Das Mal der Schlange
Hals, „Wirst du immer bei mir bleiben, Nathaniel? Ich kann ohne dich nicht existieren!“
„ Natürlich, Emmaline, unser Schicksal ist eins, ich werde dich niemals verlassen.“
17.
1961
Las Vegas
USA
„ Er sorgte dafür, dass alle von der schrecklichen Geschichte erfuhren. Lady Grant stürzt sich bei Land´s End aus Verzweiflung ins Meer. Wahre Liebe - bis über den Tod hinaus.“, Emmaline lachte bitter. „Und natürlich, wie immer und mit Gottes Hilfe, zweifelte niemand an seinem Märchen. Wir verließen London noch im Januar Richtung Edinburgh.
Nathaniels Anwesen dort ein Haus zu nennen, wäre eine glatte Untertreibung. Wir bezogen einen weitläufigen, uralten und wunderschönen Gebäudekomplex direkt bei der Burg. Die unteren Räume waren in den Felsen gehauen und es existierten Verbindungsgänge zu den geheimen Straßen und Gewölben unter der eigentlichen Stadt. Die oberen Stockwerke waren hell und luxuriös und ich fühlte, dass dies Nathaniels eigentliches Zuhause war. Sein Stadthaus in London war eine zeitweise Notwendigkeit, aber hierher kehrte er immer wieder zurück.
Auch auf mich übte es einen heilenden Einfluss aus, innerhalb einer Woche wurden die Alpträume leichter, bis Mitte Februar waren sie verschwunden.“
„ Für uns war diese Zeit schrecklich“, Charlotte räusperte sich, „Wir begruben einen leeren Sarg und niemand von uns konnte wirklich verstehen, warum du uns verlassen hattest. Es passte so gar nicht zu der Emmaline, die wir kannten.“
Amelia nickte, „Und Louise glaubte nicht an deinen Selbstmord. Sie war so nachdenklich und still in der Zeit nach deinem Verschwinden und sie hat nicht um dich geweint. Es war, als ob sie wüsste, dass du nicht tot warst.“
„ Sie wusste es“, stimmte Emmaline ihr zu, „An dem Tag, als wir London verließen, habe ich ihr den Ring geschickt, den meine Mutter mir an meinem achtzehnten Geburtstag gegeben hatte, der den ich immer trug.“
„ Louise und Emmaline“, Amelia lächelte versonnen, „Egal wie nahe wir uns alle standen, ihr beide hattet immer eine noch engere Bindung, wie Schwestern. Sie hat in all den Jahren nie von dir wie von einer Toten gesprochen, sie war nie traurig, wenn die Rede auf dich kam.“, sie sah die anderen an, „Wir hätten es wissen müssen. Wenn Emmaline sich umgebracht hätte, wäre Louise nie wieder glücklich gewesen.“
18.
1901
Edinburgh
Schottland
Weißer Marmor bedeckte den Boden des Restaurants in der Princes Street. Schwarze Tische mit blütenweißen Tischdecken und moosgrün gepolsterte Stühle und Bänke füllten den Raum. Draußen lag Schnee, die Luft war klar und klirrend. Emmaline genoss den ausgezeichneten Wein und das vorzügliche Essen. War es möglich, dass ihr Leben endlich eine Wendung nahm und wieder besser wurde?
Sie war nie hungrig oder durstig. Nathaniel hatte ihr erklärt, dass es sich mit dem Essen ähnlich verhielt wie mit dem Schlaf, es war keine Notwendigkeit, sondern eine freiwillige Möglichkeit.
Seit die Träume aufgehört hatten sie zu quälen, hatte sie kaum noch geschlafen, so sehr faszinierte sie die viele Zeit, die ihr nun zur Verfügung stand. Nur manchmal legte sie sich hin, um den Schlaf an trüben Nachmittagen oder in kalten dunklen Nächten wie eine kleine Belohnung zu genießen. Und um das Personal nicht nervös zu machen.
An diesem Abend aßen sie in der Stadt, um Emmalines Anwesenheit in der Gesellschaft bekannt zu machen. Und aus Freunde an gutem Wein und gutem Essen.
Die Farben des Restaurants waren Nathaniels Farben, dachte sie, schwarz, weiß und grün. Es fehlte nur das Gold, das seinen Augen ein warmes Feuer gab und verhinderte, dass er so unwirklich perfekt aussah wie aus Marmor gemeißelt. Sie sahen beide atemberaubend aus und die anderen Gäste verdrehten neugierig die Köpfe nach ihnen.
Emmaline trug das hellgraue Kleid, das er ihr hatte anfertigen lassen und ihre Augen strahlten mit dem Silber der Seide um die Wette. In den letzten Wochen war sie zur Ruhe gekommen und sie war glücklich mit ihm. Sie hatten das Datum für die Hochzeit in die Woche nach Ostern gelegt und sich eine einfache Geschichte zu Emmalines Vergangenheit ausgedacht – sie war die Tochter eines Diplomaten und in Hongkong aufgewachsen, beide Eltern waren verstorben – welche die Neugier der Leute sicherlich befriedigen würde.
Nathaniel nahm einen kleinen Schluck von seinem Wein. Als er das Glas wieder abstellte, glitt sein Blick über Emmalines Schulter in die
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