Das magische Schwert
Junge fing an, mit dem Glühstein zu jonglieren, und sah zu, wie er im Sonnenlicht aufblitzte.
»Hör auf damit!«, schrie Tomik. »Du lässt ihn noch fallen und dann zerbricht er!«
Der Junge prustete. »Nicht sehr wahrscheinlich.«
»Gib ihn zurück, du dreckiger kleiner Ziggi!«
Der Mann schlug Tomik mit der flachen Klinge des Messers ins Gesicht und sagte drohend: »Lass mich dir eine Sache so klarmachen wie dein schimmernder Stein, den du nie wieder zu sehen bekommst. Da du jemand zu sein scheinst, der alle seine Ohren, Finger und Zehen behalten will, muss ich dich mal kurz über was informieren: ›Zigeuner‹ und ›Ziggi‹ sind nicht gerade die freundlichsten Worte. Wir sind Roma und so solltest du uns besser auch nennen. Und warum mache ich mir wohl die Mühe, dir diesen bescheidenen, aber Glieder erhaltenden Unterricht zu erteilen?«
»Du wirst es mir schon erzählen«, sagte Tomik durch die zusammengebissenen Zähne.
»Das werde ich wirklich. Machen wir einen Spaziergang.«
Tomik wurde auf das kleine Boot zugestoßen, das er zu spät bemerkt hatte.
»Das ist unseres.« Treb deutete mit dem Kopf auf das Beiboot, als sie dort angelangt waren. »Und jetzt stelle ich dir etwas vor, das mir sehr am Herzen liegt.« Er zeigte auf das große, vor Anker liegende Schiff mit seinen vielen eingeholten Segeln. »Das ist die Pacolet, ein so schneller Zweimaster, wie du kaum einen zweiten siehst. Du wirst darauf achten, sie mit Respekt zu behandeln, denn sie wird von jetzt an dein Zuhause sein.«
»Mein Zuhause?«
»Oh, nur für kurze Zeit«, sagte Treb, doch die Beruhigung in seiner Stimme war der reine Hohn. »Nur bis wir Sallay erreichen, einen marokkanischen Hafen voller Abschaum, wie wir es sind. Da verkaufen wir dich.Wir kriegen einen ordentlichen Preis für einen jungen Sklaven, so wie du einer bist.«
»Was?« Tomik stieß den Mann fort, wurde jedoch schnell von ihm und dem Jungen ergriffen. Er biss, stieß mit den Ellbogen um sich und trat, doch als die zwei seine Arme auf beiden Seiten fest im Griff hatten, wurde Tomik klar, dass Treb über seine Pläne die Wahrheit gesagt haben musste. Sie schlugen nicht zurück. Sie versuchten, ihn zu bezwingen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Sie wollten ihren neuen Besitz nicht beschädigen.
Der Junge holte ein Seil aus dem Beiboot und band Tomik die Hände auf dem Rücken zusammen.
»Ihr Heuchler!«, fauchte Tomik. »Ihr denkt, ich wäre im Unrecht, euch das zu nennen, was ihr seid, wenn ihr mich verkaufen wollt? Ich habe ein Leben in Böhmen, eine Familie und Freunde, ich hab …«
»Ein großes Maul.« Der Mann zuckte zusammen. »Halt jetzt die Klappe, Gadsche, oder du wirst geknebelt.«
»Ehrlich gesagt«, meinte der Junge, »das Wort ›Gadsche‹ ist auch nicht immer gerade höflich. Kommt drauf an, wie du es aussprichst.« Er sagte ein paar Worte in ihrer Sprache zu dem Mann und beide kicherten.
»Ich denke, es ist Zeit aufzubrechen, kleiner Cousin. Was meinst du?«
Der Junge nickte.
Treb stieß Tomiks Schulter mit dem Finger an. »Steig ins Boot.«
Frage- und Antwortspiel
D ER KAPITÄN der Pacolet runzelte die Stirn, während er beobachtete, wie einer seiner Matrosen dem Gadsche beibrachte, wie man Knoten bindet. Treb hatte gute Augen, und so konnte er auch aus der Entfernung erkennen, dass der Junge schnell lernte. Das verbesserte Trebs Laune nicht gerade.
»Irgendjemand hat mit dem Schlupfloch herumgepfuscht«, knurrte er seinem jungen Cousin zu. Er stopfte sich seine Pfeife mit Tabak und klemmte dann das Mundstück zwischen die Zähne. »Es macht mich total nervös, dass noch jemand von unserem Fenster nach Böhmen weiß. Irgendwer hat die Öffnung vergrößert, zur Hölle mit ihm, und das Fenster in eine offene Tür verwandelt.«
»Ärgerlich«, stimmte ihm der drahtige Junge zu. Er lehnte an der Strickleiter, die bis zur Spitze des Hauptmasts führte. »Aber wir können nicht viel daran ändern.«
Treb riss ein Streichholz an und hielt die kleine Flamme paffend über den Tabak in seiner Pfeife. »Glaubst du, dass er« - er richtete den Blick bedeutungsvoll auf den blonden Jungen - »weiß, warum unsere geheime Meeresküste nun bis an die Schwelle seines Dorfs reicht?«
»Ich denke, da musst du ihn schon fragen. Er scheint aber
ganz schön ahnungslos zu sein, wenn er in Winterklamotten im heißen Sand herumläuft und in der Sonne blinzelt wie ein Kaninchen, das aus seinem Bau kommt. Meiner Meinung nach hat er nicht gewusst,
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