Das Mal der Schlange
Emmaline, wie schön, sie wiederzusehen.“
„ Danke, Paolo, ich freue mich auch“, lächelte sie den steinalten Mann an. Emmaline hatte sich schon oft gefragt, wie alt Paolo wohl war. Seit sie in Rom war, war er Massimos gute Seele des Hauses und sie empfand eine tiefe Zuneigung zu ihm. Er war immer freundlich und aufmerksam. „Paolo, das ist mein Mann, Daniele di Corvo.“
Paolo verbeugte sich tief und sagte, „Herzlich willkommen, Singnore di Corvo. Die anderen Gäste befinden sich bereits im Salon.“
Als Emmaline und Daniele den Raum betraten, drehten sich alle Köpfe neugierig zu ihnen um.
„ Wie dezent“, raunte Emmaline spöttisch. Daniele lächelte.
„ Cousine!“, Emmaline entging die sarkastische Betonung des Wortes nicht, als Massimo auf sie zu kam. Zierlich, kahlköpfig und gepflegt wie immer, streckte er Emmaline die Wange hin und schüttelte anschließend Danieles Hand.
„ Willkommen in unserer Großfamilie. Es ist eine Freude für uns alle, dich kennenzulernen!“ Dann drehte er sich zu den anderen um, „Das ist Daniele! Emmalines Mann!“ Gönnerhaft meinte er zu Daniele, „Es wird sicher eine Weile dauern, bis du alle kennen gelernt hast, aber der Abend beginnt ja gerade erst.“
Er führte sie herum, stellte Daniele jeden Gast einzeln vor und dieser gab sich Mühe, die Namen zu behalten. Als sie bei einer hübschen, dunkelhaarigen Frau angekommen waren meinte Massimo, „Das ist Georgianna, die Frau meines Vetters Victor. Sie hat trotz der Kriegswirren den langen Weg von Schottland nicht gescheut, um ums zu besuchen.“
Georgiannas warmes Lächeln blieb an Emmaline hängen. „Wie lange haben wir uns nicht gesehen, Liebes?“
Einen kurzen Moment lang zog Emmaline in Erwägung, ihr ehrlich zu antworten. Dann entschied sie sich dafür, diplomatisch zu sein.
„ Es ist eine Ewigkeit her, Georgianna. Ich denke oft an dich und Victor und an die schönen Tage, die wir zusammen verbracht haben.“
Georgianna verstand, dass keine Bitterkeit in diesen Worten lag. Sie umarmte Emmaline erleichtert und hielt sie anschließen auf Armeslänge von sich, „Wir vermissen dich sehr. Besonders mir fehlt deine Gesellschaft. Aber ich sehe, dass es dir gut geht, du siehst sehr glücklich aus. Ich nehme an, dass der gutaussehende junge Mann neben dir dafür verantwortlich ist?“
„ Ja, das ist Daniele, mein Mann.“
Daniele nahm Georgiannas ausgestreckte Hand und sagte, „Ich hoffe, deine Reise war nicht zu beschwerlich?“
„ Emmaline, könnte ich dich wohl kurz unter vier Augen sprechen?“, unterbrach Massimo höflich.
Sie sah Daniele an.
„ Natürlich, geh nur, ich unterhalte mich so lange mir Georgianna.“
Massimo führte sie hinaus auf den Balkon.
„ Ich möchte mich für mein Benehmen neulich am Fluss entschuldigen“, sagte er mit gesenktem Blick, als sie außer Hörweite der anderen waren.
Eine Entschuldigung von Massimo, dem Oberhaupt der Familie Roms? Das war so überraschend wie ungewöhnlich, aber Emmaline versuchte sich ihre Verwirrung nicht anmerken zu lassen und sagte vorsichtig, „Dafür gibt es keinen Grund, Bruder, du hast nur deinen Standpunkt vertreten und ich habe lange über deine Worte nachgedacht. In einigen Punkten hattest du Recht und ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft immer offen miteinander sind.“
Nun war es an ihm, erstaunt zu sein. „Es ist gut, dass wir uns sagen können, was wir denken. Und da wir gerade dabei sind, Ilaria hat mir von gestern erzählt. Es tut mir leid, dass Andrea und Michele nicht schneller bei euch sein konnten, aber auch für uns war die Situation außergewöhnlich. Die Ältesten haben lange Zeit nicht gesehen, dass es mehr als ein Ziel gab und ich habe euch Andrea und Michele nachgeschickt, so schnell ich konnte.“
Sie nahm das Glas Champagner, das er ihr anbot. „Mach dir keine Gedanken mehr darüber, es ist alles gut gegangen.“
„ Ich weiß“, er nahm einen Schluck aus seinem Glas, „Aber ein weniger erfahrener Zeitjäger hätte viel Unheil anrichten können. Ihr seid wirklich ein gutes Team und ich weiß das zu schätzen.“
„ Massimos Engel des Todes.“
„ Wie bitte?“
„ So haben uns dieAufräumer genannt.“
Er lachte, „Diese beiden! Aber sie haben nicht Unrecht.“
Emmaline schwieg.
„ Ich wollte dir auch noch sagen, dass ich deine Entscheidung respektiere“, fuhr er fort, „Ihr seid ein wundervolles Paar, du und dein Mann, und ich wünsche euch alles Glück dieser Welt.“
„
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