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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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vermacht wurde, von jenem, der vor mir hier war. Das einzige, worum ich als Gegenleistung bitte, ist, daß er oder sie mich im Hof begräbt, wie ich den Mann vor mir begraben habe, und er jenen vor ihm und so fort. Das ist nicht viel verlangt, wenn man bedenkt, was er oder sie dafür alles bekommt und daß es bereits von drei Menschen vor mir weitervermacht wurde. Wir geben dir, der du das liest, die Chance, in Bequemlichkeit zu sterben. Etwas, das kaum einem der Ausgestoßenen geboten wird. Alles, was du dafür tun mußt, ist, alles gut in Schuß zu halten, solange du es kannst.
    Die ganze Geschichte findest du in dem Tagebuch, das du weiterführen sollst, wie die, die vor uns waren. Wenn du dich an diese Regeln hältst, wird vielleicht der nächste auch dich beerdigen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Vielleicht magst du jetzt noch nicht daran denken. Aber glaube mir, wenn das Atmen dem Ende zu immer schwerer fällt, wird es auch dir ein Trost sein, zu wissen, daß man dich in die Erde bettet, wie es einem Toten gebührt. Das ist es wohl. Die anderen Blätter unter diesem erklären dir, was du wissen mußt, um mit den Sachen hier umgehen zu können und auch, wie du dir die Stromer und Leichenfledderer vom Hals halten kannst. Der Rest der Geschichte ist, wie schon erwähnt, im Tagebuch. Ich fürchte, mir fehlt bereits die Kraft, mehr zu schreiben.
    Harvey Olkin
     
    Tatsächlich war die Schrift dem Ende zu immer schwieriger zu lesen und die Unterschrift bereits unleserlich. Chaz hätte sie nie entziffern können, wenn der Name nicht am Anfang des Testaments gestanden hätte.
    Chaz überflog die restlichen losen Blätter. Es waren Zeichnungen, Beschreibungen, Anweisungen und Listen, die mit dem Haus, der Versorgung und Verteidigung in sorgfältigen Einzelheiten zu tun hatten. Offensichtlich hatte jeder neue Besitzer auf verschiedene Weise zu seiner weiteren Befestigung und zur Bequemlichkeit beigetragen. Chaz legte die losen Blätter zur Seite und begann mit dem Lesen des Tagebuchs. Es begann mit Eintragungen des ersten, der sich hierher zurückgezogen hatte, einem Neffen des Ehepaars, das hier gewohnt hatte, noch ehe die Seuche auftauchte, und der sofort hier Zuflucht suchte, nachdem er wegen irgendeines Vergehens aus dem Sterilgebiet ausgestoßen worden war.
    Es dauerte zwei Stunden, ehe Chaz zu den noch leeren Blättern kam, die im Tagebuch übrig waren. Er blieb nachdenklich im Schein der inzwischen mehrmals nachgefüllten Öllampe sitzen und fühlte sich mit den vier Toten näher verbunden als je mit irgend jemandem in seinem Leben, von Eileen abgesehen. Sie hatten etwas gehabt, das seiner eigenen Lebenseinstellung nahe kam. Ein Gefühl sagte ihm, daß es richtig war, wie sie ihre letzten Tage im Schatten des sicheren Todes zugebracht hatten. Genau wie es ihm sagte, daß es falsch war, wie eine ganze Rasse sich in kleinen Enklaven steriler Umgebung abkapselte und passiv auf das unausbleibliche Ende wartete. Ja, etwas sagte ihm, daß diese Einstellung falsch war. Und deshalb hatte es ihn auch zur Masse gezogen, um an ihr zu arbeiten, statt sich einem ähnlichen Defätismus hinzugeben. Wenn er nur einen Beweis finden könnte, daß es andere gab, die sich nicht tatenlos von dem kommenden Untergang niederdrücken ließen, hatte er einmal gedacht. Nun, hier waren gleich vier andere, die zumindest etwas unternommen hatten, während sie starben.
    Vielleicht war jedoch gerade das das Problem mit diesen vieren. Nicht einmal sie hatten dem Tod in vollem Maße getrotzt, wie sie es tun hätten sollen. Sie hatten ihm nicht genügend Widerstand entgegengesetzt.
    Er kaute an seiner Unterlippe. Irgendwo mußte es eine Logikkette geben, die alles zu seiner Zufriedenheit zusammenfügen konnte. Alles – die Seuche, die Sterilgebiete, die Masse, diese vier. Aber die Verbindung, die er suchte, schien ihm gerade dann zu entschlüpfen, wenn sein Geist sie zu fassen begann. Vielleicht war das Puzzle noch nicht vollständig. Vielleicht fehlten noch einzelne Steinchen.
    Er gab es auf, hüllte sich in eine der Decken und schlief zusammengekauert in dem Sessel ein.
    Auch am Morgen hatte Eileen noch Fieber und Fieberträume und erkannte ihn nicht. Zwischendurch, während er sie allein lassen konnte, durchforschte er ihren Aufenthaltsort mit den losen Blättern aus dem Tagebuch in der Hand. Was er entdeckte, überraschte ihn aufs neue.
    Die vier Bauten, die zu dem Komplex hier gehörten – die Tankstelle vor dem Haus, die Scheune, eine

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