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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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fern sein. Er zog seinen Raumanzug wieder an, nicht jedoch den Helm. Den ließ er achtlos im Gras liegen.
    Er sah sich um. Eileen hatte sich mit einem Schirm umgeben, der es ihm unmöglich machte, sie mit paranormalen Kräften zu finden. Er konnte nun nur seine gewöhnlichen Sinne zu Hilfe nehmen und seine Logik.
    Eileen war wie er im Sterilgebiet aufgewachsen. Bestimmt würde sie versuchen, sich dem eisigen Wind so wenig wie möglich auszusetzen, während sie Ausschau nach einem Unterschlupf hielt. Hügelabwärts, links von ihm, erstreckten sich offene Bodenwellen bis zum Horizont. Rechts dagegen gruppierten sich Nadelbäume zu einem in die Ferne reichenden Gürtel, der den Wind sicher ein wenig abhielt.
    Er folgte dem Gürtel in der Richtung, die er Eileen zuletzt nehmen gesehen hatte. Nach ungefähr zwei Kilometern kam er zu den Überresten eines Stacheldrahtzauns, der einst ein Stück Land abgegrenzt hatte. Ein Zaun bedeutete vermutlich, daß es irgendwo innerhalb ein Haus gab, oder zumindest einmal gegeben hatte. Das war bestimmt auch Eileens Folgerung gewesen.
    Die Zaunbruchstücke führten durch die Bäume zu einer sumpfigen Lichtung und um einen Teich herum hügelaufwärts. Auf der anderen Hügelseite fand Chaz zwar kein Haus, wie er gehofft hatte, aber dafür eine alte Asphaltstraße, die ostwärts zu weiteren Hügeln, und westwärts, doch in beträchtlicher Entfernung, zu ein paar niedrigen Häusern führte. Sicher hatte Eileen sich westlich gewandt.
    Von der Nähe gesehen, stellten sich die Häuser als eine ehemalige Tankstelle mit einem kleinen verkommenen Wohnhaus, einer Werkstatt und einer baufälligen Scheune heraus. Je näher er kam, desto vorsichtiger mußte er sein, denn es gab hier weder Gesetzeshüter, noch überhaupt Gesetze außerhalb der Sterilgebiete.
    Er schlich geduckt im rechten Straßengraben, wo ihn ihres Herbstlaubs zum größten Teil schon beraubte Sträucher und hohes Unkraut einigermaßen vom Entdecktwerden schützten. Ungefähr hundert Meter vor der Tankstelle hielt er an. Er befand sich in einer Zwickmühle. Wenn Eileen tatsächlich im Haus oder der Scheune Unterschlupf gefunden hatte, wollte er so schnell wie möglich zu ihr. Falls sich jedoch jemand anderer dort eingenistet hatte und sie vielleicht gar gefangenhielt, durfte er sich keineswegs direkt und offen dorthin begeben.
    Er kletterte aus dem Graben, kroch auf dem Bauch durch das hohe Gras und Unkraut des ehemaligen Feldes zu seiner Rechten und beschrieb so einen Bogen, um sich dem Haus nicht von vorn, sondern von der Seite zu nähern.
    Es war nicht einfach, sich in dem plumpen Raumanzug zu bewegen und er schwitzte bald am ganzen Körper. Aber zu seiner eigenen Überraschung stellte er fest, daß ihm die körperliche Anstrengung Spaß machte. Obwohl seine Lage hier zweifellos nicht ungefährlich war, fühlte er sich wohl wie selten zuvor.
    Wenn er nicht mit der Nase nur ein paar Handbreit über dem Boden gekrochen wäre, hätte er den in oberer Grashöhe straff durch das Feld gespannten Draht überhaupt nicht bemerkt und wäre darüber gestolpert, was sicher ein Warnsignal ausgelöst hätte.
    Er blieb direkt davor ruhig auf dem Bauch liegen und überlegte. Der Draht konnte nur bedeuten, daß sich tatsächlich jemand im Haus eingenistet hatte, und Eileen, falls sie überhaupt hierher gekommen war, zweifellos gefangengenommen worden war, denn Wohltätigkeit würde es unter den Kranken und Sterbenden in diesem verlorenen, öden Land wohl kaum geben. Er mußte also doppelt vorsichtig sein.
    Chaz blickte zum Himmel hoch. Wie immer war die Sonne hinter der dichten Wolkendecke verborgen, die sich nie auflöste. Aber es sah so aus, als würde die Nacht bald einbrechen, und zwar von einer Minute zur anderen. Es gab keinen malerischen Sonnenuntergang mehr, keine romantische Dämmerung, auch keinen Mond und keine Sterne, die des Nachts den Weg weisen konnten.
    Er zuckte vor Schreck zusammen und schmiegte sich noch dichter an den Boden, als hinter ihm, in entgegengesetzter Richtung des Hauses, eine Stimme laut rief:
    »Stromer! Roter Stromer! Roter Stromer! Komm zu mir ...«
    Die Stimme verklang und wieder herrschte Stille. Chaz wartete, aber der Rufer blieb stumm. Überlegend betrachtete er den Draht, dann legte er sich lang auf den Rücken und schob sich vorsichtig Zentimeter um Zentimeter darunter hindurch. Erst als er hinter ihm lag, drehte er sich wieder auf den Bauch und robbte nun schneller vorwärts, bis er das Haus von der Seite

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