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Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Das Marmorne Paradies: METRO 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Kusnezow
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angeboten wurde, erinnerte jedenfalls entfernt an Brot, Fleisch und Nudeln. Und neben den sogenannten Nudeln lagen die Würfelchen, die die Neugier des Jungen erregt hatten.
    Walentin Walentinowitsch wandte sich an seinen Tischnachbarn. Professor Skrynnikow, seines Zeichens Chemiker und Biologe, war ein hochgewachsener Mann mit grauer, widerspenstiger Mähne. Er trug eine Brille, deren eines Glas
gesprungen und deren linker Bügel gebrochen sowie mit einem Band umwickelt war. Mit einem Wort: ein Wissenschaftler, wie er im Buche stand. Die zerknitterte, ungepflegte, ewig zerzauste Gestalt, die nicht besser roch als die Reisenden – die immerhin wochenlang unterwegs gewesen waren –, neigte hoheitsvoll den Kopf und erklärte in singendem Tonfall: »Ja, zum Essen, mein Junge.«
    »Was ist es?«
    Skrynnikow schwieg einen Moment und verzog die Mundwinkel zu einem verächtlichen Lächeln: Der Junge war noch ein Kind, was konnte man von ihm erwarten? Noch bevor die Antwort erklang, wusste Sergej bereits, worum es sich bei den Würfelchen handelte, und diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er hatte nicht gewusst, dass die Chemiker solche Fortschritte gemacht hatten – in bestimmten Bereichen. Er wollte sich die Ohren zuhalten, um Skrynnikows Antwort nicht hören zu müssen. Aber es war zu spät.
    »Schokolade«, sagte der Professor.
    Er sprach das schreckliche Wort genau so aus, dass alle Leute im Saal für kurze Zeit erstarrten.
    Natürlich wusste jeder, was »Schokolade« war. Einige zwar nur aus Erzählungen, die stets märchenhaft und paradiesisch klangen, aber viele der Anwesenden hatten sie noch selbst probiert, oder vielmehr: regelmäßig gegessen. Das war lang her, aber die Menschen bewahrten die Erinnerung an eines der herrlichsten Wunder der untergegangenen Welt sorgfältig in ihren Gedächtnissen.
    Jedis Söhne starrten beide, ohne zu blinzeln, auf die Würfelchen. Jedi warf ihnen einen Blick von der Seite zu.
Wassili öffnete ein Auge und richtete es auf den Gegenstand des allgemeinen Interesses.
    Der ältere Sohn hielt sich tapfer und verbarg mit aller Kraft seine Gefühle. Er fragte ganz beiläufig – aber seine Stimme, die sich im Stimmbruch befand, zitterte verräterisch: »Echte?«
    »Was glaubst du denn!« Im gleichen Moment schaltete sich Arkadi Borissowitsch ein. Er war ein ehemaliger Bankier und ein As in Sachen Handel, ein cleverer Geschäftsmann und ein aalglatter Kerl. »Woher sollten wir hier wohl echte Schokolade nehmen? Dafür braucht man Afrika, Plantagen, Neger, Kakaobohnen. Dies hier ist eine Fälschung, nachgemacht …«
    Ich hoffe, er weiß, was er da sagt, dachte Sergej leicht beunruhigt.
    »… aber dem Geschmack nach«, fiel Skrynnikow ein, und Sergej begriff, dass die beiden bereits im Voraus mit dieser Situation gerechnet und die Rollen verteilt hatten, »ähnelt sie der echten Schokolade durchaus. Sie ähnelt ihr so sehr, dass …« Skrynnikow gestikulierte unbestimmt in der Luft herum.
    Das Gesicht des Jungen verzog sich verächtlich, und er tat so, als ob er jedes Interesse an der Ware verloren hätte. Aber Sergej bemerkte wohl – und nur einem Blinden wäre es entgangen –, wie die brennenden Augen von Jedis Sohn immer wieder zu dem seltsamen Lebensmittel hinüberglitten, von dem er so viel gehört hatte, ohne es je selbst probieren zu können.
    »Was wollt ihr für die Schokolade?«, fragte Jedi.
    Die drei Mitglieder des Gemeinderats – der General, der Gelehrte und der Bankier – steckten die Köpfe zusammen.
    Im selben Augenblick wurde das leise Gemurmel der Karawanenangehörigen von hysterischem Heulen unterbrochen.
    Sergej erhob sich als Erster. Sein Blick glitt wieder über die Männer, die an der Wand hockten und jetzt beunruhigt hin und her rutschten – viele hatten bereits geschlafen – , und blieb an der kleinen Gestalt im Abseits hängen. Zu seiner grenzenlosen Verwunderung erkannte Sergej jetzt, dass es sich um eine Frau handelte.
    Sie weinte und wimmerte laut und bedeckte das Gesicht mit ihren Händen.
    Sergej ging auf sie zu.
    »Halt den Mund«, schrie einer der Männer aus der Karawane sie an und stieß einen groben Fluch aus.
    Sergej ließ sich neben der Weinenden auf den Boden nieder. Einige Momente lang überlegte er, was er sagen, wie er sie beruhigen sollte. Es war lange her, seit er zuletzt die Tränen einer Frau, geschweige denn solche Hysterie gesehen hatte. Es war sehr … seltsam.
    »Hören Sie …«, begann er endlich, »nicht doch, was ist denn

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