Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
Vom Netzwerk:
Ferne und sein Mund wurde plötzlich hart. Der goldene Glanz seiner Augen erlosch, er presste die Lippen aufeinander und aus seinem Gesicht wich jede Farbe.
    Das Ganze dauerte nicht länger als eine Sekunde, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und ein unverbindliches Lächeln verriet seine Gedanken nicht.
    „ Was hast du gesehen, mein Herz?“
    Als Antwort erhob er sich und legte seine Serviette vor sich auf den Tisch.
    Emmaline konnte hinter sich die Anwesenheit eines Fremden spüren.
    „ Adam, was für eine angenehme Überraschung“, seine Stimme klang ehrlich freundlich und sie bewunderte seine Selbstbeherrschung. Wenn sie nicht vor einem Moment den Hass auf seinem Gesicht gesehen hätte, würde sogar sie auf sein Schauspiel hereinfallen.
    Der Fremde beugte sich anmutig über ihre Hand und als er sie wieder los ließ, konnte sie für einen Augenblick das Zeichen der Schlange auf seinem Handgelenk erkennen.
    Er schien in Nathaniels Alter zu sein und war ebenso umwerfend attraktiv, wenn auch auf eine völlig andere Art und Weise. Hohe Wangenknochen verliehen seinem Gesicht etwas Raubkatzenhaftes, er hatte braunes, gewelltes Haar, einen entschlossenen Mund und bernsteinfarbene Augen mit einem dunkelbraunen Flammenkreis.
    Auch Nathaniels goldene Strahlen leuchteten wieder, als er sich nach Adams Befinden erkundigte.
    „ Darf ich dir meine Verlobte Emmaline vorstellen? Wir werden nach Ostern heiraten. Emmaline, das ist Adam MacFarlane. Wir kennen uns schon eine Ewigkeit.“
    „ Das ist nicht untertrieben, Bruder. Wie angenehm, eine so schöne neue Schwester in der Familie willkommen zu heißen.“, sagte er förmlich. Er hatte sie das Zeichen absichtlich sehen lassen.
    „ Vielen Dank“, sagte sie, etwas erstaunt über den intensiven Blick, mit dem er sie offen musterte und der sich nur widerwillig von ihr löste, damit er seine Aufmerksamkeit erneut Nathaniel zuwenden konnte.
    „ Ich nehme an, du wirst deine Braut der Familie vorstellen?“
    „ Natürlich. Emmaline musste nach unserer Ankunft nur erst zu Kräften kommen und dann haben wir uns ein paar Tage lang einfach unserer Zweisamkeit hingegeben.“
    Somit wäre der Besitzanspruch ganz nachdrücklich erklärt, dachte sie und verdrehte innerlich die Augen.
    „ Selbstverständlich werden wir der Familie noch vor der Vermählung unsere Aufwartung machen.“
    „ Sicher ist ein großes Hochzeitsfest geplant?“, fragte Adam beiläufig.
    Nathaniel strahlte ihn entwaffnend an, „Aber nein, wo denkst du hin! Das wäre doch viel zu auffällig! Wir werden eine Zeremonie im kleinsten Kreis veranstalten, keine Einladungen, keine Festivitäten.“
    „ Natürlich.“, in seiner Stimme schwang leichte Enttäuschung mit. Sie konnte sich nicht vorstellen, weswegen. „Nun ja, ich will euch nicht länger von eurem Dinner abhalten. Es hat mich außerordentlich gefreut, Emmaline, Nathaniel ist wirklich ein Glückspilz. Wir werden uns sicher bald wiedersehen.“, er beugte sich nochmals über ihre Hand. „Nathaniel. Schön, dass du wieder zurück bist.“, damit wandte er sich zum Gehen, die bewundernden Blicke der Damen im Rücken.
    Nathaniel setzte sich wieder und Emmaline bemerkte, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren. Er stieß leise einen unverständlichen Fluch zwischen den Zähnen hervor.
    „ Was hatte das zu bedeuten?“, fragte sie ihn. „Dieser Adam verursacht bei mir Gänsehaut. Aber nicht auf eine angenehme Art und Weise. Er erinnert mich an eine Hyäne.“, sie schauerte.
    „ Das ist ein wirklich treffender Vergleich“, nun musste er lächeln und fuhr sich etwas verlegen mit beiden Händen durch sein schwarzes Haar, eine Geste, die sie an ihm liebte.
    Sie hob fragend eine Augenbraue.
    „ Adam und ich wurden ungefähr zur gleichen Zeit Jäger. In unserem Volk gibt es eine gewisse Hierarchie, so etwas wie das Fußvolk, das Bürgertum, den Adel. Wer welchen Stellenwert einnimmt, bestimmt die Kraft eines Kriegers. Es gibt zwei verschiedene Arten von Kraft. Diejenige, mit der du quasi geboren wirst, die du aus deinem alten Leben mitbringst und die Kraft, die du im Laufe der Zeit erwirbst.
    Die ursprüngliche Kraft ist viel stärker als die erlernte, denn die erlernte Kraft kommt früher oder später zu jedem.
    Als Adam und ich den Eid ablegten, war meine Kraft viel stärker als die seine, so dass ich von Anfang an einen höheren Status hatte, als er. Er entwickelte aber einen derartigen Ehrgeiz, dass er innerhalb weniger Jahrzehnte die fehlenden

Weitere Kostenlose Bücher