns zu dir führen, und so war es. Und jetzt werden wir dich zu Lord Asriel führen.«
    »Ihr wart die ganze Zeit bei meinem Vater?«
    »Jeden Augenblick.«
    »Wusste er das?«
    »Er hatte keine Ahnung.«
    »Warum habt ihr die Hexe dann nicht aufgehalten? Warum habt ihr zugelassen, dass sie ihn tötet?«
    »Zu einem früheren Zeitpunkt hätten wir es verhindert. Aber seine Aufgabe war erfüllt, als er uns zu dir geführt hatte.«
    Will sagte nichts. Der Kopf schwirrte ihm. Das hier war genauso schwer zu verstehen wie alles andere.
    »Also gut«, sagte er schließlich, »ich komme mit euch. Aber zuerst muss ich Lyra wecken.«
    Sie traten zur Seite, um ihn durchzulassen, und er spürte ein Kribbeln in der Luft, als er an ihnen vorbeiging, doch er achtete nicht darauf und konzentrierte sich auf den Weg zu dem Felsüberhang hinunter, unter dem Lyra schlief.
    Doch etwas ließ ihn anhalten.
    Im Dämmerlicht sah er die Hexen, die Lyra bewacht hatten, bewegungslos dastehen oder –sitzen, zu Statuen erstarrt. Sie atmeten zwar, waren aber ansonsten wie tot. Auf dem Bo  den lagen auch einige in schwarze Seide gekleidete Leichen. Will sah entsetzt von einer zur anderen, bis er begriff, was geschehen sein musste: Die Hexen waren in der Luft von Gespenstern angegriffen worden und dann, gleichgültig gegen alles, in den Tod gestürzt.
    Aber
    »Wo ist Lyra?«, schrie er laut.
    Die Höhlung unter dem Felsen war leer, Lyra verschwunden.
    Doch an der Stelle, wo sie gelegen hatte, lag noch ihr kleiner Rucksack aus Leinen, und aufgrund seines Gewichts wusste Will auch ohne hineinzusehen, dass das Alethiometer noch darin war.
    Er schüttelte den Kopf. Es durfte nicht wahr sein, war aber trotzdem wahr: Lyra war verschwunden, gefangen, verloren.
    Die beiden dunklen Gestalten der bene elim hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Doch jetzt sprachen sie.
    »Komm mit uns. Lord Asriel braucht dich unverzüglich, denn die Macht des Feindes wächst jeden Augenblick. Der Schamane hat dir gesagt, was deine Aufgabe ist. Folge uns und hilf uns siegen. Komm mit, hier entlang.

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