Das Millionen-Bewußtsein
Aufnahmegeräten den Rücken zu und kehrte zu der langen Tischreihe zurück. Keiner dort kümmerte sich um ihn. Alle redeten in die Phone, befahlen die Versiegelung von einzelnen Gebäuden und Räumen, bestellten Hubschrauber, um sich abholen und aus dem Chicagogebiet transportieren zu lassen. Nur Jai saß untätig. Er beobachtete die anderen mit einem melancholischen Lächeln. Aber er hörte zu lächeln auf, als Chaz sich ihm gegenüberstellte.
»Warum?« wandte er sich an Chaz. »Was hast du denn davon? Wenn erst die anderen Explosionen Löcher in die Kuppel gerissen haben, wird dich keiner mehr vor der Menge schützen können, selbst wenn jemand es wollte.«
»Sprechen wir nicht von mir«, brummte Chaz. »Verstehst du denn nicht, daß für euch alles vorbei ist? Ihr habt ausgespielt. Sahst du denn nicht voraus, daß selbst wenn ich verliere die Zitadelle nicht mehr zu retten ist?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Die Pritchermasse«, fuhr Chaz fort. »Sie nützt euch nichts, egal, was mit ihr geschieht. Wenn du mich tatsächlich geistig begleitetest, als ich die Comicwelt besuchte, müßtest du dich doch erinnern, was sie sagten.«
»Sie?«
Chaz deutete auf die Pappfiguren der Gottesanbeterin und der Schnecke.
»Ach die!« sagte Jai abfällig. »Wir werden eine andere Welt finden.«
Chaz starrte ihn an, und plötzlich sah er auch Jai völlig klar. »Ja gibt es denn das?« brummte er überrascht. »Auch du hast ein Brett vor dem Kopf. Trotz deiner überragenden paranormalen Fähigkeiten und Intelligenz hast du deinen Kopf im Sand vergraben wie die anderen.«
Jai blickte ihn mit unbewegtem Gesicht an.
»Ich werde dir etwas zeigen«, sagte Chaz. Er griff nach der Masse jenseits Pluto – und fand den Weg durch Jais paranormale Kräfte blockiert. »Na, schön«, brummte er, »es geht auch von hier.«
Chaz griff erneut nach der Masse auf der Erde und nahm Verbindung mit der Gottesanbeterin und der Schnecke auf der Comicwelt auf. Er spürte, daß Jais Geist ihn wachsam begleitete.
»Sie wollen es nicht glauben«, sagte Chaz gleichzeitig laut zu Jai und telepathisch zu der Gottesanbeterin. »Darf ich dich noch einmal belästigen und dich bitten, ihnen persönlich zu erklären, daß der Weg auch zu jeglicher anderen Welt versperrt ist? Daß es nirgendwo einen Ort gibt, zu dem wir flüchten können?«
»Dieses eine Mal noch«, gestand die Gottesanbeterin ihm zu.
Die Masse auf der Erde bewegte sich und hob sich unter die transparente Kuppel über dem Dachgarten des Embryturms. Gleichzeitig veränderte sich in ganz Chicago die Realität, nicht nur für Chaz und Jai, sondern für alle dort. Es war nur eine kleine Veränderung, aber andererseits doch auch eine gewaltige – als ob eine zusätzliche Dimension entstanden wäre und es nun nicht nur Länge, Breite, Höhe und Zeit, sondern auch ein Abseits gäbe, das Erde und Comicwelt miteinander verband.
Die Gottesanbeterin und eine Schnecke erschienen über die Abseits-Dimension. In einer Hinsicht waren sie die zum Leben erweckten ausgeschnittenen Zeichnungen ihrer selbst. In anderer waren sie riesig und hingen in der Luft zwischen den Obergeschossen der Gebäude und der dicken Wolkendecke, sichtbar für alle im Chicagoer Sterilgebiet. Aber im endgültigen Sinn waren sie mehr als das, denn sie reichten geradewegs von der Erde über eine unvorstellbare, Lichtjahre weite Entfernung bis zu ihrer eigenen Welt, wo sie sich auch in Wirklichkeit befanden. Und doch waren diese drei Formen in Wirklichkeit nur eine einzige. Topologisch, in der Abseits-Dimension, waren alle drei Manifestationen lediglich Aspekte einer einzigen Einheit.
»Es ist wirklich so«, wandte die Gottesanbeterin sich an alle im Chicagogebiet, während die Schnecke, ohne sich zu bewegen, endlos über die dünne Oberfläche einer ewig strömenden Flüssigkeit glitt. »Es gibt andere Welten, aber nicht für eure Rasse; nicht, ehe ihr nicht euer Recht auf sie beweisen könnt.«
»Ihr könnt uns nicht aufhalten!« protestierte Jai tapfer. In der Abseits-Dimension, die nun um sie sichtbar war, glühte Jais paranormale Kraft, dem menschlichen Auge erkennbar, wie eine kleine Sonne unter den düsteren Lampen der anderen um ihn. Aber dieses Glühen war unsäglich kraftlos im Vergleich zu der brennenden Größe der Gottesanbeterin und Schnecke.
»Wir halten euch nicht auf«, berichtete die Gottesanbeterin. »Wir helfen euch nicht, aber wir hindern euch auch nicht. Ihr tut es selbst. Denkt
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