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Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman

Titel: Das Meer Der Lügen: Ein Lord-John-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schreibtisch liegen gelassen, falls Ihr Euch das vorstellen könnt! Das Büro war zwar abgeschlossen, aber trotzdem…«
    Als er aus seiner ausgedehnten Mittagspause zurückkam, hatte der Schreiber die Tür aufgebrochen vorgefunden, den Schreibtisch leer geräumt - und auch der letzte Fetzen Papier war aus dem Büro verschwunden.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Einzelner so viel Papier tragen könnte, wie sich normalerweise in einem solchen Büro ansammelt«, sagte Grey halb im Scherz.
    Quarry machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Es war nur so ein Schreiberloch, nicht das eigentliche
Büro. Es war sonst nichts von Wichtigkeit darin - bis auf die vierteljährlichen Bedarfsmeldungen für jedes britische Regiment zwischen Calais und Prag …!«
    Grey spitzte die Lippen und nickte beipflichtend. Die Sache war ernst. Informationen über Truppenbewegungen und -aufstellungen waren streng geheim, aber solche Pläne ließen sich ändern, wenn bekannt wurde, dass die Information in die falschen Hände gefallen war. Der Munitionsbedarf eines Regiments konnte nicht geändert werden - und die Summe dieser Informationen konnte einem Feind fast bis auf das einzelne Gewehr genau verraten, wie stark jedes einzelne Regiment war und über welche Waffen es verfügte.
    »Trotzdem«, sagte er. »Es muss eine riesige Menge Papier gewesen sein. Nichts, was ein Mann einfach so verborgen am Körper tragen könnte.«
    »Nein, es war schon ein großer Rucksack oder Seesack - etwas in der Art - notwendig, um es fortzuschaffen. Aber genau das hat irgendjemand getan.«
    Natürlich war sofort Alarm geschlagen und eine Durchsuchung in die Wege geleitet worden, doch Calais war ein mittelalterlicher Bienenstock, und man hatte nichts gefunden.
    »Unterdessen war O’Connell verschwunden - buchstäblich; er hatte drei Tage Urlaub, nachdem er die Bedarfsanforderungen eingereicht hatte. Wir haben ihm nachgestellt; haben ihn am dritten Tag gefunden. Er hat nach Alkohol gestunken und so ausgesehen, als hätte er die ganze Zeit nicht geschlafen.«
    »Was ja nichts Besonderes wäre.«
    »Das ist wahr. Aber man kann davon ausgehen, dass
ein Mann auch so aussieht, wenn er zwei Tage und Nächte in einem gemieteten Zimmer gesessen hat und eine Zusammenfassung dieser Papiermenge hergestellt hat, um sie in etwas sehr viel Kleineres und Transportableres zu verwandeln - und die Bestellungen dann ins Feuer geworfen hat.«
    »Dann hat man sie also nie gefunden - die Originale?«
    »Nein. Wir haben O’Connell genau beobachtet; er hat danach keine Gelegenheit mehr gehabt, die Information an irgendjemanden weiterzugeben - und wir halten es für unwahrscheinlich, dass er sie übergeben hat, bevor wir ihn gefunden haben.«
    »Weil er jetzt tot ist - und weil Jack Byrd verschwunden ist.«
    » Rem acu tetigisti «, erwiderte Quarry und prustete dann selbstzufrieden vor sich hin.
    Grey musste lächeln. Es bedeutete, ›du hast die Angelegenheit mit einer Nadel berührt‹ - den Nagel auf den Kopf getroffen. Wahrscheinlich das einzige lateinische Zitat, das Quarry aus seiner Schulzeit behalten hatte, abgesehen von cave canem .
    »Und war O’Connell der einzige Verdächtige?«
    »Nein, verdammt. Das war ja das Problem. Wir konnten ihn nicht einfach festnehmen und die Wahrheit aus ihm herauspressen, ohne einen anderen Beweis zu haben als die Tatsache, dass er dort war. Mindestens sechs andere Männer - alle aus anderen Regimentern, verflucht! - waren zum nämlichen Zeitpunkt ebenfalls dort.«
    »Ich verstehe. Also stellen die anderen Regimenter jetzt in aller Stille Nachforschungen über ihre schwarzen Schafe an?«

    »Genau. Andererseits«, fügte Quarry folgerichtig hinzu, »sind die anderen fünf noch am Leben. Was uns ja möglicherweise etwas sagt, nicht wahr?«
    Die Droschke kam zum Stehen, und die Geräusche und Gerüche von Kettrick’s Eel-Pye House drangen zum Fenster herein: Gelächter und Gespräche, brutzelndes Essen und klappernde Holzteller. Der Salzwassergeruch eingelegter Aale, Bieraroma und der Trost herrlicher Pasteten umspülten sie warm und beruhigend.
    »Wissen wir mit Sicherheit, wie O’Connell umgebracht worden ist? Hat sich irgendjemand aus dem Regiment die Leiche angesehen?«, fragte Grey plötzlich, während Quarry schwerfällig auf den Bürgersteig trat.
    »Nein«, sagte Quarry, der sich nicht umsah, sondern unbeirrt auf den Eingang zuhielt. »Das werdet Ihr morgen tun, bevor sie den Kerl beerdigen.«
     
    Grey wartete, bis ihre Pasteten

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