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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Fenster und blickte hinaus, vermochte jedoch nichts zu sehen. Vielleicht hatte der Tote ein Fernglas besessen? Er blickte sich im Zimmer um. Tatsächlich. Es hing griffbereit unmittelbar neben dem Fenster an der Wand. Er griff danach und hielt es an die Augen. Es war ein sehr starkes Glas, aber es dauerte eine Weile, ehe er es seinen Augen angepaßt hatte.
    Er überflog damit die Hügelkette. Gerade, als er es weglegen wollte, weil er nichts Ungewöhnliches damit entdeckt hatte, erhob sich eine Gestalt aus dem hohen Gras. Es war ein Mann, der den unteren Teil eines Coveralls und einen dicken roten Pullover trug. Chaz blinzelte, als er das Gesicht studierte. Er kannte es. Es war das des Saboteurs, der reglos neben der Draisine gelegen war.
    Chaz glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Der Mann war nicht tot, im Gegenteil, er sah verdammt gesund aus, trotz der Seuchengeschwüre, die er schon damals beim Zugunglück bemerkt hatte, und die sich auch jetzt noch an seinem Hals befanden. Während ihn Chaz noch musterte, hob der Mann seine Hände wie einen Trichter an den Mund und brüllte in Richtung des Hauses:
    »Stromer! Roter Stromer! Roter Stromer, komm zu mir ...«
    Der Ruf hing noch in der Luft, als der Mann einen schnellen Schritt zurück machte, als stiege er von einer Hügelkuppe abwärts, und verschwand.
    Gleichzeitig lösten sich die letzten Streifen des rötlichen Lichts zwischen den Wolken auf, und die Nacht senkte sich abrupt herab.
    Chaz hing das Fernglas wieder zurück. Er erinnerte sich, daß er auf dem Tisch eine alte Öllampe stehen gesehen hatte und direkt daneben ein modernes Feuerzeug. Seine Hände fanden es und er entzündete damit den Docht der Lampe.
    Kaum flackerte das Licht, wirbelte er herum. Sein Schein würde meilenweit durch die Plastikscheibe leuchten. Aber der frühere Bewohner des Zimmers hatte vorgesorgt. Eine Rolle aus mehrfachen Lagen dunklen Stoffs hing über dem Fenster. Er brauchte ihn nur wie eine Jalousie herunterzulassen, und kein Licht konnte mehr nach draußen dringen.
    Nun hatte Chaz Zeit, sich gründlich im Zimmer umzusehen. Er war erstaunt, wieviel Nützliches er in diesen vier Wänden fand. Nahrungsmittel, Brennstoff, Waffen, Munition, Extrakleidung, Seife, Medikamente, ja sogar eine Kiste mit Plastikflaschen, die offenbar mit selbstgebrautem Bier gefüllt waren.
    Doch das Dringlichste im Moment war, Feuer im Ofen zu machen, da die Temperatur, wie ihm schien, immer weiter fiel. Danach brachte er Eileen noch mal einen Becher Wasser, das sie ohne aufzuwachen schluckte. Sie hatte immer noch hohes Fieber. Was konnte er nur für sie tun?
    Er schritt zum Fenster und schob den Verdunklungsvorhang einen winzigen Spalt zur Seite. Die Finsternis draußen schien absolut – wie jene Dunkelheit, als er von der Masse aus Verbindung mit Eileen aufgenommen hatte. Die Masse! Vielleicht konnte die Masse Eileen helfen?
    Aber wie? Er setzte sich neben das Bett und überlegte. Könnte die Masse das Mädchen vielleicht in eine Zeit zurückversetzen, als die Sporen sie noch nicht infiltriert hatten? Als sie sich noch innerhalb der Kuppel des Sterilgebiets befunden hatte?
    Oder vielleicht vermochte die Masse die Sporen zu entfernen, die bereits in Eileens Körper wucherten?
    Irgend etwas mußte jedenfalls sofort unternommen werden.
    Er tastete mit seinem Geist nach der Masse, stellte sie sich vor, wie er sie von der Kabine der Seilbahn aus gesehen hatte.
    Aber er vermochte sie nicht zu berühren.
    Die gleiche Schwärze, die ihn von Eileen getrennt hatte, als sie die Verbindung mit ihm löste, verhinderte jetzt den Kontakt zur Masse. Er versuchte verzweifelt durch die Barriere hindurchzukommen, aber Eileen blockierte sich selbst und ihre nähere Umgebung von der Masse, wo sie ihn vermutete.
    Er gab es auf und schüttelte Eileen, die unruhig wurde, das Kopfkissen zurecht. Dabei entdeckte er das schwarze Notizbuch, das darunter lag. Er nahm es an sich, ehe er das fiebernde Mädchen zurückbettete.
    Im Schein der Öllampe öffnete er es. Mehrere Bogen gefaltetes Papier fielen heraus. Auf dem obersten stand in großen Druckbuchstaben:
     
    LETZTER WILLE UND TESTAMENT – Harvey Olkin
     
    Er las, was darunter geschrieben stand:
     
    Ich, Harvey Olkin, im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte, wenn man davon absieht, daß ich an der Seuche sterbe, vermache hiermit dieses Zimmer und alles, was sich darin befindet, demjenigen, der hier ankommt, nachdem ich nicht mehr bin, genau wie es mir

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