Das Mal der Schlange
Danke.“, sie neigte den Kopf.
„ Und damit du weißt, dass das keine leeren Worte sind, werde ich einige Jäger abstellen, die dafür sorgen, dass Daniele unbeschadet aus dem Krieg zu dir zurückkehrt.“
Emmaline schnappte nach Luft, „Das würdest du tun?“
„ Ich bin manchmal etwas temperamentvoll, aber ich bin kein Idiot. Mir ist sehr wohl bewusst, welchen Dienst du unserem Volk erweist. Seit langer Zeit wurde kein so starker Krieger mehr geboren, wie du es bist. Der Druck, der auf dir lastet ist groß und wenn ich etwas zu deinem Glück beitragen kann, werde ich es tun.“
Ihre hellgrauen Augen strahlten, „Ich danke dir, Massimo. Von ganzem Herzen.“
„ Da ist noch etwas. Du weißt, dass es in unserem Volk eine gewisse Hierarchie gibt. Wenn diejenigen, die über uns stehen einen Befehl erteilen, dann gehorchen wir.“
Sie nickte.
„ Ein mächtiger Krieger ist heute Abend anwesend. Auf seinen eigenen Wunsch…“
Georgianna und Daniele traten aus dem Salon.
„ Lass uns zu Tisch gehen, mein Lieber“, rief sie Massimo fröhlich zu, „Ich komme um vor Hunger!“
Emmaline runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass Georgianna ihr Gespräch mit Absicht unterbrochen hatte, aber im Moment bestand keine Möglichkeit herauszufinden, was Massimo ihr hatte sagen wollen.
Die Gäste nahmen alle an der langen Tafel Platz und das leise Murmeln der Gespräche erfüllte den Saal, als Paolo noch einmal die Tür öffnete und einen weiteren Gast einließ.
„ Bitte verzeiht meine Verspätung! Ich hoffe, ich komme noch rechtzeitig für den ersten Gang!“ Die Stimme, von der Emmaline geglaubt hatte sie nie wieder zu hören, ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen.
Nathaniel setzte sich wie selbstverständlich auf den freien Platz ihr gegenüber und strahlte sie mit seinen unergründlichen grünen Augen an.
„ Cousine Emmaline! Wie schön, dich wiederzusehen! Ich habe gehört, du hast geheiratet!“
Er trug sein schwarzes Haar kürzer und aus dem Gesicht gekämmt. Auf seinem Mund lag jenes ironische Lächeln, das ihn so einmalig machte und seine perfekte Schönheit traf Emmaline wie ein Schlag.
„ Cousin Nathaniel! Ich freue mich auch, dich so überraschend hier zu sehen! Du bist gut informiert - das ist mein Mann Daniele. Wir haben vor zwei Tagen geheiratet.“
„ Wie schön. Aber ich stelle mir das alles etwas schwierig vor, in diesen Kriegszeiten?“
Daniele nickte, „Es war auch nicht ganz einfach, die Heiratspapiere zu bekommen. Ich bin Colonel in der amerikanischen Luftwaffe und musste alle Hebel in Bewegung setzen. Aber ich hätte alles getan, um die Liebe meines Lebens heiraten zu können.“ Er drückte Emmalines Hand.
„ Das kann ich gut verstehen“, sagte Nathaniel ohne den Blick von Emmaline zu wenden, „Das hätte ich auch getan. Meine Glückwünsche, Cousin Daniele.“
Der nächste Gang wurde aufgetragen und unterbrach für einen Moment das Gespräch.
Im Laufe des Essens schafften es Emmaline und Nathaniel tatsächlich, den Schein einer freundlichen, aber unverbindlichen Konversation zu wahren und als der Kaffee aufgetragen wurde, sagte er mit gewinnendem Lächeln, „Emmaline hat dir sicher erzählt, dass sie eine Expertin ist, was altrömische Kunst betrifft.“
„ Nein, hat sie nicht“, antwortete Daniele leichthin. „Aber wir hatten in den letzten Tagen auch andere Dinge zu tun, als über unsere Hobbies zu sprechen.“
Daniele war nicht zu unterschätzen und Nathaniel zögerte kurz, bevor er fortfuhr. „Wie dem auch sei. Ich würde gerne Emmalines Meinung zu einem Stück hören, das ich kürzlich gekauft habe. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich deine Frau für ein paar Minuten ins Nebenzimmer entführe?“
„ Nicht im geringsten. Wenn Emmaline es sich gerne ansehen möchte?“
Ein Muskel zuckte in Nathaniels Gesicht, „Ich bin mir sicher, dass es dich interessieren würde, Emmaline.“
Irgendetwas in seiner Stimme überzeugte sie, seine Geduld nicht zu strapazieren und seinem Wunsch zu folgen, solange ihr Theater alle Anwesenden überzeugte.
Sie stand auf und folgte ihm. Er schloss die Tür des Nebenzimmers hinter sich, so dass niemand sie hören konnte. Steif und unbewegt blieb Emmaline in der Mitte des edel möblierten Raumes stehen.
„ Sieht so aus, als wäre das Massimos gelbes Zimmer“, sagte Nathaniel in Anspielung auf die gelben Sofas, die gelben Vorhänge und die gelb gestrichenen Wände.
Es war warm und einladend, das sonnige Gelb harmonierte
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