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Das Mond-Monster

Das Mond-Monster

Titel: Das Mond-Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Griff.
    »Mehr weißt du wirklich nicht?«
    »Nein, nein, und ich will auch nicht mehr wissen, verstehst du. Bitte nicht mehr.«
    »Schon gut.«
    Die junge Frau mit dem Kopftuch atmete auf. Sie ging einen Schritt zurück und legte ihre Handflächen wie betend gegeneinander. »Du musst auf dich Acht geben, junge Frau. Bitte, tu es. Pass auf dich auf. Man kann dem Schicksal nicht entrinnen, aber der Mensch ist oft in der Lage, es etwas zu ändern.«
    Sie sagte nichts mehr, drehte sich um und lief weg, als wollte sie fliehen.
    Helen blieb zurück. Sie dachte nicht daran, die Frau zu verfolgen. Sie blieb neben dem Wagen stehen und hörte hinter sich das Summen der Kirmes. Sie war wie ein Riese, der die verschiedensten Geräusche ausstieß und sich für keines so richtig entscheiden konnte.
    Ihr Herz schlug schneller. Im Innern tobte eine Unruhe wie seit langem nicht mehr. Zwar war sie nicht mit der Pleite der New Economy zu vergleichen, denn bei diesem Niedergang war noch die Wut in Helen aufgestiegen, in diesem Fall jedoch hielt sie ein Gefühl der Angst so fest, dass es schon an Unbehagen grenzte.
    Sie schaute zum Himmel. Es dunkelte. Die Dämmerung näherte sich mit langen Schritten, und der blasse Kreis des Vollmonds war jetzt deutlich zu sehen. Nicht dass sie sich davor gefürchtet hätte, aber er bereitete ihr schon Unbehagen.
    Jetzt ärgerte sich Helen, dass sie ihren Wagen zurückgelassen hatte. Ein Spaziergang zum Jahrmarkt hatte es werden sollen. Das war auch passiert, aber sie musste die drei Kilometer auch wieder zurück. Und auf dem Weg nach Hause würde es dunkler werden und sie glaubte nicht daran, dass die Unruhe nachlassen würde.
    Als einsame Wanderin bewegte sich Helen Cross über die Straße. Sie ging schnell, als wollte sie vor den warnenden Worten der Zigeunerin davonlaufen…
    ***
    Mike Derek war in die Dunkelheit hineingefahren. Sein schwarzer Leichenwagen bewegte sich wie ein drohender Schatten über den Asphalt der Straße hinweg, als wäre er derjenige, der darauf lauerte, verlorene Seelen einzufangen.
    Der Motor des Admirals besaß acht Zylinder. Sehr gepflegt, obwohl schon so alt. Deshalb war ein Geräusch so gut wie nicht zu hören. Der schwere Wagen glitt weiter und hinter den verdunkelten Scheiben war auch Mike kaum zu erkennen.
    Man kannte ihn in der Umgebung. Man wusste, welchen »Spleen« er hatte. Man akzeptierte ihn. Man lachte auch über ihn, obwohl es andere Menschen gab, die ihn und seinen Wagen zum Teufel wünschten, weil er einfach nicht in diese Umgebung hineinpasste.
    Daran störte sich Mike nicht. Er ging oder fuhr seinen Weg, und er war fest entschlossen, das zu schaffen, was die Bullen nicht fertig gebracht hatten. Er wollte das Mond-Monster stellen. Es war ihm ein dringendes Bedürfnis.
    Manchmal begriff er selbst nicht, weshalb er so scharf darauf war, sich mit dem Unhold abzugeben. Das Mond-Monster war ebenso ein Außenseiter wie er selbst. Auch das war noch längst kein Grund dafür, dass sie sich zusammenfanden. Da musste es noch etwas anderes geben, das diesen Jagdinstinkt bei ihm ausgelöst hatte.
    Wieder war Vollmond. Wie schon so oft. Auch er merkte die Veränderung. Er war nicht mehr wie sonst. Der Trieb drang in ihm hoch und wenn er die Spitzen der beiden Zähne an seiner Unterlippe spürte, dann war ihm klar, dass er jetzt etwas brauchte, um sich wohler fühlen zu können.
    Blut!
    Ja, er war so weit. Kein Vampir, aber auch kein Mensch. In seiner Brust kämpften zwei Seelen. Er war zerrissen, er kam mit sich selbst nicht zurecht. Er musste Blut trinken. Wenn nicht, würde diese Nacht zum Horror werden.
    Es war noch nicht völlig finster, aber der volle Mond zeigte sich bereits in all seiner Pracht, sodass Mike dessen Licht schon jetzt voll und ganz genießen konnte.
    Der blassgelbe Kreis schien auf die Erde und zugleich auf einen bunten Lichtschein, der vom Boden her gegen den Himmel stieg und dort verwehte.
    Mike Derek wusste sehr gut, dass wie jeden Sommer der Jahrmarkt zurückgekehrt war und etwas Leben in diese Einsamkeit brachte. Er selbst hätte auch dort hinfahren und sich etwas zu Trinken holen können. Das hatte er bisher vermieden. Er wollte noch nicht an Menschen heran. Das Tierblut reichte ihm aus. Er trank es auch nur in den hellen Vollmondnächten, ansonsten konnte er sich nicht vorstellen, überhaupt so etwas zu tun.
    Mike bog von der normalen Straße ab und fuhr in einen schmaleren Feldweg, über dessen Unebenheiten der schwere Leichenwagen

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