Das Millionen-Bewußtsein
ehemalige Werkstatt neben dem hinteren Teil des Hauses, und das Haus selbst – waren durch Gänge miteinander verbunden. Jeder dieser Tunnelgänge hatte einen Aussichtspunkt an seiner höchsten Stelle, von wo aus die ganze Umgebung überblickt werden konnte. Im Keller des Hauses gab es eine Handpumpe, mit der Frischwasser gepumpt werden konnte. Außerdem befanden sich dort ganze Stöße von ordentlich aufgeschichtetem Brennholz und Berge von Dosennahrung.
Chaz entdeckte auch, daß, wenn er erst ungefähr fünf Meter von der Eingangstür des Wohnhauses zurückgelegt hatte, er von allen Seiten durch das Haus, die Scheune, die Werkstatt und die Tankstellenstruktur geschützt war. Hier an dieser Stelle waren die drei ersten Gräber geschaufelt worden. Und hier begrub er auch den toten Harvey Olkin.
Vorsichtshalber nahm er eines der Gewehre mit sich. Er hatte zwar nie zuvor in seinem Leben eines in der Hand gehabt, geschweige denn abgefeuert, aber die Anweisungen und Zeichnungen auf den losen Blättern würde selbst ein Kind begreifen. Als er dem Toten die letzte Ehre erwiesen hatte, kehrte er zu Eileen zurück und lehnte das Gewehr an die Wand. Das Mädchen schlief, deshalb beschäftigte er sich damit, mit dem Fernglas die Gegend aus den Fenstern von allen Hausseiten abzusuchen.
Erst nachdem er sich bereits abwenden wollte, bemerkte er eine Bewegung im Feld seitlich vom Haus. Er verfolgte das unnatürliche Schwanken des Grases und Unkrauts und entdeckte schließlich wieder den gleichen Mann im roten Pullover, der sich in Richtung Haus anschlich und irgend etwas Langes, metallisch Aussehendes mit sich zerrte.
Chaz lockerte ein Stück der Plastikverkleidung und schlug sie ein wenig zurück. Dann griff er nach dem Gewehr und legte das Fernglas zur Seite. Nun, da er wußte, wo der Mann sich befand, vermochte er ihn auch mit dem nackten Auge zu sehen. Er zielte genau nach Anweisung auf den roten Pullover und legte den Finger auf den Drücker.
Aber er brachte es nicht fertig, auf ihn zu schießen. Es wäre etwas anderes, wenn der Mann sie bedrohte und die Treppe hoch käme, aber bis jetzt bedeutete er noch keine unmittelbare Gefahr für sie. Ein Warnschuß konnte jedoch nicht schaden. Er zielte auf eine Stelle mehrere Meter von dem Kriechenden entfernt und drückte ab. Der Auslöser klickte, doch das war alles. In der Anweisung stand, daß die Munition zum Teil verdorben sein mochte und man dann eben neu laden mußte. Chaz tat es und versuchte es noch einmal. Der Knall des Schusses schmerzte seinen Ohren, und das Gewehr versetzte ihm einen heftigen Schlag auf die Schulter. Ungefähr fünf Meter von dem Mann im roten Pullover entfernt hob sich eine Staubwolke aus dem Gras.
Was nun geschah, kam völlig unerwartet.
Er hörte ein Zischen über seinem Kopf und ein leichter Brandgeruch hing in der Luft. Chaz blickte erschrocken hoch und entdeckte ein rauchendes Loch in der Wand über dem Fenster und ein weiteres schwarzes in der Zimmerdecke. Es lief Chaz kalt über den Rücken. Er wußte zwar so gut wie gar nichts über herkömmliche Schußwaffen, aber eine Menge – auch wenn dieses Wissen rein theoretisch war – über Laserwaffen.
»Hallo, du dort oben!« rief eine Stimme aus dem Feld. »Nun dürftest du dich auskennen. Ich kann auch Ernst machen – aber ich möchte es nicht. Ich will mich mit dir unterhalten. Einverstanden? Ich bin bereit näher zu kommen, wenn du bereit bist herauszukommen.«
Chaz überlegte.
»Na, was ist?« drängte die Stimme.
»Alles mit der Ruhe, roter Stromer!« rief Chaz zurück. »Ich muß noch eine Minute darüber nachdenken.«
»Ich komme in den Hof, ohne Waffen. Du kommst zur Haustür heraus. Auch ohne Waffen. Ich will nur reden mit dir. Also überleg dir's schnell.«
Chaz faßte einen Entschluß. Er packte das Gewehr und eine Handvoll extra Patronen, dann sauste er die Treppe hinunter in den Keller und durch den Verbindungsgang, der zur Werkstatt führte. Hier gab es eine Tür, die durch Scheune und Haus vom Feld aus sichtgeschützt war. Er öffnete sie vorsichtig und lehnte das Gewehr an die Außenwand, dann hastete er die Stufen wieder hoch zum Zimmer.
»Ich komme jetzt hinunter«, rief er zum Fenster hinaus, als er wieder bei Atem war. »Du bleibst beim Eingang zum Hof stehen, einverstanden?«
»Einverstanden!«
Diesmal stieg Chaz die Stiege langsam hinunter und blickte sich wachsam durch einen Spalt in der Tür um. Er sah den anderen nicht. Vermutlich hielt er sich noch im
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