Das Matarese-Mosaik
zu bringen. Schließlich sind wir alle eine Familie … Sie alle sind hier, weil Sie verletzbar sind, so wie auch ich ganz bestimmt verletzbar bin. Wenn ich imstande bin, Ihre verschiedenen Unternehmungen ans Licht zu bringen, dann können das andere auch. Es ist lediglich eine Frage des Anreizes, der Zeit und der Neugierde, nicht wahr?«
»Für meinen Geschmack reden Sie mir einfach zu viel und sagen dabei überhaupt nichts«, sagte der erregte Amerikaner aus den Südstaaten. »Wie ist Ihre Tagesordnung, Kumpel?«
»›Tagesordnung‹, das gefällt mir. Das paßt gut zu Ihrer Ausbildung, ein Diplom in Betriebswirtschaft und der entsprechende Doktortitel, wenn ich mich nicht täusche.«
»Sie täuschen sich nicht. Sie können mich zwar einen Redneck nennen und würden da auch nicht sehr falsch liegen, aber dumm bin ich nicht. Fahren Sie fort.«
»Gut. Die Tagesordnung – unsere Tagesordnung – besteht darin, das Anliegen des Matarese zu verwirklichen, die Vision unseres Großvaters, Guillaume de Matarese.«
Jetzt hingen alle Augen wie gebannt an dem Holländer. Es war offensichtlich, daß die sieben Erben trotz aller Vorbehalte interessiert waren – vorsichtig interessiert. »Da Sie mit dieser ›Vision‹ wesentlich vertrauter sind als wir, könnten Sie sich da vielleicht ein wenig präziser äußern?« fragte die elegant gekleidete Frau.
»Wie Ihnen allen bekannt ist, ist die internationale Finanzwelt jetzt auf globaler Ebene integriert. Was mit dem amerikanischen Dollar geschieht, hat seine Auswirkungen auf die Deutsche Mark, das englische Pfund, den japanischen Yen und sämtliche Währungen der Welt, ebenso wie diese Währungen wiederum Auswirkungen auf die anderen haben.«
»Das ist uns bekannt, Herr Matareisen«, sagte der vierte Mann auf der rechten Seite der Tafel, ein Deutscher. »Ich habe den Verdacht, daß viele von uns erheblichen Vorteil aus den schwankenden Wechselkursen ziehen.«
»Sie haben auch Verluste erlitten, nicht wahr?«
»Geringfügig, im Vergleich zu unseren Gewinnen, wie mein ›Cousin‹, der Amerikaner, vielleicht von den Gewinnen seiner Casinos im Vergleich zu den Verlusten seiner Spieler sagen könnte.«
»Damit haben Sie recht, Cousin…«
»Ich glaube, wir schweifen vom Thema ab«, fiel der Engländer ihm ins Wort. »Die Tagesordnung, wenn Sie so liebenswürdig wären?«
»Die globalen Märkte zu kontrollieren, die internationale Finanzwelt zu disziplinieren – das war das Anliegen des Visionärs, den man als den Baron von Matarese kannte. Geld in die Hände derjenigen geben, die damit umgehen können, nicht in die Hände der Regierungen, die sich nur darauf verstehen, es zu vergeuden und eine Nation gegen die andere aufzustacheln. Die Welt befindet sich bereits im Krieg, einem andauernden Wirtschaftskrieg. Aber wer sind die Sieger? Vergessen Sie nicht, wer auch immer die Wirtschaft eines Landes kontrolliert, kontrolliert seine Regierung.«
»Und Sie wollen sagen…?« Der Portugiese beugte sich vor.
»Ja, das will ich«, sagte der Holländer. »Wir sind dazu imstande. Die Mittel, die uns gemeinsam zur Verfügung stehen,
betragen über eine Billion Dollar, das ist ein genügend großer Hebel, noch dazu geographisch weit genug verteilt, um auf die Machtzentren, die wir vertreten, Einfluß auszuüben. Einen Einfluß, der sich ebenso schnell über die Welt ausbreiten wird, wie die im Stundentakt erfolgenden Überweisungen von Millionen von Dollar von einem Finanzmarkt zum anderen. Wenn wir konzertiert handeln, verfügen wir über die Macht, wirtschaftliches Chaos zu erzeugen. Und alles das zu unserem Nutzen, als Individuen und als Gemeinschaft.«
»Das ist ja irre«, rief der Unternehmer aus New Orleans. »Wir können nicht verlieren, weil wir die Karten in der Hand halten!«
»Mit Ausnahme einiger weniger«, sagte der Matarese-Enkel. »Wie ich schon erwähnte, wurden Sie alle ausgewählt, weil ich Schwachstellen gefunden habe, die meinen Zwecken dienten, Zuckerbrot und Peitsche, sagte ich wohl. Ich habe auch mit anderen Fühlung aufgenommen, dabei vielleicht mehr preisgegeben, als ich hätte tun sollen. Sie haben sich meinen Vorstellungen auf das heftigste widersetzt und erklärt, sie würden sofort jeden Schritt, den die Erben der Matarese etwa unternehmen könnten, an die Öffentlichkeit bringen … Es handelt sich um drei Individuen, zwei Männer und eine Frau, denn der Baron hatte außerhalb seiner kirchlichen Ehe elf Enkelkinder. Damit kommen wir vom Abstrakten,
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