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Das Menue

Titel: Das Menue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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Sie glauben, ich hätte es nicht bemerkt.«
    »Nicht im Geringsten, Rex. Eine Gesellschaft, das ist noch einfacher. Es mag vollkommen unmöglich sein, vorherzusagen, was ein Individuum zu einem gegebenen Zeitpunkt tut und wie es sich verhält, doch es ist das Einfachste von der Welt, vorherzusagen, was eine Menschenmenge tut. Sie sieht sich eine bestimmte Fernsehshow an, liest eine bestimmte Zeitung, isst eine bestimmte Marke Bohnen. Je größer eine Sache wird, desto leichter ist sie auszurechnen.«
    »Das klingt nur einfach.« Rex hielt unerwartet an, um eine Obdachlose mit einem Einkaufswagen voller Plastiktüten über die Straße zu lassen. Eine Nonne auf einem Fahrrad krachte in das Heck des gestohlenen Krankenwagens, was vielleicht von kosmischer Signifikanz war, vielleicht aber auch nicht. Jack fuhr selbstbewusst fort.
    »Es wird immer einfacher. Vergessen Sie die Menschen, vergessen Sie die Gesellschaft. Betrachten Sie den Planeten selbst. Was tut er letzten Endes? Er kreist einmal im Jahr um die Sonne. Was könnte einfacher sein als das? Und damit kommen wir zu Gott.«
    »Er ist ganz bestimmt nicht einfach.«
    »Selbstverständlich ist er das. Er ist sogar das Einfachste von allem. Entweder, er existiert und ist allwissend, oder er existiert überhaupt nicht. Und weil er nicht existiert, glaube ich auch nicht an Vorherbestimmung. Damit ist der Fall erledigt.«
    »Aber Gott existiert.«
    »O nein, tut er nicht.«
    »O doch, tut er doch.« Rex stieg auf die Bremse. »Sie sind ein richtiger Sophist, Jack. Ihre Argumente sind rein rhetorisch.«
    »Das ist Ihre Meinung, Rex. Ich fälle kein Urteil darüber.«
    »Es gibt einen Gott. Den Gott.« Rex warf die Arme in die Luft. »Glauben Sie mir. Ich weiß es.«
    »Vermutlich sind Sie ihm begegnet, wie?«
    »Offen gestanden, ja.« Hinter dem Krankenwagen begann ein Hupkonzert.
    »Und er hat Ihnen gesagt, dass er Gott wäre.«
    »Ich habe seine Tochter geheiratet!«, bellte Rex.
    »Ich verstehe.« Jack hatte die Arme vor der Brust verschränkt und hatte dieses selbstgefällige Grinsen aufgesetzt, für das man in gewissen Pubs eins in die Fresse bekommt (Verzeihung). »Sie leiden ganz offensichtlich an Halluzinationen, verursacht durch den heftigen Schlag auf den Schädel.«
    »Und wie bin ich an den Schlag auf den Schädel gekommen? Und was war das, was aus dem Mund der toten Frau gekrochen ist? Kein Gott, kein Teufel, Jack. Sie haben Asmodeus mit eigenen Augen gesehen.«
    »Die Existenz des Bösen ist kein Argument für die Existenz Gottes. Ganz im Gegenteil sogar. Die Realität des Bösen beweist eigentlich nur eines, nämlich dass es keine durch und durch gute Gottheit gibt. Wenn das Böse existiert, dann muss Gott es geschaffen haben. Ergo, wenn Gott das Böse geschaffen hat, dann ist er nicht nur gut. Wenn aber Gott nicht nur gut ist, dann ist er nicht Gott. So einfach ist das.«
    »So einfach, dass selbst ein Kind darauf kommen kann«, sagte Rex. »Was die meisten ja auch tun.« Rex legte den Gang ein und fuhr einmal mehr los. Die Autofahrer, die mit den Fäusten gegen die Seiten des Krankenwagens gehämmert hatten, rannten zu ihren Fahrzeugen zurück.
    Schließlich fragte Rex: »Wenn Sie nicht an Vorbestimmung glauben, wie erklären Sie sich dann die Tatsache, dass ich all Ihre Bücher gelesen habe? Bücher, die zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal geschrieben sind?«
    Jack richtete seine komplizierten mentalen Prozesse auf dieses Problem. »Wohin fahren wir?«, fragte er schließlich. »Und warum nehmen Sie mich überhaupt mit?«
    »Wir werden den Präsidenten ermorden. Sie kommen mit, weil ich dazu Ihre Hilfe benötige.«
    »Da sehen Sie«, sagte Jack. »Was könnte einfacher sein? Wären Sie so freundlich, kurz anzuhalten? Ich möchte aussteigen.«
    »Nein.« Mit der Hand, die für das Schalten der Gänge zuständig war, versetzte Rex dem Angsthasen einen derben Schlag. »Sie werden Ihre Fehler wieder gutmachen, Jack. Das ist Ihnen vorbestimmt. Die Bibliothek ist zerstört. Die verbliebene K 2 -Karbon kann nicht mehr verwendet werden. Sie sind jetzt der weltweit führende Experte des Okkulten.«
    »Bin ich?« Jack bedachte Rex mit einem bitteren Blick.
    »Sind Sie. Ich habe es schwarz auf weiß gelesen, im Klappentext von Armageddon – Das Menü. Präsident Wayne L. Wormwood ist der Fleisch gewordene Teufel. Mit Ihrem Wissen werden wir ihn besiegen.« Rex tätschelte dem zusammenzuckenden Jack Doveston die Schulter. »Nur Sie und ich, wir beide ganz allein,

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