Das Mörderschiff
Anthony Dienstag abend gesehen hatte, er sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, Sir Anthony habe in seiner Art ein wenig übertrieben. Er meinte aber, daß nicht alles geschauspielert gewesen sei. Er war der Ansicht, daß Sir Anthony bei dem Gedanken an seine verstorbene Frau völlig zusammengebrochen und verzweifelt gewesen wäre und daß es völlig unvorstellbar sei, daß ein Mann, der den Gedanken an seine Frau so außerordentlich hoch hielt, zwei oder drei Monate später sich wieder verheiratet. Es sei denn, daß er zum Wohl der einzigen Person, die er jemals und so ausschließlich liebte, vorgab, wieder geheiratet zu haben.
Ich telegraphierte nach Frankreich. Die Polizei an der Riviera grub den Sarg in Beaulieu aus. Sie fanden den Sarg voller Holzscheite. Sie wußten das, Tony.« Der alte Skouras nickte. Er machte den Eindruck, als träume er.
»Sie brauchten eine halbe Stunde, um herauszufinden, wer den Totenschein ausgestellt hatte, und den größten Teil des Tages, um den Arzt selbst aufzutreiben. Sie beschuldigten ihn des Mordes. Dies kann in Frankreich auf Grund einer fehlenden Leiche geschehen. Der Arzt verlor keine Zeit, sie sogleich zu seiner Privatklinik zu führen, in der Lady Skouras sich in einem verschlossenen Zimmer befand. Der Arzt, die Oberschwester und noch ein paar andere sind bereits verhaftet. Warum, um Gotteswillen, sind Sie denn nicht eher zu mir gekommen?«
»Sie hatten Charlotte, und sie sagten, daß sie meine Frau ohne weiteres umbringen würden. Was … was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
»Gott weiß«, sagte Onkel Arthur ehrlich. »Sie ist in einem verhältnismäßig anständigen Gesundheitszustand, Tony. Calvert wurde das heute früh um fünf über Radio bestätigt.« Onkel Arthurs Daumen zeigte nach oben. »Er benutzte dazu Lavorskis großen Sender oben im Schloß.« Sowohl Skouras als auch Lord Kirkside standen mit offenem Mund da. Lavorski, von dessen Mund noch immer Blut floß, und Dollmann sahen aus, als ob sie der Schlag getroffen hätte. Die Augen von Charlotte waren weit aufgerissen. Sie sah mich auf eine ganz eigenartige Weise an.
»Es stimmt«, bestätigte Susan Kirkside. »Ich war bei ihm, er verbot mir, mit irgend jemanden darüber zu reden.« Sie nahm meinen Arm, wobei sie mich anlächelte. »Ich bitte nochmals um Entschuldigung für das, was ich vergangene Nacht zu Ihnen gesagt habe. Ich glaube, Sie sind der wunderbarste Mann, den ich je kennengelernt habe. Selbstverständlich mit Ausnahme von Rolly.« Als sie auf den Stufen Geräusche vernahm, wandte sie sich um, und im gleichen Augenblick vergaß sie alles, was den zweitwunderbarsten Mann anging, den sie in ihrem Leben getroffen hatte.
»Rolly!« schrie sie, »Rolly!«
Sie waren alle da. Ich zählte sie. Der Sohn von Lord Kirkside, der Ehrenwerte Rollinson, die Söhne des Polizeimeisters, die vermißten Besatzungen der kleinen Boote, und hinter allen eine kleine alte Frau in einem langen dunklen Kleid, mit einem schwarzen Schal auf dem Kopf. Ich schritt auf sie zu und nahm ihren Arm.
»Mrs. MacEachern«, sagte ich, »ich bringe Sie bald nach Hause. Ihr Mann wartet auf Sie.«
»Ich danke Ihnen, junger Mann«, erwiderte sie ruhig. »Das wäre sehr nett von Ihnen.« Sie hakte sich bei mir beinah besitzergreifend ein.
Charlotte Skouras kam auf mich zu und nahm nicht ganz so besitzergreifend, aber doch so, daß es jeder sehen konnte, meinen Arm.
Ich hatte nichts dagegen. »Wußten Sie Bescheid? Wußten Sie die ganze Zeit Bescheid über mich?« fragte sie.
»Er wußte Bescheid«, sagte Onkel Arthur nachdenklich. »Er sagte es wenigstens. Sie haben mir eigentlich die Sache niemals ganz erklärt, Calvert.«
»Es war gar nicht so schwer, Sir, wenn man alle Fakten kannte, heißt das«, fügte ich schnell hinzu. »Sir Anthony brachte mich darauf. Der Besuch, den er mir auf der ›Firecrest‹ abstattete, um jeglichen Verdacht abzulenken, den wir eventuell hätten haben können, weil unser Sender zerstört worden war, diente nur dazu, mich mißtrauisch zu machen. Normalerweise wären Sie niemals zu mir gekommen. Sie wären sofort an Land gegangen, zur Polizei oder zu einem Telefon, Sir. Dann erwähnten Sie, um mich dazu zu bringen, Ihnen von den zerstörten Telefonleitungen zu berichten, daß der Mann, der den Sender zerstört hatte, ja wohl nicht auch noch die beiden öffentlichen Telefonzellen in Torbay außer Betrieb gesetzt haben würde. Für einen Mann von Ihrer Intelligenz war eine solche Bemerkung
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