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Das Molekular-Café

Das Molekular-Café

Titel: Das Molekular-Café Kostenlos Bücher Online Lesen
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lachte und ging. Damals habe ich begriffen, daß ein
richtiger Mensch von einem Affen, der ihn anspuckt, nicht
beleidigt werden kann.«
»Die Geschichte ist sehr gut!« Kirby grinste. »Am besten
gefällt mir daran, daß er vollgespuckt wegging. Ein
lehrreiches Beispiel. Sehen Sie, Rong, ich glaube…« »Geschenkt, Kirby. Sagen Sie mir jetzt, wie lange Sie mich
hier im Betrieb noch dulden können. Ich möchte nämlich die
letzte Versuchsreihe noch beenden, und dazu brauche ich
mindestens…«
»Oh, wir sind nicht kleinlich! Ich warte gern auf Ihren
Abgang, und sei es bis morgen.«
»Verstehe.«
»Hören Sie, Dan«, Kirbys Stimme klang wieder herzlicher,
»denken Sie um Gottes willen nicht, das Ganze rühre aus
persönlicher Feindschaft her. Ich schätze Sie als
Wissenschaftler sehr, aber Sie wissen selbst…«
»Ich weiß.«
»Mir ist bekannt, wie schwer es ein Biochemiker
gegenwärtig hat, in Donomag einen anständigen Job zu
finden. Hier haben Sie eine Adresse nebst Telefonnummer.
Die bezahlen sehr gut, und die Arbeit ist wohl völlig selbständig. Von unserer Seite können Sie auf die besten
Empfehlungen zählen.«
»Das will ich auch stark hoffen.«
»Ich hoffe übrigens, Sie haben nicht vergessen, daß Sie bei
Ihrem Eintritt in unsere Firma unterschrieben haben, über
Ihre Arbeit zu schweigen?«
»Hab’s nicht vergessen.«
»Großartig! Alles Gute! Wenn Sie mal den Wunsch
verspüren, abends auf einen Sprung bei mir
vorbeizukommen, um ein, bißchen zu plaudern, so ganz unter
Freunden, würde ich mich sehr freuen.«
»Danke. Mach’ ich, wenn ich den Wunsch verspüre.«
    »Doktor Rong?«
»Ja.«
»Herr Latiani erwartet Sie. Ich melde Sie sofort an.« Rong sah sich im Empfangszimmer um. Nichts dagegen zu
    sagen, die Sache schien auf soliden Füßen zu stehen. An der
    Einrichtung wurde jedenfalls nicht gespart, das sah man. »Bitte!«
Auf dicken, weichen Teppichen durchschritt er die
    einladend geöffnete Tür. Hinter einem Schreibtisch erhob sich ein hochgewachsener Mann mit Glatze und mattbleichem Gesicht.
    »Sehr angenehm, Doktor Rong! Nehmen Sie bitte Platz.« Rong setzte sich.
»Wenn ich Doktor Kirby richtig verstanden habe, möchten
    Sie bei uns arbeiten?«
»Sie haben Doktor Kirby richtig verstanden, aber zunächst
würde ich gern etwas über den Charakter der Arbeit
erfahren.«
»Selbstverständlich. Wenn Sie nichts dagegen haben,
werden wir uns darüber unterhalten, nachdem ich Ihnen ein
paar Fragen gestellt habe.«
»Bitte sehr.«
»Sie haben bei Doktor Kirby gearbeitet. Sind Sie dort
weggegangen, weil die Ergebnisse Ihrer Tätigkeit die
ursprünglichen Hoffnungen nicht gerechtfertigt haben?« »So ist es.«
»War nicht die Idee als solche…«
»Entschuldigen Sie, aber ich bin durch meine Unterschrift
gebunden, und ich möchte nicht…« Rong runzelte die Stirn. »Um Gottes willen! Mich interessieren keine
Firmengeheimnisse. Ich möchte nur wissen, ob nicht die Idee
als solche beim heutigen Stand der Wissenschaft ein bißchen
verfrüht war, sagen wir, ein bißchen phantastisch?« »Die ursprünglichen Annahmen haben sich nicht bestätigt.
Darum kann man sie, wenn Sie so wollen, als phantastisch
bezeichnen.«
»Ausgezeichnet! Zweite Frage: Sind Sie ein Freund von
alkoholischen Getränken?«
Eine ulkige Art, sich mit einem künftigen Mitarbeiter
bekannt zu machen, dachte Rong.
»Ein Enthaltsamkeitsgelübde habe ich nicht abgelegt«,
antwortete er brüsk, »aber während der Arbeit trinke ich
nicht. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
»Gewiß nicht, gewiß nicht!« Latiani schien begeistert zu
sein.
»Nichts weckt die Phantasie so sehr wie ein guter Kognak.
Meinetwegen sogar bei der Arbeit. Glauben Sie mir, das
interessiert uns überhaupt nicht. Und wie steht es mit
Rauschgift?«
»Entschuldigung«, sagte Rong und erhob sich, »aber ich
glaube, wenn das Gespräch in diesem Ton weitergeht…« Latiani sprang auf. »Was haben Sie denn, lieber Doktor
Rong? Ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe treten. Die
Wissenschaftler, die bei uns am Problem arbeiten, genießen
völlige Bewegungsfreiheit, und wir denken gar nicht daran,
ihnen während der Arbeit Alkohol und Rauschgift zu
verbieten, im Gegenteil, wir ermuntern sie sogar…« »Wozu?«
»Zu allem, was der Aktivierung der Phantasie dient. Das ist
eine Besonderheit unserer schöpferischen Methode.« Die Sache roch geradezu nach einer plumpen Mystifikation. »Hören Sie, Herr Latiani«, sagte Rong, »vielleicht machen
Sie mich doch erst einmal mit dem Wesen

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