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Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition)

Titel: Das Möwennest (Het Meeuwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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hatte.
     
    ***
     
    Just in dem Moment, als der Vogel seine Füße erreicht hatte, fiel Harry etwas ein, das ihm unangenehm aufstieß.
    Dieser Sklaaten ist wirklich ein Geisteskranker gewesen. Hat er also tatsächlich…Nein, unmöglich…
    Ein eisiger Schauer trieb Harry die Gänsehaut in den Nacken.
    „Öffne die Luke, aber schön sachte, keine Hektik“, zischte Harry unvermittelt und hatte es plötzlich doch sehr eilig.
    „Los jetzt! Aua!“
    Der Vogel war auf seinen Fuß gehüpftt und hackte durch die dicke Anglerhose gegen Harrys Schienbein. Die Krallen des Tieres bohrten sich durch den Schuh. Sem stand wie versteinert neben ihm.
    „Mach die Luke auf! Jetzt! Verflixt noch mal, mach keine hektischen Bewegungen dabei!“
    Mit langsamem Schütteln versuchte er das schwarze Biest von seinem Fuß zu stoßen, aber es krallte sich noch fester. Die Spitzen der Klauen bohrten sich in Harrys Haut.
    „Arg… Mach schon!“, drängte der Dicke, aber Sem reagierte zu spät. Noch bevor er die Luke mit den Händen erreichte, gab einer der Vögel ein besonders lautes, markerschütterndes Krächzen von sich. Die übrigen Tiere stimmten mit ein, breiteten die Flügel aus und flatterten auf und ab. Sie machten einen beängstigenden Höllenlärm.
     
    ***
     
    Der Angriff begann unvermittelt, schnell und mit voller Wucht. Vogel um Vogel stürzte sich in Richtung des Podestes.
    „Los! Nun mach schon!“, schrie Harry, bückte sich und riss den Vogel von seinem Schuh. Es knackte zwischen seinen Fingern, aber das Tier bewegte sich wild und schnappte nach seiner Hand. Er warf es von sich. Zwei weitere schwarze Möwen stürzten heran, setzten sich auf Harrys Schulter und krallten sich fest. Mit einer schnellen Armbewegung riss er beide Vögel weg. Das Tier, das scharf an seinem Gesicht vorbei flog, bemerkte er zu spät. Mit dem messerscharfen Schnabel schlitzte es ihm die Wange auf. Ein warmer Strom Blut rann Harry über die Backe, über das Kinn, den Hals hinunter. Wild um sich schlagend drehte sich Harry zu Sem um. Der hantierte einhändig an der Luke herum und hielt mit der anderen einen Vogel fern. Harry stürzte in seine Richtung, um zu helfen. Gemeinsam stemmten sie sich von unten gegen die klemmende Bodenplatte. Mehr und mehr Vögel flogen an ihnen vorbei und versuchten sie anzugreifen. Etwas setzte sich auf Harrys Kopf und pickte nach seinen Augen. Es traf nur sein Nasenbein, ehe er es vor Schmerz schreiend von seinem Kopf reißen konnte. Auch Sem schrie. Drei riesige Viecher waren auf seinem Rücken gelandet und hackten nach seinem Nacken. Im Schein der Taschenlampe sah Harry, wie Sem oberhalb des Neoprenanzuges heftig zu bluten begann. Wild vor Verzweiflung und Wut hämmerten beide weiter gegen das Holz, bis schließlich ein dumpfes Quietschen und Knacken zu hören war. Mit vereinten Kräften schoben sie die Luke nach oben auf. Sem stürzte die Leiter hinauf. Harry schlug reflexartig mit der Taschenlampe nach einem Vogel, der auf Konfrontationskurs zu seinem Gesicht gegangen war.
    Treffer!
    Bewusstlos schleuderte das Tier zu Boden. Die Taschenlampe erlosch. Schwerfällig schleppte sich Harry die Leiter hinauf. Die Vögel krächzten und versuchten ihn wie wild zu verfolgen.
    Endlich oben angekommen, schlug Sem die Falltür zu.
    Gerade rechtzeitig waren sie in die tiefe Finsternis des Gebäudes geflohen und hatten den sicheren Tod gegen eine absolute Dunkelheit eingetauscht, in der es nach modriger, alter Luft roch.  
    „Was zum Teufel war das?“, keuchte Sem, nachdem sie einige Minuten in der Dunkelheit gesessen hatten, ohne ein Wort zu sprechen. Hier drin war es stockfinster und ihre Augen wollten sich einfach nicht daran gewöhnen. Immerhin hatten sie das Tosen der Wellen und das Schreien der Möwen hinter sich gelassen. Nur noch dumpf waren die Laute unter ihren Füßen zu hören. Zu dem Cocktail aus Hintergrundgeräuschen gesellte sich jetzt allerdings ein anderer Klang, ein beständig murmelndes, hölzernes Knarren. Die ganze Konstruktion ächzte unter den Böen des Sturms. Das Gebäude bewegte sich kaum merklich, dafür aber umso hörbarer.
    „Ich bin mir nicht sicher“, schnaufte Harry und nahm den schweren Rucksack vom Rücken. Er kramte einen Augenblick darin und fand schließlich wonach er suchte. Ein dreifaches Knacken flüchtete durch den Raum. Drei Knicklichter landeten auf den Boden. Schwaches grünliches Licht erhellte den Raum.
    „Irres Vogelvieh. Das gibt’s ja gar nicht. So angriffslustige Möwen

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