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Das Mal der Schlange

Das Mal der Schlange

Titel: Das Mal der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Oliver
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sondern unbefangen und ehrlich. Denkst du meine Liebe zu dir ist an die Bedingung gebunden dass du mir gehörst? Du bist frei Emmaline! Alles, was ich will ist, dass du glücklich bist. War es nicht das, was du in Edinburgh als bedingungslose Liebe bezeichnet hattest – für den anderen das Beste zu wollen? Wenn er dich glücklich macht, dann will ich dafür sorgen, dass er diesen Krieg überlebt.“
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    „ Gut, ich gebe zu, dass es mir lieber wäre, du wärst bei mir und nicht bei ihm. Aber ich kann es mir leisten, großzügig zu sein. Wir sind unsterblich. Er ist es nicht. Mit deiner Heirat hast du dich für den Schmerz entschieden. Das ganze Ausmaß wird dir erst später bewusst werden. Aber auch das kann ich abwarten. Außerdem sehe ich, dass du mir meine Unehrlichkeit noch immer nicht vergeben hast. Vielleicht, weil du mich auch noch immer nicht wirklich kennst. Wir haben beide Fehler gemacht. Aber im Gegensatz zu deinem Mann habe ich den großen Vorteil, dass Zeit für mich keine Rolle spielt. Ein Jahrzehnt. Ein Jahrhundert. Wie schnell ist es vorbei. Ich kann warten bis du merkst, dass ich deine Liebe und dein Vertrauen wert bin. Die Ewigkeit ist gerade lang genug für uns beide, Emmaline.“
    Sie rang um Fassung. Seine Worte hatten sie überrascht.
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, hielt dann aber inne. Sie spürte die Wärme seiner Handfläche auf ihrer Haut, ohne dass er sie berührte.
    „ Ich wollte dir das nur sagen“, flüsterte er.

31.

    Die nächsten Tage vergingen wie im Flug.
    Daniele hatte der Abend bei Massimo gefallen, er fand die Familie sehr nett und war erstaunt gewesen zu hören, dass Nathaniel bei dem Einsatz in Frankreich in seiner Staffel fliegen würde. Irgendwie hatte er es mit einer erfundenen Geschichte geschafft, dass alles einen Sinn ergab und Daniele an einen interessanten Zufall glaubte. Es war wohl die Magie der Zeitjäger, die Menschen zu täuschen und zu manipulieren.
    Aus demselben Grund wurden sie nie eines Mordes überführt. Sie übten eine geheimnisvolle Faszination auf die Sterblichen aus, die es ihnen erlaubte, so zu leben, wie sie es wollten. Emmaline war nicht stolz darauf, aber sie wusste diese Vorteile zu schätzen. Keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen, keine Rechtfertigungen, in Wohlstand und Unabhängigkeit zu leben und zu wissen, dass die Kombination aus ewiger Jugend und der Weisheit vieler Lebensjahre sie unwiderstehlich machen konnte, wenn sie es darauf anlegte. Dies waren die Annehmlichkeiten ihrer Existenz. Auf der anderen Seite standen die Einsamkeit und das Wissen um ihre Andersartigkeit. Sie nahmen nicht wirklich teil am Leben der Welt, sondern existierten außerhalb der natürlichen Gesellschaft. Sie waren Wächter, Krieger und Beobachter. Und Mörder. Massimo pflegte zu sagen, sie seien Gottes Henker und er betitelte sich gerne als gerechten Diener, der seine Aufgabe erfüllte und der Menschheit damit einen Dienst erwies.
    Emmaline sah immer ganz genau hin, bevor sie tötete. Sie wollte wissen, warum sie es tun musste, welche Verbrechen ihre Opfer begangen hatten, dass sie es nicht verdienten weiterzuleben. Für sie war es wichtig, mit dem Todesurteil einverstanden zu sein, das sie vollstrecken musste.
    Es war ein Arrangement mit Gott, eine Art Geschäft – Unsterblichkeit gegen Problembeseitigung.
    Emmaline wusste, dass die Urteile immer gerecht waren, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass sie Menschen tötete. Manchmal, in den dunkelsten Stunden der Nacht, wenn die Welt schlief und nur sie wach war, zweifelte sie an dem, was die Zeitjäger taten. Es war nicht gut, dass Menschen über Menschen richteten.
    Sie wusste nicht, wie die Opfer ausgewählt wurden, oder wie es möglich war, dass sie, egal wo auf der Welt, ihr Ziel ohne Farbe sah, unverwechselbar, in Schwarz, Weiß und Grau.
    Sie wusste auch nicht, wie sie hatte weiterleben können, nachdem Nathaniel ihre Halsschlagader geöffnet hatte, wie die Lebensjahre auf sie übergingen, oder wie sie ewig jung bleiben konnte.
    Aber sie wusste, dass es so war.
    Ihr menschliches Herz hatte Mitleid mit einer Welt, in der es notwendig war, dass Menschen andere Menschen töteten und sie hoffte, dass sie auch in hundert Jahren noch so denken würde und nicht so werden würde wie Massimo, der sich völlig von allem distanziert hatte und sie nur noch auf Beutejagd ging.
    Nathaniel hatte die Wahrheit gesagt. Massimo war kalt, berechnend und auf seinen Vorteil

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