Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das magische Schwert

Titel: Das magische Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Rutkoski
Vom Netzwerk:
über den Kopf. Atalanta hörte sofort auf zu knurren und leckte ihm die Hand.
    »Gemein, Attie! Denk dran.«
    »’tschuldigung.« Sie fletschte wieder die Zähne.
    Nachdem Tomik den Laden hinter sich abgeschlossen hatte, holte er etwas aus seiner Tasche. Es war ein weiterer Glühstein.
    Als die Familie Kronos damit angefangen hatte, ihre Sachen zu packen, um weit wegzuziehen, sah Tomik die Gefahr, in der sich Petra befand. Er würde versuchen, sie zu beschützen, ob sie das mochte oder nicht. Er hatte Petra nicht direkt angelogen, als er ihr den Glühstein gab. Seine Erfindung war besser als jede Kerze, um in der Dunkelheit zu sehen. Doch sie war mehr als das. Sie war auch entworfen worden, um Petra aufzuspüren, und es würde ihr eindeutig nicht gefallen, überwacht oder überlistet zu werden.
    Tomik wog den Glühstein in der Hand. Er wandte sich
nach links in Richtung Haus zum Kompass. Das Glas in seiner Hand flackerte in einem blassen blauen Licht. Also war Petra nach Hause gegangen.Tomik steckte den Glühstein wieder in die Tasche und ging die von Geschäften gesäumte Straße entlang. Dafür dass das normalerweise die geschäftigste Zeit des Tages war, war sie seltsam menschenleer.
    Tomik roch Rauch.
    »Geh aus dem Weg!«, schrie jemand.
    Tomik drehte sich um. Zwei Männer eilten an ihm vorbei, in jeder Hand einen schwingenden Kübel.
    Er rannte ihnen nach. »Was ist denn los?«, rief er.
    »Feuer!«, erwiderte einer von ihnen. »Das Haus zum Kompass!«
    Tomik rannte neben den Männern her. Er versuchte, seine Angst zu unterdrücken, doch dann sah er das schmale Haus. Es war ein Turm von Flammen. Männer und Frauen umringten es, gaben Eimer voll Schnee weiter und schmissen den in das röhrende Feuer.
    Das hilft niemals , dachte Tomik mit einem Stöhnen. Die Menschen sahen aus wie Zweige, die Eimer wie Eicheln. Flammen zuckten über das mit Stroh gedeckte Dach des Hauses.
    Tomik zog den Glühstein aus seiner Tasche. Es gab keinen Zweifel: Das blaue Licht des Glassteins war stärker. Petra war hergekommen.
    Tomik rannte zu den Männern und Frauen, die verzweifelt versuchten, das Feuer zu löschen. Er entdeckte Tomas Stakan, rußgeschwärzt, der Schnee warf, so schnell er konnte. »Vater!«
    »Tomik, was machst du hier? Wer ist im Laden?«
    »Niemand«, sagte Tomik zögernd. »Aber Attie bewacht ihn.«

    »Was? Was hast du dir denn dabei gedacht? Geh jetzt nach Hause!«
    »Nein!« Tomik schnappte sich einen Eimer.
    »Ich hab keine Zeit, jetzt mit dir zu streiten. Schau dir das an.« Sein Vater zeigte mit dem Finger auf das Haus zum Kompass. »Unsere Freunde könnten in dem Haus sein.Wir müssen das Feuer löschen!«
    »Dann lass mich helfen!« Tomik schaufelte einen Eimer voll nassen Schnee auf und ging näher auf die knatternde Flammenwand zu.
    Diesmal hielt ihn sein Vater nicht auf.
    Die Männer und Frauen von Okno wuchteten Schnee und nasse Erde in das Feuer, doch sie wussten, dass sie eine bereits verlorene Schlacht schlugen. Das Feuer hatte schon das Erdgeschoss erfasst, als die erste Hilfe eintraf, was es für jeden unmöglich machte, das Gebäude zu betreten. Und nun stand sogar schon das Dach in Flammen.
    Tomik erlaubte sich selbst nicht zu denken. Mechanisch bewegte er sich, gab Kübel weiter, füllte welche, leerte andere. Er wusste, dass sein Vater neben ihm war, doch sie sprachen nicht.
    Dann gab es ein widerliches Knacken, wie das Geräusch einer brechenden Wirbelsäule, als die Träger des Hauses barsten.
    »Es stürzt ein! Zurück! Geht zurück!«
    Jemand drängte Tomik fort, stieß ihn meterweit vom Haus weg.
    Es folgte das knirschende Geräusch fallender Balken, als das Haus zum Kompass begann, in sich zusammenzubrechen und das Feuer mit sich nach unten zog, das Innere des Hauses auszuhöhlen.
    Tomik spürte, wie ein Arm um ihn gelegt wurde, konnte
aber den Blick nicht vom Feuer wenden. Die Flammen ließen seine Augen schmerzen.
    »Tomik«, sagte sein Vater.
    Tomik drehte sich um. Eine Träne suchte sich ihren Weg über Tomas Stakans rußige Backe. »Tomik, es tut mir so leid«, sagte er und versuchte, ihn in die Arme zu nehmen.
    »Hör auf damit!« Tomik wehrte sich.
    »Mein Sohn, niemand kann das überlebt haben. Wenn sie im Haus waren …«
    »Waren sie nicht! Petra war nicht in diesem Haus!« Doch Tomik wusste, dass das nicht stimmte. Sein Glühstein hatte angezeigt, dass Petra hergekommen war. Seine Erfindungen funktionierten immer.
    Tomik riss sich von seinem Vater los und fing an zu

Weitere Kostenlose Bücher