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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Unkraut verborgen.
    »Bist du da?« rief Chaz.
    »Ich bin hier.« Die Antwort kam ungefähr von der Stelle im Unkraut, wo Chaz sie erwartet hatte.
    »Ich zähle bis drei«, erklärte Chaz, »dann komme ich heraus und du stellst dich auf. Okay?«
    »Ja, verdammt. Ich sagte dir doch, ich will nur reden mit dir. Wenn ich etwas anderes vorhätte, könnte ich dich jederzeit ausräuchern, ohne daß du viel dagegen tun könntest.«
    »Versuch es lieber nicht«, warnte Chaz. »Eins – zwei – drei!«
    Beim letzten Wort trat er auf die oberste Stufe. Der Mann, den er beim Zugunglück gesehen hatte und der längst tot sein müßte, erhob sich und setzte sich offensichtlich waffenlos in Richtung Chaz in Bewegung.
    Chaz sprintete auf die Werkstatt zu und packte das Gewehr. Er legte es an.
    »Ruhig Blut«, hörte er die Stimme des roten Stromers, der sich der Ecke zur Werkstatt näherte. Als er in Sicht kam und Chaz mit dem Gewehr sah, blieb er abrupt stehen, ohne jedoch Angst zu zeigen.
    »Ein recht schmutziger Trick, den du dir da erlaubst«, brummte er. »Ich sagte, ich komme unbewaffnet – und ich bin auch unbewaffnet.«
    »Und es ist kein schmutziger Trick, wenn man eine ganze Bande gegen dieses Haus einsetzt?« erwiderte Chaz, das Gewehr immer noch auf den Roten gerichtet. »Ich weiß nicht, was du davon hältst, aber ich will jedenfalls am Leben bleiben.«
    »Wer sagt denn, daß ich dich tot sehen will?« knurrte der andere, und seine Augen wanderten zu den Gräbern. Er starrte auf das neugeschaufelte Grab. »Ist das Mädchen gestorben?« fragte er.
    »Welches Mädchen?«
    »Du weißt genau, welches Mädchen. Über sie möchte ich mich mit dir unterhalten. Wenn sie schon tot ist, ist es ohnehin unnötig.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst«, behauptete Chaz.
    »Du machst mir Spaß.« Der rote Stromer schüttelte den Kopf. »Es geht dir offenbar nicht in den Schädel, daß ich nichts gegen dich hab'. Dabei solltest du doch gemerkt haben, daß ich dir die Stromer jetzt schon gut zwei Jahre vom Hals halte. Du bildest dir doch nicht ein, das wäre allein dein Werk gewesen?«
    Er blickte Chaz herausfordernd an.
    »Sprich weiter«, brummte Chaz.
    »Das ist alles. Wenn das Mädchen tot ist, gibt's keine Probleme. Wenn nicht, muß ich in ihrer Nähe bleiben, bis sie es ist. Nur eines, ich muß einen Beweis haben, daß sie gestorben ist. Wenn das dort ihr Grab ist ...«, er deutete auf das neugeschaufelte, »mußt du sie wieder ausbuddeln, damit ich sie sehen kann.«
    Chaz war nahe daran, ihm seine ungeschminkte Meinung zu sagen, hielt sich jedoch gerade noch zurück. Das Ganze war ein Rätsel, das er lösen mußte. Und es würde sicher einfacher sein, Antworten zu bekommen, wenn er hilfsbereit schien. Doch noch ehe er etwas sagen konnte, fuhr der andere fort:
    »Wer war sie eigentlich? Eine Verwandte von dir? Sie haben sie durch die Schleuse von Gary, Indiana, herausgestoßen, und sie ist geradewegs hierhergekommen. Über sechzig Kilometer nach dem alten Straßensystem, nur daß sie querfeldein gelaufen ist. Tut mir leid, die ganze Sache. Aber ich muß sie tot sehen, wenn du in Ruhe gelassen werden willst.«
    Chaz entschloß sich, die Wahrheit zu sagen. Immerhin war er noch bewaffnet, und der Rote nicht.
    »Sie ist nicht tot«, erklärte er. »Ich zeige sie dir.« Er deutete mit dem Gewehrlauf zur Haustür. »Komm mit.«
    Er ließ den anderen vorausgehen und wies ihn an, die Treppe hochzusteigen. Der rote Stromer beugte sich über Eileen und zog eines ihrer Augenlider zurück, dann betrachtete er die entzündeten Stellen an ihrem Hals und oberhalb der Brust.
    »Im Höchstfall macht sie es noch vier Monate, vielleicht aber auch nur zehn Tage. Das Schlimmste hat sie schon überstanden – von den Erstickungsanfällen gegen das Ende zu abgesehen. Das Fieber wird bald vergehen. Aber das weißt du sicher genauso wie ich. Sie ist jedenfalls schon so gut wie tot.«
    »Nein«, entgegnete Chaz. »Sie wird nicht sterben.«
    Die Schärfe seines Tons erschreckte ihn selbst, wieviel mehr jedoch den roten Stromer. Er machte unwillkürlich einen Schritt zurück und starrte Chaz an.
    »Was soll das heißen? Willst du damit sagen, daß sie eine von uns ist? Daß es in der Familie liegt?«
    »Familie? Was liegt in der Familie?«
    »Was glaubst du denn, wovon ich rede?« schnaubte der Rote. »Das gleiche, das wir gemeinsam haben. Ich hab' dir in den letzten zwei Jahren die Stromer vom Hals gehalten – auch wenn du dich nicht gerade

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