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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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ihn. Jeden Augenblick konnte irgendein scheußliches Etwas über sie herfallen – und sie hätten nicht mal die Chance, sich umzudrehen, geschweige denn zu schießen.
    Max ging neben ihm her, blickte sich gezielt, wie ein Profi, nach allen Seiten um. Sergej fragte sich, woher der Verdacht ihres Vorsitzenden gegen diesen Mann rührte. Für ihn sah es nicht danach aus, als ob Max irgendetwas Übles im Schilde führte. Für die Kolonie wäre er jedenfalls ein Gewinn. Falls er sich denn zum Bleiben überreden ließ.
    Sie waren, wie es Sergej schien, schon ziemlich lange unterwegs, als sich zu seiner Rechten plötzlich das finstere Ungetüm der Fabrik abzeichnete. Die kleine Gruppe trat
durch das Tor, dessen Torflügel schon längst fehlten, umrundete zwei riesige, übermannsgroße Schneewehen und passierte die Fabrikbusse, die für immer erstarrt dastanden.
    Im Unterschied zu Sergej, der trotz seiner regelmäßigen Ausflüge an die Oberfläche heute zum ersten Mal das Gelände der Fabrik betrat, kannte sich Wladimir Danilowitsch hier gut aus. Er führte die Männer zu einer unauffälligen Tür, die etwas über dem Erdboden in die Mauer eingelassen war und daher nicht vom Schnee verdeckt wurde. Die Tür war nicht verschlossen. Wladimir Danilowitsch drückte sie auf, und ein Mann nach dem anderen kletterte durch die Öffnung ins Innere, worauf ihr Anführer die Tür wieder fest verschloss und seinen Geigerzähler hervorholte.
    Die Strahlung schien im Normbereich zu sein. Die Männer schoben die Kapuzen mit den eingenähten Atemschutzmasken nach hinten und schalteten ihre Brustlampen an.
    Hinter den Mauern heulte der Wind, aber in dem riesigen Hangar war es trocken, still und fast leer. Weit vorne konnte man entlang der Wände die Umrisse von Panzerfahrzeugen erkennen. Es roch irgendwie unangenehm, säuerlich oder faulig.
    »Vorwärts«, befahl Wladimir Danilowitsch leise. »Höchste Aufmerksamkeit.«
    Um ins Fertigteillager der Eisenhütte zu gelangen, mussten sie über eine metallene Treppe eine Etage hinuntersteigen. Bis dorthin bewegte sich der kleine Trupp ohne Schwierigkeiten, doch direkt vor den Stufen ins Untergeschoss erwartete sie die erste Überraschung. Etwas verstellte ihnen den Weg.
    »Ist das ein Plorg?«, fragte Sergej und deutete mit dem Gewehrlauf auf das Ungetüm. »Woher kommt der?«
    »Der ist krepiert«, sagte Max. »Ein Riesenvieh. Aber irgendetwas stimmt mit ihm nicht.«
    Vier Brustlampen beleuchteten den Köper des Tieres am Boden. Angin strich sich über die Kehle.
    Woher das Wort Plorg stammte, und warum man die großen, muskulösen grauen Tiere ohne Fell mit der scheußlich länglichen, halb wölfischen, halb rattenhaften Schnauze so genannt hatte, war nicht mehr zu klären. Die Tiere waren jedenfalls nicht dumm und dabei hochgradig aggressiv. Töten konnte man einen Plorg unter Umständen, aber ihn einzuschüchtern war völlig unmöglich.
    Die grau-braune, glatte Haut des Tieres, das vor ihnen am Treppenabgang in einer Blutlache lag, wies zahlreiche tiefe Einschnitte auf. Die Wunden bewegten sich, als würden darin irgendwelche Insekten herumkrabbeln. Die Männer vernahmen ein dumpfes Summen und leises Schmatzen.
    Wladimir Danilowitsch erteilte den Befehl, zurückzutreten, und feuerte einen Brandsatz aus seinem Granatwerfer. Während der Körper des Tieres aufloderte, verwandelte sich das Summen und Schmatzen in ein durchdringendes Kreischen. Aus den Wunden schossen mehrere große schwarze Käfer in die Höhe, die einige Augenblicke durch die Luft wirbelten, ehe sie wie verbrannter Mulm auf den Boden rieselten. Der Kadaver des Plorgs ging knisternd in Flammen auf, es stank nach verbranntem Fleisch.
    »Merkwürdig …«, sagte Wladimir Danilowitsch. »Draußen hätte ich jederzeit damit gerechnet, auf Plorge zu treffen,
aber auf dem Fabrikgelände waren sie noch nie: Wir dachten, sie würden sich nicht trauen …«
    »Können diese Bestien denn vor irgendetwas Angst haben?«, fragte Max überrascht. Er war blass, und Sergej begriff, warum. Max kannte diese widerlichen Insekten nicht nur vom Hörensagen.
    Gemeinsam schoben sie den schwelenden Kadaver mit den Füßen irgendwie aus dem Weg und machten sich vorsichtig an den Abstieg. Das Licht der Lampen reichte nicht weit, wurde nach wenigen Metern von der Finsternis verschluckt. Von unten drangen unerklärliche Geräusche zu ihnen, und Sergej meinte unter ihnen auch wieder jenes Schmatzen herauszuhören.
    »Kein Staub«, sagte Wladimir

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