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Das Manoever

Das Manoever

Titel: Das Manoever Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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eigentlich so schnell von der Demo weggekommen?«, wollte James wissen. »Ich hatte dich gerade noch neben der kleinen Polizistin gesehen und gleich darauf warst du wie vom Erdboden verschluckt.«
    Â»Ich hab dich gesucht«, erklärte Bradford. »Ich
brauch dich heute Abend hier und wollte nicht, dass du eingebuchtet wirst.«
    James nickte. »Diese Leute sind wie aus dem Nichts aufgetaucht. War eine echt gute Aktion.«
    Â»Ein letztes Hurra auf die gute alte SAG«, lächelte Bradford, als wolle er einen Toast ausbringen. »Denn wenn dieses Meeting jetzt gut läuft, dann spielen wir bald ein ganz anderes Spiel. Ich würd gern mal Guy Fawkes spielen…«
    Â»Ja«, lachte James. »Nur dumm, dass heutzutage die Sicherheitsvorkehrungen um das Parlamentsgebäude herum ein wenig strenger sind.«
    Â»Aber dafür wirkt auch der Sprengstoff besser«, gab Bradford zurück, lachte dann auf und schlug mit den Händen euphorisch auf das Lenkrad. »Stell dir doch nur mal vor, wie die ganzen fetten Schleimer durch Westminster rennen, mit Brandlöchern im Arsch ihrer Dreitausend-Pfund-Anzüge!«
    James lächelte und sah durch das Fenster, wie eine Frau mit ihrem Regenschirm gegen den Wind ankämpfte.
    Die SAG war eine Gruppe von Anarchisten, die sich gegen jede Form von Obrigkeit, Behörden oder einer organisierten Regierung auflehnte. Die Ironie daran war, dass die SAG ihre Berühmtheit ausgerechnet durch eine einzige charismatische Persönlichkeit erlangt hatte.
    Ernsthafte Anarchisten taten Bradford als Comicfigur und die SAG als seinen Fanclub ab. Bradford
hingegen tat ernsthafte Anarchisten als hoffnungslose Fälle ab, die nur herumsaßen, Öko-Kaffee tranken und lieber redeten als handelten.
    Bei der Vorbereitung auf seine Mission hatte James viel über die Theorien der Anarchisten gelesen und war schnell zu der Ansicht gelangt, dass das alles total dämlich war. Schließlich ließ sich niemand gerne sagen, was er zu tun hatte, aber man musste auch kein Genie sein, um zu erkennen, dass totales Chaos herrschen würde, wenn jeder machte, was er wollte.
    Er hatte sechs Wochen gebraucht, um das Vertrauen von Chris Bradford zu gewinnen. Und in einem Punkt stimmte er mit den ernsthaften Anarchisten überein: Die Existenz der SAG hatte wenig mit Politik zu tun, sondern viel mehr damit, dass Chris Bradford es für spannender hielt, Unruhe zu stiften und Sachen in die Luft zu jagen, als seinen Uni-Abschluss in Wirtschaft zu machen und in der Buchhaltungsfirma seines Vaters zu arbeiten.
    Vom Londoner Stadtzentrum aus brauchten sie fünfzehn Minuten bis zu dem edlen Hotel The Retreat . Es gehörte zu der Sorte Hotels, in dem reiche Ehepaare das Wochenende verbrachten, wobei die Gattin sich den Schönheitsbehandlungen und der Gatte dem Golfclub widmete.
    Â»Weicheier«, knurrte Bradford, als sie durch die Reihen von geparkten Jaguars und Mercedes fuhren. »Hier würd ich gern mal ein paar SAG-Jungs mit Lackentferner herschicken.«

    Â»Das könnte ich gern übernehmen«, bot sich James an. Doch die kindische Bemerkung zeigte ihm, dass Bradford nervös wurde, jetzt, da er sich auf unbekanntes Terrain begab.
    Als sie ausstiegen, waren sie die Attraktion, als wären sie geradewegs einer fliegenden Untertasse entsprungen: Frauen, deren Ohrringe wahrscheinlich mehr wert waren als der betagte VW, starrten sie entgeistert an, und der Portier hätte ihre Combat-Hosen und derben Stiefel nicht misstrauischer betrachten können.
    Â»Möchten Sie hineingehen, Sir?«, fragte er.
    Â»Ich nehm doch mal an, dass es für die Lobby keine Kleiderordnung gibt, oder?«, erwiderte Bradford und riss ihm fast die Türklinke aus der Hand.
    An der Rezeption mit dem schwarzweißen Marmorfußboden, den exquisiten Blumenarrangements und dem Wasserspiel zog James′ grüner Irokese alle Blicke auf sich. Deshalb setzte er auf dem Weg zum Lift vorsichtshalber die Kapuze auf.
    Â»Man könnte meinen, ihr zwei würdet euch anstrengen, um aufzufallen«, sagte eine Stimme mit irischem Akzent, und die dazugehörige Person legte Bradford eine Hand auf den Rücken. James blickte auf und stellte fest, dass der muskulöse Mann zu jung war, um Rich Davis zu sein.
    Â»Wo sind eure Handys?«, fragte er.
    Â»Nicht dabei«, antwortete Bradford. »Wie ihr verlangt habt.«

    Â»Und euch ist niemand gefolgt?«
    Bradford

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