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Das Meer in deinen Augen

Das Meer in deinen Augen

Titel: Das Meer in deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Doch Emma ließ sich nichts anmerken. Lilly hatte sie mal die Cheerleader genannt, weil sie, und noch ein paar andere Mädchen, sich seit etwa einem Jahr alle ihre Haare blond färbten. »Na, Emma. Was läuft denn zwischen dir und Luka?«
    Sie hatte das Wasser gerade abgestellt. Ein letzter Tropfen fiel ins Becken. »Keine Ahnung, was ihr meint.« Woher wussten sie davon? Hatte Luka von ihrem Kuss erzählt – sich sogar damit gebrüstet? Natürlich hätte Jenny es dann sofort von Benjamin erfahren. So musste es sich rumgesprochen haben. Und sie hatte tatsächlich darauf vertraut, dass es ihr Geheimnis bleiben würde . War sie wirklich so schrecklich naiv? Schlagartig überkamen Emma die alten Zweifel.
    »Haben euch vom Taxi aus gesehen. Süß wart ihr.«
    Lena lachte hysterisch und auch Jenny kicherte albern mit. Emma fiel ein Stein vom Herzen. Luka hatte also nichts gesagt. Trotzdem hatten die drei sie in Verlegenheit gebracht. »Okay«, entgegnete sie nur kühl und trocknete sich die Hände an den Papiertüchern ab. »Und? Warum interessiert euch das?«
    »Keine Ahnung. Nur so.« Jenny sah sie herausfordernd an. Ihre perfekt gezupften Brauen wanderten höher.
    »Sag mal, war Benny auch da?«
    »Weiß nicht, hab ihn nicht gesehen«, log Emma.
    »Also seid ihr jetzt zusammen?«, fragte Lena nach. Das schien sie wesentlich mehr zu interessieren. Emma errötete. Das sah sie sofort im Spiegel. Warum konnte sie nicht schlagfertiger sein? »Hey. Wo bleibst du denn?« Lilly stand in der Tür. Die Rettung kam Emma gelegen. »Was hängst du denn mit denen ab?«, lachte Lilly und warf den anderen beiden einen abschätzigen Blick zu. Ehe Jenny oder Lena etwas erwidern konnten, hatte Lilly sie schon auf den Gang gezogen und die Tür hinter ihnen zugeknallt.

3
    Donnerstag war der vorletzte Schultag. Am Samstag würden sie abfliegen. Morgen gab es die Zeugnisse, dann hatten sie es endlich überstanden. Alles war wie immer. Finn würde es wieder mal schaffen, trotz einer Fünf in Mathe. Benjamin hatte bis auf Sport nur Dreien und Vieren. Sein Vater würde einmal mehr sagen: War bei mir nicht anders. In der letzten Stunde hatten sie Geschichtsunterricht. Niemand konnte sich noch konzentrieren. Schon gar nicht bei Herrn Plagge. Ein Mittfünfziger mit tiefen Geheimratsecken. Berüchtigt war er für seine ausschweifenden Ausführungen. Finn hatte mal gemeint: So viel, wie der über Hitler redet, muss er ihn schon persönlich gekannt haben. Tatsächlich fiel es schwer, nicht einzuschlafen, wenn Plagge redete. Heute hatte er eine Videokassette eingelegt. Das hieß, sie hatten etwas Ruhe.
    »Wir hätten schwänzen sollen. Ich hab’s doch gesagt«, zischte Finn.
    »Ist jetzt eh zu spät«, erwiderte Benjamin gleichgültig. Er hatte eine Beschäftigung gefunden. Nur selten schaute er von seinem Handy auf. Ein neues Spiel. Ganz simpel. Trotzdem gab es einen Kick, den Highscore wieder und wieder zu knacken. Sobald man aufhörte, fühlte sich der Kopf matschig an. Erst als er eine Nachricht von Finn bekam, wandte er sich um. »Was?«, zischte er.
    »Schau’s dir an, Junge«, flüsterte Finn.
    Benjamin sah auf sein Display. Finn hat dir ein Bild geschickt. Das Foto eines Mädchens. Sie trug nur noch einen BH , während sie sich selbst im Spiegel fotografierte.
    »Wer ist das?«
    »Eine aus der neunten. Steht wohl ein bisschen auf mich.«
    »Du spinnst doch.« Am Montag hatte er noch geprahlt, wie er Lilly rumgekriegt hatte: »Sie bläst nicht besonders gut, hat mich immer angeschaut, als sollte ich ihr sagen, dass sie es gut macht.« Er hatte dazu einen so komischen Blick aufgesetzt, dass selbst Luka lachen musste. »Na ja, ich hatte schon bessere. Sie hat sich angestellt wie ein kleines Mädchen.«
    »Ist sie ja auch« , hatte Benjamin nur gleichgültig entgegnet und mit dem BMW -Kugelschreiber kleine Kreuze auf den Tisch gemalt. Tatsächlich war es ihm immer peinlich, wenn Finn so über Mädchen redete. Dieser letzte Anstand brachte ihn noch in Gefahr, als Spießer zu gelten. Wahrscheinlich musste er sich das abgewöhnen, wenn er nicht riskieren wollte, weiter wegen Jenny aufgezogen zu werden. Deine Alte hieß sie für Finn jetzt nur noch. Und Benjamin hatte aufgegeben, ihn davon abzubringen.
    »Benjamin, Finn, habt ihr uns etwas mitzuteilen?« Plagges Stimme hatte sie beide geweckt.
    »Nein«, antworteten sie einstimmig und versuchten betont aufmerksam der Dokumentation zu folgen. »Am 18. Februar 1943 hielt Propagandaminister Joseph

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