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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Cheroot-Zigarre zum Ziehen zu bringen, schüttelte den Kopf. Als die Zigarre ordentlich zu brennen schien, entfernte er sie von seinen Lippen, um zu antworten.
    »Sie ja - zum Großteil. Er nicht.«
    Quarry zog die Augenbrauen hoch, dann runzelte er die Stirn.
    »Seid Ihr sicher? Ihr habt gesagt, er war nervös; könnte
das nicht einfach daran liegen, dass er nicht wollte, dass Ihr Mrs. O’Connell entdeckt - und damit seine Beziehung zu ihr?«
    »Doch«, sagte Grey. »Aber auch nachdem wir mit ihr gesprochen hatten… ich kann nicht genau sagen, worüber Scanlon gelogen hat - oder auch nur, dass er tatsächlich gelogen hat. Aber er wusste etwas über O’Connells Tod, das er nicht geradeheraus erzählt hat, oder ich fresse einen Besen.«
    Quarry grunzte als Antwort und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er zog heftig an seiner Zigarre und starrte konzentriert zur Decke. Von Natur aus träge, hasste Quarry es zu denken, doch er konnte es, wenn er musste.
    Aus Respekt vor der Mühe, die ihm dies abforderte, sagte Grey nichts und zog nur dann und wann an der spanischen Zigarre, die Quarry, der eine Vorliebe für dieses exotische Kraut hegte, ihm aufgedrängt hatte. Er selbst rauchte normalerweise nur zu medizinischen Zwecken, wenn ihn ein schwerer Schnupfen plagte, doch der Rauchersalon des »Beefsteaks« bot ihnen um diese Tageszeit die beste Gelegenheit zu einer Unterredung unter vier Augen, da die meisten Mitglieder jetzt beim Abendessen waren.
    Greys Magen knurrte bei dem Gedanken an Abendessen, doch er ignorierte das. Später war noch genug Zeit zum Essen.
    Quarry nahm die Zigarre gerade so lange aus dem Mund, dass er »Zum Teufel mit Eurem Bruder« sagen konnte, dann steckte er sie wieder hinein und nahm seine Betrachtung der pastoralen Szene an der Stuckdecke über ihren Köpfen wieder auf.

    Grey nickte, denn er stimmte mit dieser Aussage zutiefst überein. Hal war Oberst des Regiments und Oberhaupt der Greyschen Familie. Hal war in Frankreich - seit einem Monat. Seine vorübergehende Abwesenheit erwies sich jetzt als unangenehme Bürde für jene, deren Pflicht es war, die Verantwortung zu schultern, die normalerweise die seine war. Doch daran war nichts zu ändern; Pflicht war Pflicht.
    In Hals Abwesenheit oblag das Kommando über das Regiment dessen beiden regulären Obersten, Harry Quarry und Bernard Sydell. Grey zögerte keine Sekunde bei seiner Entscheidung, wem er Bericht erstatten sollte. Sydell war ein älterer Herr, mürrisch und streng, der nur wenig über seine Soldaten wusste und sich noch weniger für sie interessierte.
    Einer der ewig wachsamen Bediensteten, der das sich abzeichnende Inferno beobachtete, trat wortlos vor und setzte Quarry ein kleines Porzellanschälchen auf die Brust, bevor die qualmende Zigarrenasche seine Weste in Brand setzen konnte. Quarry ignorierte ihn und schmauchte rhythmisch vor sich hin, wobei er ab und zu leise aufgrollte.
    Greys Zigarre war ausgegangen, als Quarry schließlich das Porzellanschälchen von seiner Brust entfernte und die nassen Überreste seiner Zigarre aus dem Mund nahm. Er setzte sich gerade hin und seufzte tief.
    »Es hilft alles nicht«, sagte er. »Ihr müsst es erfahren.«
    »Was denn?«
    »Wir glauben, dass O’Connell ein Spion war.«
    Erstaunen und Bestürzung wetteiferten mit einem gewissen Gefühl der Genugtuung um einen Platz in Greys
Brust. Er hatte gewusst, dass an der Brewster’s Alley etwas nicht stimmte.
    »Spion für wen?« Sie waren allein; der allgegenwärtige Bedienstete war momentan verschwunden, doch Grey sah sich dennoch um und senkte seine Stimme.
    »Wir wissen es nicht.« Quarry drückte seinen Zigarrenstummel in das Schälchen und stellte es beiseite. »Das war der Grund, warum Euer Bruder sich entschieden hat, ihn erst einmal in Ruhe zu lassen, nachdem uns der Verdacht gekommen war - in der Hoffnung, seinen Auftraggeber zu entdecken, sobald das Regiment wieder in London war.«
    Das leuchtete ein; zwar war es gut möglich, dass O’Connell unterwegs gut nützliche militärische Informationen gesammelt hatte, doch es musste ihm sehr viel einfacher gefallen sein, diese im wimmelnden Ameisenhaufen Londons weiterzugeben, wo sich tagaus, tagein Menschen aus aller Herren Länder in den Fluten des Handels tummelten, die die Themse entlang geflossen kamen, als in der Beengtheit des Militärlagers.
    »Oh, ich verstehe«, sagte Grey und warf Quarry einen scharfen Blick zu, als ihm ein Licht aufging. »Hal hat die Gerüchteküche über

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