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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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wieder. Ich griff zu und erwischte gerade noch das Ende des durchtrennten Kabels, das vom Kopfhörer weghing.
    Als ich zur Plattform kam, rieb sich Ken die Augen.
    »Mann!«, rief er. »Das war ja unglaublich. Und du hast trotzdem…« Er spähte mir über die Schulter, während ich mit der freien Hand nach der Kette griff.
    »Tut mir Leid… hab unterwegs… die Verpackung verloren«, keuchte ich. »Nimmst du die Lieferung trotzdem an?« Ich hielt entschlossen das Kabel umklammert.
    Ken streckte beide Hände aus und hob vorsichtig den Kopf an, wobei er ihn auf Armeslänge hielt, wie Hamlet, wenn er zu Yoricks Schädel spricht. »Du hast ein bisschen abgenommen«, sagte er leicht nervös. Das stimmte zweifellos. Man hatte uns verschiedene Fotos von Goldberg gezeigt, und wir wussten daher, dass er ein pausbäckiger Mensch war.
    Ich stellte mich auf die Plattform und gab dem Kranführer auf dem Rand des Zenote das Zeichen, uns nach oben zu holen. Als wir aus dem Wasser emporstiegen, kniete Ken nieder und legte das grausige Ding auf die Holzpalette. Fasziniert beobachteten wir, wie die schleimige graue Haut an dem Schädel hinabglitt wie geschmolzenes Kerzenwachs. Es war Goldbergs Gesicht, sicher, aber es war grässlich entstellt. Etwas sehr Sonderbares musste dort unten im Heiligen Brunnen mit ihm geschehen sein.
    Dann fiel mir ein, was Dr. de Valdivia über Mayarituale erzählt hatte.

7
    Als man uns zurück auf den Rand des Zenote hievte, wartete Dr. de Valdivia bereits mit einem Kühlbehälter voll Eis, anschließend fuhr ihn der finster blickende Polizist in die nahe gelegene Stadt Pisté, wo der Körper des Toten in der Leichenhalle eines Krankenhauses aufbewahrt wurde. Von Sanchez war nichts zu sehen.
    Ken ließ seine Ausrüstung auf den Boden fallen und ging zum Kranführer, um sich zu bedanken. Ich stellte mich hinter den Land Cruiser in den Schatten, und nachdem ich mich aus meinem Neoprenanzug gekämpft hatte, zog ich eben den Reißverschluss des Tauchoveralls auf, als ich merkte, dass mich jemand von hinten beobachtete.
    Ich ließ den Overall absichtlich bis auf die Taille fallen, um zu zeigen, dass ich darunter noch einen einteiligen Badeanzug trug. Dann drehte ich mich um.
    Sanchez stand glotzend da und hielt einen Pappkarton mit gekühltem Wasser und Coladosen in der Hand.
    »Genug gesehen?«, fragte ich, streifte die Lycrahaut ab und stieg in ein Paar Shorts.
    Sanchez wurde verlegen. »Oh, tut mir Leid… Ich wollte nicht… Ich habe Ihnen das hier vom Kiosk besorgt.«
    »Hat Ihnen Ihr Bruder wohl den Schlüssel gegeben, hm?«
    »Wie bitte? Ich weiß nicht, was Sie -«
    »Legen Sie das Zeug einfach dort hin, ja?«, unterbrach ich und zeigte auf einen Punkt auf dem Boden, um deutlich zu machen, dass ich ihn nicht näher kommen lassen wollte.
    »Natürlich.« Er stellte den Karton ab. »Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    »Was ich wirklich gern hätte, wäre eine Dusche.«
    »Ich auch«, sagte Ken und kam um das Fahrzeug herum.
    »Und ein kühles Bier. Und einen Burger.« Er bückte sich und nahm eine Dose Cola aus der Schachtel:
    »Ich lasse im Hotel Itza Zimmer für Sie beide reservieren«, sagte Sanchez und holte ein Handy aus der Halterung an seinem Gürtel: »Ich werde sie bitten, das Tor zum Hotelgarten zu öffnen, dann müssen Sie das Gelände nicht verlassen. Das Tor befindet sich etwa fünfhundert Meter auf der anderen Seite der Pyramide. Sie öffnen es nur abends für Gäste, die von der Ton und Lichtshow zurückkommen. Ich selbst fahre zu Dr. de Valdivia nach Pisté, um dabei zu sein, wenn er die Autopsie abschließt. Anschließend wird der Leichnam nach Mérida gebracht und an die Familie ausgehändigt…«
    Ich hatte den Eindruck, Sanchez wollte noch etwas sagen, aber Ken trank seine Cola aus und unterbrach ihn:
    »Sehr schön. Jetzt müssen wir uns aber ranhalten. War nett, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Er klopfte Sanchez auf die Schulter und fing an, den Land Cruiser zu beladen.
    Im Hotel Itza bekamen wir jeder ein Zimmer, und ich verbrachte fast eine halbe Stunde unter der Dusche. Dann frottierte ich mir das Haar, stopfte meine alten Klamotten samt Unterwäsche in eine Sporttasche und zog mich von Kopf bis Fuß neu an. Auf Cozumel lief ich die meiste Zeit in Shorts, T-Shirt und Badelatschen herum. Nun, da wir uns im Hotel aufhielten, war ich froh, dass ich ein etwas kleidsameres Träger-Top, schicke Shorts und meine besten Ledersandalen mitgebracht hatte.
    Ich traf Ken an der Bar, wo er

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