Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
Auge zu behalten. Als zwischen sieben und acht Uhr abends ein halbes Dutzend technischer Angestellter in identischen Firmenwagen das Gelände verließ, um nach Hause zu fahren, stellte das schon einen Höhepunkt seiner Nachtschicht dar. Die Techniker behoben die letzten Mängel, bevor die Anlage im neuen Jahr in Betrieb genommen werden sollte. Joe war neidisch auf sie, weil er nur den Mindestlohn erhielt und die technischen Angestellten einen Bonus von 60 000 kassierten, wenn sie es schafften, dass die Anlage unter dem Budget blieb und pünktlich eröffnet werden konnte.
    Â»Sie müssen mir helfen«, flehte plötzlich eine Stimme aus einem Lautsprecher an der Decke.
    Joe erkannte, dass es sich um die Sprechanlage am
Fußgängertor handelte. Aber hier draußen kam nie jemand zu Fuß an  – schon gar nicht um diese Uhrzeit  –, und so war es das erste Mal, dass er den Lautsprecher überhaupt hörte. Die Anglerzeitschrift fiel von seinem Schoß, als er mit dem Stuhl nach vorne zur Kontrollkonsole rollte.
    Die Überwachungskameras lieferten klare Farbbilder und Joe erschrak bei dem Anblick, der sich ihm auf dem Hauptbildschirm bot. Ein Teenager hatte die Klingel am Eingang gedrückt, die Kleidung des Mädchens war zerrissen, Blut lief über das Gesicht und es schien zu weinen.
    Â»Hallo?«, schluchzte das Mädchen. »Ist da jemand? Bitte helfen Sie mir!«
    Das Sicherheitssystem bot Joe für einen solchen Fall eine ganze Reihe von Handlungsmöglichkeiten  – von einem Knopf, mit dem er das Tor öffnen konnte, um jemanden einzulassen, bis zu einem Schalter, mit dem er die ganze Anlage abriegeln und Sicherheitsalarm auslösen konnte. Doch die Verzweiflung auf dem Gesicht des kleinen Mädchens appellierte an Joes einfache Instinkte, und so rannte er prompt aus dem Wachhaus und zum Haupttor hinunter.
    Â»He, Kleine«, sagte er voller Mitleid, als er bei der schluchzenden Lauren vor dem Gittertor ankam. »Was ist denn passiert?«
    Â»Ich bin in der Stadt gewesen«, schniefte Lauren, während Joe das Tor mit seiner Magnetkarte öffnete, die er durch ein Lesegerät zog. »Und da waren diese
Männer, sie haben mich ins Auto gezerrt und … oh Gott!«
    CHERUB-Agenten lernten, auf Befehl zu weinen und zu lügen, ohne rot zu werden. Und da Lauren eine ausgezeichnete Schülerin war, schossen Joe schon allein bei ihrem Anblick die Tränen in die Augen.
    Â»Hier bist du sicher, Kleine«, stieß er hervor. »Ich bring dich nach drinnen. Dann rufen wir die Polizei an und deine Eltern und ich mache dir etwas Heißes zu trinken, damit dir wieder warm wird.«
    Sobald das Tor aufging, humpelte Lauren hindurch und legte Joe die Arme um seine mollige Taille, bevor er es wieder schließen konnte.
    Â»Danke«, schluchzte sie. »Sie haben mich einfach in den Dreck geworfen und …«
    Â»Schon gut, Kleine«, sagte Joe und strich ihr über den Rücken. »Jetzt bist du in Sicherheit.«
    Ein Hauch von Schuldgefühlen stieg in Lauren auf, als sie Joe unauffällig abtastete, bis sie auf eine Dose mit Pfefferspray stieß. Der Wachmann schien ein wirklich netter Kerl zu sein, und immerhin bestand die Gefahr, dass er seinen Job verlor, weil er sie hereingelassen hatte.
    Â»Meine Schulter tut so weh«, jammerte sie, während sie vorsichtig das Pfefferspray an sich nahm, dann schnell einen Schritt nach hinten machte und auf den Zerstäuber drückte.
    Joe schrie auf, stolperte zurück und rieb sich die
Augen, während Bethany durch das Tor huschte. Lauren trat Joe so hart in die Nieren, dass er zusammenklappte, während Bethany sich hinter ihn stellte und ihr Taschenmesser hervorzog.
    Â»Einen Mucks und ich ramme dir das da in den Rücken«, drohte sie. »Und jetzt zurück zum Wachraum, und zwar schnell!«
    Da noch andere Wachmänner auf dem Gelände waren, mussten sich die Mädchen beeilen nach drinnen zu kommen, bevor sie entdeckt wurden. Lauren zog Joes Magnetkarte durch das Lesegerät, während Bethany ihn zum Wachhäuschen zurückführte.
    Â»Hier gibt′s nichts zu stehlen«, sagte Joe besorgt. »Ihr solltet lieber gehen, bevor es richtig Ärger gibt.«
    Â»Halt die Klappe«, verlangte Bethany. »Du redest nur, wenn du gefragt wirst.«
    Kaum hatten sie das Wachhäuschen betreten, riss sich Joe los und sprang Richtung

Weitere Kostenlose Bücher