Das Matarese-Mosaik
hier vielleicht nicht um einen Unfall handelt, habe ich recht, Sir?«
»Dazu steht mir keine Meinung zu, Officer. Ich bin Arzt, nicht Polizist. Ich gebe nur zu Protokoll, was ich gesehen habe.«
»Wie heißt der Tote, und hat er hier in der Gegend eine Frau oder Verwandte?« fragte der zweite Streifenbeamte und warf seinem Kollegen einen Blick zu.
»Giancarlo Tremonte«, erwiderte ein blonder Reiter, der seiner Redeweise nach zu den Alteingesessenen gehörte.
»Den Namen habe ich schon gehört«, sagte der erste Polizist.
»Durchaus möglich«, fuhr der blonde Polospieler fort. »Die Familie Tremonte stammt aus der Gegend um Mailand, vom
Comer See. Sie sind recht bekannt. Sie verfügen über beträchtlichen Besitz in Italien und Frankreich und natürlich auch hier in den Staaten.«
»Nein, ich meine speziell Giancarlo«, sagte der Beamte mit dem Notizblock.
»Er steht oft in den Zeitungen«, sagte der Kapitän des Roten Teams. »Nicht immer in den besseren Blättern, obwohl sein persönlicher Ruf ausgezeichnet ist – ausgezeichnet war.«
»Warum wurde er dann so oft in den Zeitungen erwähnt?« fragte der zweite Polizist.
»Ich nehme an, weil er schrecklich reich war, an vielen gesellschaftlichen und wohltätigen Veranstaltungen teilnahm und etwas für Frauen übrig hatte.« Der Führer des Roten Teams nickte dem Streifenbeamten zu. »Das ist Wasser auf die Mühle drittrangiger Journalisten, Officer, aber wohl kaum eine Sünde. Schließlich hat er sich ja sein Elternhaus nicht ausgesucht.«
»Nein, wohl kaum, aber damit haben Sie schon eine meiner Fragen beantwortet. Es gibt hier keine Ehefrau, und falls es irgendwelche Freundinnen gibt, sind die bereits verschwunden. Natürlich um diesen drittrangigen Journalisten aus dem Weg zu gehen.«
»Da widerspreche ich Ihnen nicht.«
»Gar kein Problem, Mr.…?«
»Albion, Geoffrey Albion. Mein Sommerhaus steht in Gull Bay, am Strand. Und soweit ich weiß, hat Giancarlo keine Verwandten hier in der Gegend. Nach meiner Kenntnis war er in den Staaten, um sich um die geschäftlichen Interessen der Familie Tremonte in Amerika zu kümmern. Als er das Wellstone-Anwesen gemietet hat, waren wir natürlich entzückt, ihn in Green Meadow aufzunehmen. Er ist – war – ein sehr talentierter Polospieler … Dürfen wir seine sterblichen Überreste entfernen?«
»Wir dürfen ihn zudecken, Sir, aber er muß hierbleiben, bis unsere Vorgesetzten und der Gerichtsmediziner hier eintreffen. Je weniger man ihn von der Stelle bewegt, um so besser.«
»Wollen Sie damit andeuten, daß wir ihn draußen auf dem Feld hätten lassen sollen, vor all den Menschen?« fragte Albion
etwas schroff. »Wenn ja, dann hätten Sie doch mit meinem Widerspruch zu rechnen. Es ist schon geschmacklos genug, daß Sie die Stelle, wo er gestürzt ist, mit Seilen abgesperrt haben.«
»Wir tun nur unsere Pflicht, Sir.« Der erste Polizeibeamte steckte seinen Notizblock ein. »Die Versicherungsgesellschaften sind in solchen Fällen sehr anspruchsvoll, besonders in Fällen, wo es Verletzte oder Tote gegeben hat. Sie wollen alles untersuchen.«
»Und weil wir gerade von untersuchen reden«, fügte der zweite Beamte hinzu, »wir brauchen die Schläger beider Teams, von jedem, der an dem Spiel teilgenommen hat.«
»Die hängen alle an der Wand dort drüben«, sagte der blonde Spieler mit der exakten, etwas nasalen Redeweise. An der Wand, auf die er deutete, waren Dutzende bunter Gestelle mit zinkenähnlichen Vorsprüngen angebracht, an denen die Poloschläger hingen. »Die Spieler von heute sind im roten Abschnitt, ganz links«, fuhr er fort. »Die Stallknechte spritzen sie ab, aber sie sind alle da.«
»Spritzen sie ab…?« Der Beamte holte seinen Block wieder heraus.
»Dreck und Schlamm, alter Junge. Dort draußen kann es ziemlich schlammig werden. Sehen Sie nur, einige tropfen noch.«
»Ja, das sehe ich«, sagte der zweite Streifenbeamte mit leiser Stimme. »Bloß Wasser aus Schläuchen? Taucht man sie nicht in irgendwelche Reinigungslösungen oder dergleichen?«
»Nein, aber das wäre vielleicht eine gute Idee«, sagte ein weiterer Reiter, schüttelte zuerst den Kopf und nickte dann.
»Augenblick mal«, sagte der Beamte, trat vor das Gestell und sah sich die Schläger genauer an. »Wie viele müßten hier auf dem roten Gestell sein?«
»Das kommt darauf an«, sagte Albion herablassend. »Auf dem Feld sind acht Spieler, vier pro Mannschaft. Mit Ersatzspielern und Reserveschlägern. Es gibt da einen
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