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Das Millionen-Bewußtsein

Das Millionen-Bewußtsein

Titel: Das Millionen-Bewußtsein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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fast erreicht hatte. Im Hof rechts davon sah er drei Grabhügel nebeneinander, in denen windschiefe, improvisierte Holzkreuze steckten. Die Fensterscheiben von dieser Seite waren zerbrochen. Niemand spähte durch die gähnenden Öffnungen, wie er befürchtet hatte. Rechts von ihm, über ein paar eingefallenen Stufen, hing eine Tür ein wenig schief in den Angeln. Ein neu aussehendes Brett war zur Verstärkung quer über die Risse des alten Holzes genagelt. Das neue Brett deutete Gefahr an, aber die Tür stand einen Spalt offen – eine Einladung, die so kurz vor Nachteinbruch allzu verlockend war.
    Chaz sprintete lautlos über den freiliegenden Hof und schlich dicht an die Hausmauer gedrückt zur Tür. Er spähte durch den Spalt, und als seine Augen sich an die Dunkelheit im Innern gewöhnt hatten, sah er einen kleinen leeren Raum und eine Türöffnung, die in ein weiteres Zimmer führte.
    Er schlich durch die Tür und lauschte, aber kein Laut war zu vernehmen, dafür quälte ein unangenehmer Geruch, den er nicht zu identifizieren vermochte, seine Nase.
    Er blickte sich um und sah einen schweren Querbalken an der Wand lehnen, mit dem die Tür von innen verriegelt werden konnte. Er schloß die Tür, die sich überraschend lautlos in den Angeln bewegen ließ, und schob den Balken vor.
    Auf Zehenspitzen schritt er von einem leeren Zimmer des Erdgeschosses zum anderen, bevor ihm bewußt wurde, daß der undefinierbare Gestank vom oberen Stock kam. Vorsichtig kletterte er die zerfallene Treppe hoch. Je höher er kam, desto penetranter wurde der Gestank. Er folgte ihm – und fand, was er suchte.
    Er betrat ein kleines Zimmer, dessen Fensterrahmen mit transparenter Folie bespannt war. Ein ungeheizter uralter Kanonenofen befand sich in einer Zimmerecke. Säcke und Kisten standen herum, Werkzeug lag auf einem Regal, und zwei Gewehre hingen an der Wand. Außerdem gab es einen mottenzerfressenen Ohrensessel, einen Holztisch und ein breites Bett. Und auf diesem Bett ruhte Eileen, während die verwesende Leiche eines Mannes in Türnähe lag. Von ihr stieg der schreckliche Gestank auf.
    Chaz mußte gegen die Übelkeit ankämpfen, als er den Toten am Kragen seiner Kunststoffjacke aus dem Zimmer, die Treppe herunter und zur Haustür schleifte. Er hob den Riegel, öffnete die Tür und rollte die Leiche schnell hinaus.
    Dann hastete er, zwei Stufen auf einmal nehmend, zu Eileen zurück.
    Sie lag auf dem Rücken, immer noch in ihrem grünen Coverall, und war halb mit einer uralten, aber erstaunlich sauberen Decke zugedeckt. Während er sie ansah, murmelte sie irgend etwas und stieß die Decke von sich. Ihre Augen waren geöffnet, ihre Wangen glühten, und ihre Zunge benetzte die trockenen Lippen.
    »... der Park«, murmelte sie. »Du hast mir's versprochen, Mami.«
    »Eileen!« Er berührte sanft ihre Stirn. »Ich bin es, Eileen. Ich, Chaz.«
    Ihre Stirn brannte gegen seinen Handrücken. Sie zuckte vor seiner Berührung zurück.
    »Du hast es mir versprochen, Mami. Der Park ...«
    Er beugte sich über sie und öffnete den Kragen ihres Anzugs. Rote Flecken bedeckten ihren Hals. Sie und das hohe Fieber waren die ersten Anzeichen der Seuche. Sie mußte schon mindestens vier oder fünf Tage im Draußen zugebracht und die Sporen gleich am ersten Tag geschluckt haben, wenn ihr Zustand bereits so fortgeschritten war.

 
11.
     
    Er sah sich nach Wasser für sie um und fand eine Zwanzigliterkanne, wie die Bauern sie früher zur Milchablieferung benutzt hatten. Sie war voll Wasser. Er füllte einen Plastikbecher und hielt ihn ihr an die Lippen. Sie trank durstig, erwachte jedoch nicht aus ihrem Delirium.
    Er stellte den leeren Becher zurück und wollte sich näher im Zimmer umsehen, in dem sie sich befanden. Die Entfernung der Leiche und das Öffnen der Tür hatten die Luft ein wenig verbessert. Es war ungemütlich kalt und würde sicher im Laufe der Nacht noch kälter werden.
    Da ließ ihn wieder eine ferne Stimme zusammenzucken.
    »Stromer. Stromer – roter Stromer ...«
    Wenn ihn nicht alles täuschte, kam der Ruf aus einer anderen Richtung und stammte auch nicht von derselben Person, deren Stimme er bereits gehört hatte. Doch er hatte diesen Gedanken noch kaum zu Ende gedacht, als zweifellos die Stimme des ersten wieder erklang und auch aus der gleichen Richtung kam, wo er sie im Freien gehört hatte.
    »Stromer. Roter Stromer ...«
    Zwei weitere Stimmen schlossen sich dem Ruf an, jede aus einer anderen Richtung.
    Schnell trat er ans

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