Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
Vom Netzwerk:
sonst ist es dort sauber, das weißt du genauso gut wie ich. Deine Hauptaufgabe betrifft diesen Max. Er ist die unbekannte Größe, und ich habe, was ihn angeht, ganz und gar nicht positive Vermutungen. Für gewöhnlich kann ich mich auf meine Intuition verlassen. Und noch eine letzte Sache: Gut, dass du Dina zu dir genommen hast. Sehr gut. Großes Lob. Aber es gibt keine Sicherheit, dass sie nicht
bald anfangen wird, deinen Jungen zu bearbeiten, ihn anders nennen und sich ihm als Mutter aufdrängen wird. Also, sei vorsichtig und nimm dich in Acht. Nun gut, Serjoscha, das ist alles. Du kannst gehen.«
    Sergej erhob sich.
    »Kann mein Sohn diese Schokolade probieren, die Skrynnikow hergestellt hat?«
    »Warum kommst du damit zu mir und wendest dich nicht direkt an ihn? Obwohl, schon gut. Ich werde mich darum kümmern …«
    Am nächsten Morgen ging Denis zur Schule, Dina wurde bis zum Ende der Woche zur Küchenarbeit eingeteilt, und Sergej erschien mit leichter Verspätung in der Ausrüstungskammer.
    In einer Ecke der Garderobe saß der zerzauste, kraftstrotzende Angin und schnürte sich die knöchelhohen Armeestiefel zu. Er war ein beleibter Kerl mit groben, hässlichen Gesichtszügen. Gekleidet war er in warme, wattierte Hosen und einen dicken Strickpullover. Den Spitznamen »Angin« hatte ihm seine heisere Stimme eingetragen, die stets so klang, als ob er erkältet sei. Außerdem rieb er sich ständig mit der Handfläche über die Kehle. Er hatte ein verschlossenes Wesen. Niemand war näher mit ihm bekannt oder gar mit ihm befreundet. Aber auf den Streifzügen an die Oberfläche war er unersetzlich: Er hatte nie auch nur eine einzige Schramme abbekommen, und wer an seiner Seite unterwegs war, den ließ er nicht im Stich. Dabei waren die Beschaffungstrupps der Kolonie, denen er häufig angehörte, schon in alle möglichen schwierigen Situationen geraten.
    In der anderen Ecke saß Max, schon vollständig ausgerüstet und eingekleidet, die Kapuze des Schutzanzugs vorerst noch zurückgeschlagen, und war damit beschäftigt einen Granatwerfer an seinem Gewehr zu montieren. Es war deutlich zu erkennen, dass er mit der Waffe umzugehen verstand. Neben ihm auf der Bank lag ein beeindruckend großer Rucksack aus leicht verschlissenem Zeltplanenstoff.
    Während Sergej ebenfalls sich anzukleiden begann, trat Wladimir Danilowitsch ein, in kompletter Marschausrüstung, mit einem Sturmgewehr über dem Rücken und drei leeren Rucksäcken in der Hand.
    »Zehn Minuten«, sagte er zu Sergej. »Leute, macht euch auf ordentliche Kälte gefasst. Warum das Staatliche Hydrometeorologische Zentrum wieder mal keine genaue Prognose geschickt hat, werden wir nach unserer Rückkehr klären.« Er grinste spöttisch. »Unsere erste Anlaufstelle ist das Warenlager der Eisenhütte. Sie liegt etwas weiter entfernt. Ich habe hier eine Liste der Gegenstände, die für uns interessant sind. Wir bewegen uns in folgender Aufstellung: Ich vorneweg, dann kommen Sergej und Max zu zweit, Angin macht die Nachhut. Die Beute tragen Angin und Max. Der zweite Teil unseres Streifzuges ist meiner Ansicht nach vollkommen nutzlos: Wir sollen die Bestände unserer Bibliothek aufstocken. Von der Fabrik bis zur Bibliothek gehen wir in derselben Formation. Dort befüllen wir die beiden verbliebenen Rucksäcke, die Sergej und ich tragen werden. Alle gefährlichen Objekte – die Ruinen, das alte Krankenhaus und das Rathaus – befinden sich in sicherer Entfernung. Trotzdem rate ich euch, nicht allzu optimistisch
zu sein. Ich persönlich halte einen Streifzug an die Oberfläche nie für einen Sonntagsspaziergang.«
    Die Erdoberfläche empfing sie mit einem heftigen Schneesturm und riesigen, gräulich-blauen Schneeverwehungen. Die Sicht betrug nicht mehr als ein paar Meter, rundum waren sie eingehüllt von einer dichten wirbelnden Schneewand, der Wind pfiff ihnen entgegen.
    Die Gruppe bewegte sich langsam und mühevoll vorwärts. Außer dem Heulen des Windes und dem Knirschen des Schnees war kein Laut zu vernehmen. Bei diesem Wetter sind wir eine großartige Beute, dachte Sergej. Nehmen wir mal an, die Plorge kriechen heute nicht aus ihren Verstecken … Was ist mit anderen Raubtieren? Irgendetwas hat den Jungen damals angegriffen, als wir Iwan Trofimowitsch in der Kirche aufgebahrt haben.
    Sergej spürte keine Kälte: Die warme Unterkleidung, der Strahlenschutzanzug und der Helm schützten ihn zuverlässig, aber die Tatsache, dass er nicht viel sehen konnte, irritierte

Weitere Kostenlose Bücher